Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
glaube, ich werde ein Fest geben«, meinte Tony. »Ein größeres als ihre üblichen Dinnerpartys zum Geburtstag. Vielleicht mit einem Ball und einigen Hausgästen, die eine Woche in Brierwood bleiben werden, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Nash. »Jenny wird sich über die Abwechslung freuen, nicht wahr? Ich habe gehört, dass Frauen so etwas Spaß macht.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es Jennys Vorstellung von Abwechslung entspricht, eine Hausgesellschaft für Mamas Freunde zu organisieren«, entgegnete Tony. »Wirst du auch kommen, Stefan? Immerhin ist es dein Haus – und Mama würde sich sehr freuen.«
Um Nashs Mund lag ein kaum zu bemerkender angespannter Zug. »Wir werden sehen«, sagte er schließlich. »Was sind deine Pläne für den Tag, Tony? Werde ich dich heute Abend bei White’s sehen?«
»Ich denke nicht«, erwiderte sein Stiefbruder. »Ich habe nach dem Dinner noch eine Verabredung. Wir wollen ein wenig am Test and Corporation Act herumnörgeln, aber wenn du mich fragst, vergeuden wir damit nur unsere Zeit. Und anschließend findet ein Treffen statt, um die Strategie für die Zwischenabstimmung festzulegen.«
»Warum nimmst du dein Abendessen dann nicht hier ein?«
»Gern, wenn du mir nachsiehst, dass ich gleich danach fortmuss«, sagte Tony. »Wie es aussieht, werden sich die verdammten Diskussionen bis in die Nacht hinziehen.«
»Aber dein Sitz im Unterhaus ist doch sicher? Du bist doch wiedergewählt worden, was musst du also noch tun?«
Tony schob den Stuhl zurück und erhob sich. »Das ist das Wesen englischer Politik, Stefan. Wahlen kosten nicht einfach nur Unmengen an Geld, sie erfordern auch Engagement. Eine Hand wäscht die andere und dieser ganze Blödsinn. Und schlechte Bezirke kosten nun einmal sehr viel Geld. Du hast Glück, im Oberhaus zu sitzen, wo man sich nicht mit den Meinungen des gemeinen Volkes auseinandersetzen muss – oder mit dessen Fäusten.«
Nash lächelte und trank langsam seinen Kaffee. »Eigentlich denke ich nie über so etwas nach, Tony«, sagte er und starrte seinen Stiefbruder über den Rand der Tasse hinweg an. »Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Vorrechte meiner gehobenen Klasse auszuleben – und deren Laster, versteht sich.«
Sein Stiefbruder schaute finster auf ihn hinunter. »Und genau diese Art zu reden schadet deinem Ruf, Stefan«, tadelte er ihn. »Ich bitte dich, darauf zu achten – denk zumindest an Mama.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand meine Stiefmutter für meinen Charakter verantwortlich machen würde, Tony«, entgegnete Nash. »Ich mag Edwina, und sie mag mich, aber sie hat mich nicht großgezogen – leider.«
Mit welchem Argument auch immer sein Bruder gekontert hätte, Gibbons kam ihm zuvor, indem er vom Ankleidezimmer zum Fenster ging. »Ein Wunder, Mylord«, verkündete er und schaute auf die Straße hinunter. »Der Regen hat aufgehört. Ich denke, Ihr könnt nun unbeschadet hinausgehen.«
Aber Nash würde nicht einfach nur hinausgehen, er würde vielmehr in die Offensive gehen. »Wunderbar, Gibbons«, sagte er. »Veranlasst, dass mein Einspänner vorgefahren wird, und bringt mir meinen dunkelgrauen Cut.«
In Wapping klarte der Himmel erst am Nachmittag auf. Xanthia stand am Fenster ihres Büros, schaute über das obere Hafenbecken zu den St. Savior’s Docks und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Der Londoner Regen hatte wenig dazu beigetragen, den Schiffsverkehr auf der Themse zu beruhigen, denn die Art der Geschäftigkeit wurde von Männern vorangetrieben, die jedem Wetter trotzten.
Die Londoner Docklands stellten noch immer eine ständige Faszination für Xanthia dar. Selbst jetzt, gut vier Monate nach ihrer Ankunft in London, flößte ihr das East End mit seiner Industrie und dem Handel Respekt ein. Für Xanthia war Wapping England. An ihre Kindheit in Lincolnshire hatte sie keine Erinnerung mehr. Genau genommen waren ihre Erinnerungen nie über die Zeit auf den Westindischen Inseln hinausgegangen, bis sie und Kieran vor fünf Jahren London besucht hatten, um ein zweites Büro für Neville Shipping zu eröffnen.
Aber in dem Moment, in dem ihr Schrankkoffer aus dem Schiff gehievt und auf den Kai dieser hektischen Stadt gestellt worden war, hatte Xanthia sich sofort gefühlt, als gehöre sie hierher. Nicht auf das Land oder nach Mayfair, wo ihr Haus stand, sondern hierher, inmitten von all diesem Schmutz und Gestank und der pulsierenden Aktivität. Wenn
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