Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
mochte, obwohl sie ihn als das erkannte, was er war – charmant und attraktiv, aber durch und durch Politiker. Doch er hatte freundliche Augen und verehrte seine Mutter sehr, was nach Xanthias Meinung für einen guten Mann sprach. Aber mochte Mr. Hayden-Worth auch noch so charmant sein, an diesem Nachmittag wurde Xanthias Gesellschaft von Nash eingefordert, der ihr statt des Ausritts einen Spaziergang durch Brierwoods herrliche Gärten in Aussicht gestellt hatte.
Zugegebenermaßen war dieser Schachzug von ihm sehr geschickt, denn in den Gärten waren sie – scheinbar – noch unter der Beobachtung seiner Mutter, aber doch eigentlich so gut wie allein, denn die Gärten waren weitaus größer als Lady Nashs Aufmerksamkeitsspanne. Xanthias und Nashs Schritte waren auf den Steinplatten des Weges, der zur Rückseite des Hauses führte, kaum zu hören.
Die vorderen Gärten waren formell angelegt, mit mehreren Brunnen und einer Vielzahl gestutzter Hecken, deren geometrische Verläufe man am besten von den oberen Etagen des Hauses aus bewundern konnte. Auf der Rückseite des Landsitzes waren die Gärten von herrlich englischer Art, mit sich windenden Wegen, die mit Steinplatten gepflastert oder gekiest waren, und mit Steinmauern, die hin und wieder von schmiedeeisernen Rundbögen unterbrochen wurden, die dem Betrachter einen faszinierenden Blick von einem Gartenbereich in den nächsten gewährten. Hinter jedem dieser Bögen könnte ein Brunnen auftauchen, eine rosenberankte Pergola oder vielleicht eine kunstvoll in Form gestutzte Hecke.
Bei Nash untergehakt duckte sich Xanthia ein wenig, als er mit der Hand einen üppig blühenden Zweig aus dem Weg schob. »Wie grün alles ist«, sagte sie und bewunderte eine lange Reihe von Sträuchern. »Flieder, nicht wahr?«
»Meine Liebe, ich habe keine Ahnung«, sagte er, zog sie ein wenig enger zu sich und legte seine Hand auf ihre, die auf seinem Arm ruhte. »Ich kann eine englische Eiche kaum von einer englischen Rose unterscheiden.«
»Dieser Gartenspaziergang war also nur ein Vorwand?«, neckte Xanthia ihn. »Eine List, um mich von der Seite deiner Stiefmutter fortzulocken?«
»Bitte, erwarte von Edwina nicht, dass sie über deine Tugend wacht, meine Liebe«, erwiderte Nash trocken. »Kannst du dir vorstellen, wie es sein wird, wenn Phae und Phoebe in die Gesellschaft eingeführt werden? Ich werde Bow Street-Läufer anheuern müssen, um die beiden im Auge zu behalten.«
»Wir sind also ganz allein im Garten?« Xanthias Stimme klang tief und verheißend.
»Das würde ich doch meinen. Die Gärtner ziehen sich immer respektvoll zurück, wenn ich hierherkomme – was vielleicht ein Mal im Jahr der Fall ist. Keine allzu große Zumutung, nicht wahr?«
Xanthia schaute auf und betrachtete sein Gesicht. »Es ist so wunderschön hier. Und Brierwood ist sicherlich das herrlichste Haus, das ich je gesehen habe. Findest du es hier unerträglich langweilig?«
Nash schaute nachdenklich zu Boden. »Vielleicht beginne ich gerade es zu mögen, Zee. Ich empfinde ... es irgendwie anders. Aber komm, lass uns nicht über so ernste Dinge reden.« Er blieb stehen und strich mit dem Handrücken über ihre Wange. »Ich würde lieber darüber reden, wie wir es heute Abend anstellen, dass ich in dein Bett komme – ohne dabei von deinem Bruder ertappt zu werden.«
Xanthia lachte. »Ich denke, das wird ganz einfach sein. Zwischen seinem und meinem Schlafzimmer liegt ein recht großer Salon, und meine Tür zum Korridor hat ein höchst unzuverlässig aussehendes Schloss.« Sie blickte ihn wieder an. »Ich könnte auch zu dir kommen.«
Nash lächelte zu ihr hinunter und schien darüber nachzudenken. Sie spürte, dass ihm noch etwas anderes durch den Kopf ging. Gestern Abend, während des Essens, dem Kaffee und der Partie Whist, die sich angeschlossen hatte, war Nash außerordentlich gastfreundlich gewesen, hatte aber doch ein wenig distanziert gewirkt. Er hatte wie ein Mann ausgesehen, der nicht ganz dazugehört – wie jemand, der sich in sich zurückgezogen hatte, um über etwas Ernsthaftes nachzudenken. Sogar Kieran hatte eine Bemerkung darüber verloren.
Du lieber Himmel, sie hoffte, dass Nash nicht über die fehlenden Briefe nachgrübelte! Xanthia hatte Mr. Kemble nicht mehr gesehen, seit sie ihn in Wapping fortgeschickt hatte. Ungeachtet ihrer hitzigen Drohungen würde sie die Briefe vermutlich nie zurückbekommen. Sie spürte, wie das stechende Gefühl von Schuld zurückkehrte. Ein Teil von
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