Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
können es wagen, die Grenzen des Anstands bis dorthin auszudehnen.«
Xanthia lachte und folgte ihm bereitwillig. »Ich kann nicht glauben, dass wir uns so große Gedanken darüber machen, deine Stiefmutter nicht zu beunruhigen.«
»Es geht nicht um sie«, sagte er ernst. »Wir wahren deinen guten Namen.«
»Aber ich wage mich regelmäßig an Orte, die keine Lady je aufsuchen würde, und das zudem noch oft in einer Begleitung, die keine Lady je akzeptieren würde.«
Nash runzelte leicht die Stirn. »Aber das ist nicht dasselbe, wie mit mir allein zu sein«, erklärte er. »Was du in Wapping tust ... nun, man könnte fast sagen, es geschieht außerhalb der Sichtweite, außerhalb des Bewusstseins der Gesellschaft. Aber eine Affäre mit einem Mann wie mir zu haben, das ist eine ganz andere Sache.«
Xanthia ging die Stufen des Pavillons hinauf und setzte sich auf die halbrunde Bank. »Und deshalb soll ich dich einfach aufgeben?«, fragte sie und sah ihn direkt an. »Ist es das, was du mir vorschlägst?«
Zu ihrer Überraschung wandte Nash den Blick ab. »Nein«, erwiderte er ruhig, »nicht ... ganz.«
»Was dann?«, wollte sie wissen.
Nash schwieg eine Weile. »Ich weiß es nicht genau«, gestand er schließlich. »Ich denke sehr viel an dich, meine Liebe. Denke daran, wie es zwischen uns angefangen hat.«
»Stefan!«, sagte sie tadelnd, schlang den Arm um seine Taille und legte die Wange an seine Schulter. »Es war Verlangen auf den ersten Blick. Manchmal passiert so etwas einfach. Auch ich denke an dich – denke an dich zu Zeiten, an denen ich nicht an dich denken sollte.«
Er schaute schweigend in den Obstgarten, der hinter ihnen lag. Dann, als hätte er sich vergewissert, dass sie wirklich allein waren, legte er einen Arm um Xanthias Schultern. Es war ein wunderbarer, tröstlicher Augenblick. Eine lange Weile saßen sie einfach da, lauschten dem Zwitschern der Vögel und betrachteten die ruhige, funkelnde Oberfläche des Teiches. Xanthia fühlte eine Richtigkeit in seiner Umarmung, ein Einssein mit Nash, das sie zuvor mit noch keinem anderen Mann empfunden hatte. Außerdem war da eine Freude – eine Freude, von der sie fürchtete, sie könnte bald wieder verschwinden.
Nach einer Weile holte sie tief und zitternd Luft. »Es gibt eine Frage, Stefan, die du mir nie gestellt hast«, sagte sie. »Ich dachte, du würdest es nach unserer kleinen Eskapade auf Lady Cartselles Ball tun.«
»Und die Frage wäre, meine Liebe?«, murmelte er und neigte den Kopf, um sie anzusehen.
Einen langen Moment schwieg sie. »Es ist wegen meiner Jungfräulichkeit«, sagte sie schließlich. »Warum ich ... keine Jungfrau mehr war.«
Verspannte er sich, oder bildete sie sich das nur ein? »Eine Jungfrau?«, wiederholte er, und seine Stimme klang gelassen. »Nun, was das betrifft, Zee, so fürchte ich, habe auch ich ein kleines Geständnis zu machen.«
Sie sah ihn fragend an. »Welcher Art?«
»Du musst jetzt sehr stark sein, meine Liebe.« Er beugte den Kopf und legte den Mund nah an ihr Ohr. »Auch ich war keine Jungfrau mehr.«
Sie brach in Lachen aus und streckte den Rücken durch. »Ja, ich habe die Gerüchte gehört«, erwiderte sie. »Aber kannst du jetzt bitte ernst sein, Nash?«
»Ich bin völlig ernst. Was geht es mich an, wenn du vor mir Liebhaber hattest? Ich hatte mehr Frauen, als ich zählen kann. Aber – nun gut, ja, ich gebe es zu – ich habe mich das natürlich schon gefragt. Ich bin ein Mann, und wir sind schwache, neugierige Kreaturen. Nichtsdestotrotz denke ich, dass es mir gelungen ist, mir selbst eine Antwort darauf zu geben.«
Xanthia zog eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich?«
Er lächelte träge, beugte sich leicht vor und küsste sie auf die Nasenspitze. »Ich kam zu dem Schluss, dass du vor langer Zeit geglaubt hast, in diesen zornigen jungen Mann in deinem Büro verliebt zu sein – Mr. Lloyd, so heißt er doch, nicht wahr? Der Bursche ist recht attraktiv, und er sieht dich mit diesem ... nun, mit diesem gewissen Blick an.«
Sie lachte und legte die Fingerspitzen auf ihre Brust. »Und was für ein Blick ist das?«
Nash zuckte mit den Schultern. »Ein besitzergreifender«, sagte er. »Der Blick eines wütenden Liebhabers. Sag mir nicht, dass du ihn nicht bemerkt hast, Zee?«
Xanthia seufzte. »Ich habe es vermutet«, gab sie zu. »Es ... ist schwer zu erklären.«
»Du musst es nicht.«
Sie legte die Hand an seine Wange. »Aber ich sollte es vielleicht«, sagte sie ehrlich. »Oder
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