Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
bohrende Blick des Mannes begegnete dem seinen. »Italienisch«, sagte er. »Und elsässisch.«
»Bitte?«
»Ihr habt über meine Abstammung nachgedacht«, sagte der Mann gelassen. »Nein, ich bin nicht englischer Herkunft.«
»Ich denke, das geht außer Euch selbst niemanden etwas an«, entgegnete Nash.
»Nichtsdestotrotz ist es manchmal einfacher, die Neugierde zu befriedigen.
»Wie Ihr meint.« Nash lächelte leicht, dann schaute er wieder auf die Visitenkarten. »Und ... Mr. Kemble, nicht wahr? Kennen wir uns, Sir?«
»Vielleicht sind wir uns bereits irgendwo begegnet«, sagte der Mann ausweichend.
»Nun«, Nash legte die Karten beiseite und setzte sich, »ich kann mir nicht denken, was die Regierung von mir will. Mich interessiert Politik nicht besonders. Aber trotzdem – wie kann ich behilflich sein?«
Der Mann, der sich de Vendenheim nannte, blickte plötzlich unbehaglich drein und räusperte sich vernehmlich. »Das Innenministerium hat gewisse Nachforschungen angestellt, Lord Nash, hinsichtlich einiger Unregelmäßigkeiten in diplomatischen Kreisen«, begann er. »Wir würden Euch im Zusammenhang mit diesen Unregelmäßigkeiten gern gewisse Fragen stellen.«
»Ich kenne niemand nennenswerten innerhalb des diplomatischen Corps«, bemerkte Nash.
Etwas wie Befriedigung flackerte in de Vendenheims Augen auf. »Oh, wir sind da anderer Meinung«, entgegnete er. »Der Comte de Montignac, ein Attaché an der Botschaft Frankreichs, ist der Empfänger einer sehr großen Geldsumme gewesen – Eures Geldes, um es direkt zu sagen.«
Lord Nash schwieg. Seine Alarmglocken schrillten, doch es gelang ihm, sie zu ignorieren. Die Erinnerung an jene geschmacklose Szene in Belgravia kam ihm in den Sinn – und die Drohung, die einige Wochen später auf Lady Cartselles Maskenball ausgesprochen worden war. Andererseits war es die Comtesse de Montignac gewesen, von der die Drohung stammte, nicht ihr Mann. Und was scherte sich das Home Office um etwas, was kaum mehr als ein Fall subtiler Erpressung gewesen war?
»Lord Nash?«, sagte de Vendenheim.
Der Marquess räusperte sich. »Welche Lügen auch immer die Comtesse de Montignac erzählt hat – sie sind genau das«, entgegnete er ruhig. »Lügen.«
»Aber Ihr habt ihr Geld gegeben, um es an ihren Mann weiterzuleiten, oder nicht?«, hakte Mr. Kemble nach. »Eine große Summe Geld. Wir würden einfach nur gern wissen, warum Ihr das getan habt.«
Nash starrte den Mann finster an und wünschte, er würde sich zum Teufel scheren. »Das geht Euch nichts an, Sir«, sagte er kühl. »Ich schulde Euch keine Erklärung und, um deutlich zu werden, ich werde Euch auch keine geben. Ganz egal, von welcher Seite man es betrachtet, die Sache ist kaum Angelegenheit des Innenministeriums.«
De Vendenheims Stirnrunzeln verstärkte sich. »Diplomaten ist es verboten, Bestechungsgelder von den Bürgern des Landes anzunehmen, in dem sie akkreditiert sind.«
Bei diesen Worten warf Nash den Kopf in den Nacken und lachte. »Verboten von wem, de Vendenheim?«, fragte er ungläubig. »Von deren Heimatland? Sicherlich seid Ihr nicht so naiv? Das Home Office sollte sich lieber um die englischen Gesetze kümmern – von denen ich übrigens keines gebrochen habe. Und was das französische Recht betrifft, nun, die Regierung Frankreichs würde zusammenbrechen, gäbe es keine Schmiergelder und Erpressung mehr.«
Er konnte sehen, dass sich de Vendenheims Frustration verstärkte. »Ihr scheint die Angelegenheit nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu betrachten, Lord Nash«, schnappte er. »Ich kann Euch versichern, dass Verrat in England noch immer ein Verbrechen ist, für das man gehängt wird.«
»Verrat?«, sagte Nash äußerst ruhig. »Bei Gott, das ist ein zu gefährliches Wort, um damit hausieren zu gehen, Sir. Euer Leben kann Euch nicht viel wert sein, wenn Ihr es wagt, in mein Haus zu kommen und es mir an den Kopf zu werfen.«
De Vendenheim sah nicht besonders besorgt aus. »Ich werde Euch keine Satisfaktion geben, Nash, wenn es das ist, worauf Ihr aus seid«, erwiderte er und machte eine wegwerfende Geste. »Ich bin kein Gentleman, und ich fühle mich auch nicht gezwungen, so dumm zu handeln, wie einige von ihnen es tun.«
Nash sprang hinter seinem Schreibtisch auf. »Ich hingegen würde schon große Genugtuung dabei empfinden, Euch einfach aus meinem Haus zu werfen und –«
»Bitte, Lord Nash!« Mr. Kemble hob mahnend die Hand. »Darf ich vorschlagen, dass wir alle uns einen Moment
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