Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
dann würdest du jetzt nicht handeln müssen.«
Tonys Gesicht wurde blass, bis es so weiß war wie seine Cricketkleidung. »Lieber Gott«, keuchte er, »was hat Jenny diesmal angestellt?«
»Ich kann es nur vermuten«, stieß Nash hervor, »nicht beweisen. Aber wir haben keine Zeit, Tony. Ich möchte, dass du auf dein Zimmer gehst und deine Sachen packst. Wir müssen aufbrechen. Jetzt.«
»Aufbrechen?«, fragte sein Stiefbruder ungläubig. »Aber was ist mit Mamas Geburtstagsfeier?«
»Es tut mir leid«, erwiderte Nash knapp, »aber wir reden hier über deine politische Karriere, Tony. Ich denke, ich weiß, wie unter diesem Gesichtspunkt deine Entscheidung ausfällt. Also geh jetzt, schnapp dir Gibbons und sag ihm, er soll ein paar Sachen für mich packen – und meine Geldkassette mitnehmen. Ich will alles in fünf Minuten hier unten haben. Ich werde währenddessen zu den Ställen gehen, damit man deine Kutsche fertig macht und vorfährt.«
Er hatte jetzt Tonys ungeteilte Aufmerksamkeit. »In zwei Minuten«, sagte er. »Aber wohin fahren wir, Nash?«
»Nach Frankreich«, sagte Nash angespannt. »Wir folgen Jenny nach Cherbourg. Meine Jacht liegt in Southampton vor Anker. Wenn wir uns beeilen, können wir bei Einbruch der Dämmerung dort sein.«
Xanthias Magen brannte noch vor Übelkeit, als sie sah, wie Nash Mr. Hayden-Worth mit sich den Korridor entlang und in die Bibliothek zog. Die schmerzliche Anklage in seinen Augen war unübersehbar. Lieber Gott. Er wusste es. Es war vorbei.
Ohne darüber nachzudenken, verließ sie ihren Bruder und ging mit unsicheren Schritten in den Chinesischen Salon. »Wie konntet Ihr das tun?«, zischte sie de Vendenheim zu. »Wie konntet Ihr mir das antun?«
»Euch, Miss Neville?«
»Ja, und Lord Nash, um Himmels willen! Wie könnt Ihr es wagen, die Unantastbarkeit des Hauses eines Mannes auf diese Weise zu missachten – und zudem noch unter diesen Umständen? Er hat das Haus voller Gäste, wichtige Gäste. Was sollen die Leute denken?«
»Es ist höchst bedauerlich, Miss Neville«, sagte de Vendenheim ruhig, »aber wir haben eine dringende Information erhalten. Eine Ladung amerikanischer Gewehre soll sich auf dem Weg nach Cherbourg befinden, aber wir wissen nicht genau, wann oder unter welcher Flagge das Schiff fährt.«
»Und Eure Befragung konnte nicht warten?«, verlangte sie zu wissen.
»Nein, das konnte sie nicht«, entgegnete der Vicomte grimmig. »Dieses Schiff muss gestoppt werden. Die Lage in Griechenland wird mit jedem Tag gefährlicher. Und ich denke, Miss Neville, dass Ihr um Euretwillen nicht in diesem Zimmer sein solltet.«
Sie spürte, dass Kieran sie am Arm berührte. »Er hat recht«, sagte er warnend. »Wenn du bleibst, wird Nash wissen, dass du mit dieser Sache zu tun hast, meine Liebe.«
Xanthia fuhr zu ihm herum. »Er weiß es bereits!«, rief sie. »Weil er Mr. Kemble mitgebracht hat!« Sie deutete mit dem Finger auf de Vendenheim. »Nash hat Kemble gesehen, Kieran – vor Wochen. Nur für einen Moment und von Weitem, aber ja, er hat den Mann in meinem Büro gesehen. Nash kennt die Wahrheit schon, und das ist seine Schuld.«
»Miss Neville, wie sollte Max denn wissen können, dass wir Euch hier auf Brierwood antreffen würden?«, sagte Kemble beruhigend. »Da er Euch und mich nun hier gesehen hat – ja, Lord Nash wird vermutlich eins und eins zusammenzählen können. Ehrlich gesagt denke ich, er hat es bereits getan. Es tut mir aufrichtig leid.«
Xanthia wollte vor Verzweiflung weinen. »Ihr seid Euch so sicher, dass er schuldig ist!«, rief sie. »Doch Ihr beide habt nicht weiter gesehen, als Eure Nasen lang sind.«
»Xanthia, mäßige dich«, fuhr ihr Bruder dazwischen. »Allerdings denke ich, dass sie recht hat«, sagte er dann zu de Vendenheim. »Auch ich habe einige Fragen in dieser Sache gestellt, und Nash weiß nicht das Geringste. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
»Bedauerlicherweise, Mylord, sprechen die Fakten deutlich gegen ihn«, entgegnete de Vendenheim.
Xanthia sprang ihm fast an den Hals. »Hier leben auch noch andere Menschen!«, warf sie ein. »Mr. Hayden-Worth zum Beispiel! Was ist mit ihm? Habt Ihr seinen Hintergrund genauso gründlich überprüft?«
»Das haben wir nicht.«
»Nein, weil er ganz und gar englisch ist – und ein Politiker«, sagte sie höhnisch und begann zu weinen. »Ihr verdächtigt Lord Nash, weil ausländisches Blut in seinen Adern fließt. Das ist geradezu widerlich. Es ist schlicht und einfach
Weitere Kostenlose Bücher