Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
dachte sie wieder. Wohin führt das? Da war irgendetwas ... eine ungestellte Frage. Ein Zögern. Irgendetwas. Aber vielleicht war es auch nur ihr Wunschdenken. Xanthia errötete und wandte sich ab.
In diesem Augenblick war Hufgetrappel zu vernehmen. Sie schaute an Nash vorbei und sah eine schwarze Barouche die Auffahrt heraufkommen, die von vier schimmernden, schwarzen Pferden gezogen wurde. Eine Erinnerung regte sich und dann ... Ungewissheit. Mit leicht zitternder Hand wies sie auf die Kutsche. »Stefan, wer ist das?«
Nash schaute über die Schulter und lächelte. »Wahrscheinlich nur ein weiterer von Edwinas Freunden.«
Aber es war kein Freund Lady Nashs. Xanthia spürte es. Ein wenig benommen wandte sie sich um und beobachtete, wie die Kutsche vor der breiten Flügeltreppe hielt. Mit einem fröhlichen Winken kam Lady Nash aus dem weißen Zelt herbeigeeilt und lief durch den Garten. Sie erwartete neue Gäste. Gepäck. Geselligkeit.
Aber dies hier waren keine Gäste. Plötzlich erinnerte sich Xanthia, wo sie diese Kutsche schon einmal gesehen hatte. Sie schloss die Augen, als eine Welle der Übelkeit über ihr zusammenbrach. Nashs Hände streckten sich aus, um nach ihren Schultern zu greifen.
»Meine Liebe, geht es dir gut?«
Sie legte sich den Handrücken an die Stirn. »Ja, ich – ich denke ... es ist nur die Sonne.«
»Wie gedankenlos von mir«, entschuldigte er sich, festigte seinen Griff und führte sie zu einer Bank in der Nähe. »Ich wünschte, ich könnte dich für einen Moment ganz für mich allein haben«, sagte er und fächelte ihr mit seinem Hut Luft zu. »Aber wenn du dich wieder besser fühlst, werde ich ins Zelt zu Edwina gehen müssen.«
Sie nickte. Binnen Augenblicken hörte sie Schritte auf dem Kiesweg näher kommen. Einer der Hausdiener Brierwoods. »Ich bitte um Entschuldigung, Mylord. Zwei Gentlemen sind aus London eingetroffen, die Euch dringend zu sprechen wünschen.«
Nashs Miene verfinsterte sich. »Ich habe Gäste.«
»Gewiss, Sir«, pflichtete der Diener ihm bei, »aber sie sagen, es sei ein Notfall, Mylord. Sie sind in aller Eile aus Whitehall hierhergekommen.«
»Großer Gott, aus Whitehall?« Nash schüttelte den Kopf. »Dann habt Ihr sie sicherlich missverstanden, und sie wollen meinen Stiefbruder sprechen.«
Der Diener schüttelte den Kopf. »Nein, Mylord«, erwiderte er. »Sie waren nicht misszuverstehen. Soll ich ... soll ich sie bitten, wieder zu gehen, Sir?«
Nash schaute auf Xanthia hinunter, die noch immer gegen einen Würgereiz ankämpfte. Sie ließ die Hand von seinem Arm gleiten. »Du solltest besser gehen«, sagte sie so ruhig wie möglich.
»Komm mit mir ins Haus zurück.« Sein Gesicht war sorgenvoll.
Xanthia wich ihm aus. »Nein, ich ... ich fühle mich schon wieder besser«, murmelte sie. »Ich werde zu meinem Bruder gehen. Die Leute starren schon herüber. Bitte geh.«
Nash nickte kurz und verließ sie.
Xanthia sah ihm nach, wie er mit großen Schritten durch den Garten davonging. Tränen stiegen in ihren Augen auf, heiß und verzweifelt. All ihre Instinkte riefen ihr zu, ihm zu folgen. Seine Unschuld kundzutun – wenn es wirklich eine Anklage war, die de Vendenheim von London hierhergeführt hatte.
Aber natürlich war es eine Anklage. Und sobald Nash sie gehört hatte – wenn er begriff, was im Vorfeld alles geschehen war –, wäre sie die allerletzte Person, dessen Unterstützung oder Zuspruch er wünschen würde. Ihre einzige Hoffnung war, dass er den ursprünglichen Plan in seiner Gänze nicht durchschaute, dass er niemals erfahren würde, was vorgegangen war oder wer darin verwickelt gewesen war. Aber das war nur eine schwache Hoffnung. Xanthia presste die Hand auf ihr Zwerchfell und versuchte die Übelkeit zurückzudrängen. Dann machte sie sich auf die Suche nach Kieran.
Nash führte die unerwarteten Gäste in den Chinesischen Salon, der der Großen Halle am nächsten lag, und bat sie, Platz zu nehmen. Er betrachtete die Visitenkarten, die die Gentlemen ihm übergeben hatten. »Ich hoffe, Ihr werdet Verständnis dafür haben, Lord de Vendenheim-Sélestat, aber ich habe das Haus voller Gäste«, sagte der Marquess, ohne sich zu setzen.
»Einfach nur de Vendenheim, das genügt«, erwiderte der Besucher.
Der Mann war schlanker und sogar größer als Nash, Letzteres war höchst ungewöhnlich. Halb gesenkte schwere Lider bedeckten seine dunklen Augen, und seine olivfarbene Haut, so bemerkte Nash, war gewiss nicht die eines Engländers.
Der
Weitere Kostenlose Bücher