Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Zeit nehmen, um uns zu sammeln? Mein Freund hier hat sich so sehr von seiner Besorgnis leiten lassen, dass er seine Zunge nicht unter Kontrolle hatte.«
»Genauso wenig wie seinen Verstand«, sagte Nash. »Wenn er den denn überhaupt besitzt.«
»Aber gewisse Fakten bleiben, Mylord«, sprach Mr. Kemble ruhig weiter. »Und einige davon sind, ihrem Anschein nach, ziemlich verräterisch. Geheime französische und englische Kuriere werden seit mehr als acht Monaten in der Nähe dieses Hauses beobachtet, und –«
»Was, Eure Leute haben Spione auf mich angesetzt?«, brüllte Nash. »Ihr beobachtet mein Haus? Ich beginne mich zu fragen, was Ihr sonst noch alles getan habt?«
Einen Moment lang zögerte Kemble. »Nur die notwendig erachteten Maßnahmen, Mylord«, sagte er schließlich. »Vor einigen Wochen wurde einer der Kuriere im White Lion Inn ermordet, das sich gerade einmal fünf Meilen südlich von hier befindet. Er trug, wie vermutlich die meisten von ihnen, sehr interessante Informationen bei sich, die überwiegende Zahl davon codiert.«
Ein großes Unbehagen beschlich Nash, doch er kämpfte es nieder. »Aber Ihr habt gesagt, in der Nähe dieses Hauses«, wiederholte er, »nicht in diesem Haus.«
»Wir haben keinen Zeugen, der einen dieser Kuriere mit jemandem innerhalb der Mauern dieses Hauses in Verbindung bringen kann, nein«, gab Kemble zu.
»Dann betrachte ich dieses Gespräch als beendet, Gentlemen.«
Mr. Kemble sah de Vendenheim mit einem Ich-habe-es-dir-doch-gesagt-Blick an.
De Vendenheim wandte sich wieder Nash zu. »Es hat einige Zeit in Anspruch genommen, die Unterlagen zu dechiffrieren, die der Tote bei sich hatte«, sagte er. »Doch nachdem es uns gelungen war, sind wir auf eine Liste mit Waffen gestoßen, die geschmuggelt werden sollten, sowie eine Landkarte, die dieses Haus kennzeichnet. Auch die Adresse war darauf notiert worden. Ich glaube also nicht, dass wir einen Zeugen brauchen werden, Lord Nash.«
»Waffen, die geschmuggelt werden sollten?« Nash spürte, wie ihm das Blut buchstäblich aus dem Gesicht wich. »Großer Gott. Waffen von wo? Und an wen?«
»Wir sind nicht befugt, darüber zu reden«, erklärte de Vendenheim.
Nash sprang auf. »Bei Gott, das ist eine schwere Anklage, die Ihr gegen mich erhebt«, sagte er. »Ich denke, die Ehre erfordert es von Euch, den Vorwurf zu erklären.«
Einen Augenblick lang dachte de Vendenheim darüber nach. »Nun gut«, gab er schließlich nach. »Amerikanische Waffen. Karabiner, um genau zu sein. Vermutlich werden sie über Frankreich an griechische Revolutionäre verschickt. Klingt das auf irgendeine Weise vertraut?«
»Karabiner?« Du lieber Gott.
Nash stockte der Atem. Er ging zum Fenster und betete um Klarheit. Um Beherrschung. Er musste nachdenken; sich darauf konzentrieren, was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste, dass er sich vor de Vendenheim keine Unsicherheit anmerken lassen durfte. Er stemmte eine Hand in die Hüfte und starrte in den strahlenden Frühlingstag hinaus, betrachtete die Unschuld und Fröhlichkeit, mit denen das Treiben auf dem Rasen weiterging. Wie sorglos alle aussahen. Und wie brutal die Welt doch sein konnte. Geschmuggelte Waffen! Man hatte ihm einen harten Schlag versetzt, vor dem er seine Familie bewahren musste – wenn irgendetwas von diesen Anschuldigungen wahr war.
»Lord Nash, diese Waffen werden selbst in diesem Moment verschoben, da wir darüber sprechen«, fuhr de Vendenheim fort. »Ich warne Euch – unsere Regierung wird nicht zulassen, dass sie Griechenland erreichen. Wir müssen wissen, wo sich dieses Schiff in genau diesem Augenblick befindet, damit die Royal Navy es vielleicht noch aufhalten kann. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel.«
Der Marquess fuhr herum. »Und Ihr denkt, dass ich weiß, wo dieses verdammte Schiff ist?«
»Irgendjemand in diesem Haus weiß es mit Sicherheit«, beharrte de Vendenheim. »Und wir haben herausgefunden, Lord Nash, dass Ihr Beziehungen nach Russland unterhaltet. Wir wissen, dass die Antipathie Eurer Familie in der Vergangenheit den Türken gegolten hat.«
»Meine Familie wurde in der Vergangenheit von den Türken ermordet «, spie Nash aus. »Ebenso wie die Griechen. Ebenso wie die Albaner. Sagt mir, de Vendenheim, habt Ihr jeden verdammten Ausländer in diesem Land befragt? Weil Ihr das nämlich tun müsstet, um die Antwort zu bekommen, nach der Ihr so lechzt.«
De Vendenheim sah aus, als würde er jeden Moment von seinem Stuhl aufspringen. Mr. Kemble
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