Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Bigotterie.«
Der Mund de Vendenheims verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. »Ich versichere Euch, Miss Neville, dass niemand sich der Schwierigkeiten, denen sich ein Ausländer in diesem Land gegenübersieht, stärker bewusst ist als ich«, sagte er. »Mein Verdacht gegen Lord Nash basiert auf Fakten. Er hat regionale Verbindungen nach Osteuropa, und seine Familie ist dafür bekannt, die Türken zu hassen. Auf jeden Fall aber hat er eine große Geldsumme den französischen Diplomaten übergeben, die als Verbindung zu den Griechen dienen. Und Brierwood gehört ihm, ganz egal, wer hier noch wohnen mag.«
Später war Xanthia sich nicht mehr sicher, was sie dazu getrieben hatte. Instinkt vielleicht? Sie riss sich von Kieran los. »Ihr bleibt hier – alle drei«, befahl sie und fuhr sich mit der Hand über die Augen, um ihre Tränen zu trocknen. »Es gibt etwas, das ich Euch zeigen möchte.«
Wütend lief Xanthia die Treppe hinauf und begegnete dabei Mr. Hayden-Worth, dem zwei Diener auf dem Fuße folgten. Beschämt fühlte sich Xanthia gezwungen, den Blick abzuwenden, weshalb sie weder die Reisetaschen wahrnahm, welche die Diener trugen, noch den starren, blutlosen Ausdruck auf Mr. Hayden-Worths Gesicht.
Als Nash durch den Westflügel Brierwoods in die Eingangshalle zurückkehrte, waren seine Gedanken in Aufruhr. Er hatte die Pferdeknechte in Panik versetzt, aber er wollte – bei Gott –, dass seine Kutsche ihm binnen Augenblicken zur Verfügung gestellt wurde, dessen war er sich sicher. Was alles andere betraf, so war er es nicht. Aber er lief weiter, mechanisch wie eine Maschine, teils, weil er Angst davor hatte zusammenzubrechen, teils, weil er Angst hatte zu denken. Angst vor der schrecklichen Erkenntnis, die jetzt schon niederschmetternd war.
Aber es gab kein Entrinnen. Die bittersüßen Bilder kehrten in seine Gedanken zurück. Xanthia, die so beiläufig über den Aufstand in Griechenland sprach. Die ihm leichthin von Zollgebühren und Steuern erzählte. Die subtil andeutete, dass es Möglichkeiten gab, diese Dinge zu umgehen. Damals hatte er sich darüber gewundert, da ihre Worte so gar nicht zu ihr zu passen schienen. Aber ganz offensichtlich war die Frau gut darin ausgebildet, Menschen zu täuschen. All das erklärte auch, warum sie ihm in jener ersten Nacht bei den Sharpes auf die Terrasse gefolgt war.
Sie war in der Tat sehr geschickt vorgegangen. Sie könnte mühelos den besten Schauspielerinnen der Drury Lane das Wasser reichen. Er erinnerte sich daran, wie er sie über seinen Schreibtisch gebeugt in der Bibliothek gefunden hatte. Sie war vorgeblich auf der Suche nach dem Briefpapier gewesen, das offen in der obersten Schublade gelegen hatte. Dann die Sache mit Vladislavs fehlenden Briefen. Vermutlich hatte sie sie genommen. Aber warum? Gab es denn kein Ende für die Dreistigkeit dieser Frau? Wie hatte ihm das nicht auffallen können? Hätte er heute nicht zufällig Mr. Kemble wiedererkannt, hätte nicht irgendetwas im Gesicht des Mannes ihn zur Raserei getrieben, dann ... allmächtiger Gott. Was für einen Narren hätte er aus sich gemacht?
Sein Leben – das Leben, von dem er lange nicht gewusst hatte, dass er es wollte – war vorbei. Er schämte sich, heiße Tränen in seinen Augen zu spüren. Er ballte die Hände zu Fäusten, während er seine Gefühlsaufwallung zurückzwang – und während der Schmerz langsam zu einem unbändigen Zorn hochkochte, einem einfacheren, sichereren Gefühl, das er kannte.
Nash ging in die große Halle und traf dort auf seinen Stiefbruder, der ihn bereits erwartete. Noch immer trug Tony seine weiße Cricketkleidung, neben ihm standen Gibbons und Tonys Kammerdiener bereit – die Reisetaschen in der Hand und frische Kleider über den Armen. Beide Diener sahen entschlossen aus.
»Ich entschuldige mich für die Eile«, sagte Nash zu den drei Männern. »Die Kutsche wird gleich vorfahren. Bis zum Abend sollten wir es zur Küste schaffen.«
In diesem Augenblick trat de Vendenheim aus den Schatten des Salons. Seine Schritte hallten auf dem Marmorboden wider. »Ich hoffe, Lord Nash, dass Ihr nicht vorhabt, das Land zu verlassen«, sagte er leise.
»Das ist genau das, was ich vorhabe«, entgegnete Nash. »Habt Ihr genügend Beweise, um mich festzuhalten?«
De Vendenheim zögerte. »Keine ausreichenden.«
»Dann tretet beiseite, Sir«, befahl Tony und mischte sich in das Gespräch ein. »Ich weiß kaum, wer Ihr seid, aber ich denke, Ihr wisst, wer ich
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