Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
bin.«
»Ja, Mr. Hayden-Worth.« De Vendenheim klang ungewöhnlich erschöpft. »Ich bin mir dessen nur allzu sehr bewusst.«
»Dann stellt Euch auf eigenes Risiko uns in den Weg«, fauchte Tony. »Und erinnert Euch freundlicherweise daran, dass ich in Whitehall nicht ohne Einfluss bin.«
»Auch dessen bin ich mir durchaus bewusst«, sagte der Vicomte trocken. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Nash zu. »Mylord, ich muss Euch noch einmal auffordern, in England zu bleiben – bei Eurer Ehre als Gentleman.«
»Aber mein lieber Freund, genauso wie Ihr bin ich wohl kaum ein Gentleman«, entgegnete Nash. »Genau genommen bin ich kaum ein Engländer.«
De Vendenheim runzelte die Stirn. »Lord Nash, ich denke wirklich –«
»Und ich denke, dass Ihr äußerst unverfroren gehandelt habt, indem Ihr in die Unantastbarkeit meines Heims eingedrungen seid«, unterbrach Nash ihn kalt. »Ich werde nach Frankreich fahren, Gentlemen – nach Cherbourg, um präzise zu sein –, wo ich die französische Polizei das erledigen lassen werde, dessen man hier unfähig zu sein scheint. Und wenn ich zurückkomme – und mich dann eventuell in nachsichtiger Stimmung befinde –, dann werde ich Euch vielleicht sogar Euren ausländischen Spion übergeben, de Vendenheim.«
De Vendenheims Lippen wurden vor Ärger schmal, und er trat zur Seite. In diesem Moment bemerkte Nash Xanthias Bruder im Schatten des Salons.
»Lord Rothewell«, sagte er knapp, »Ihr und Eure Schwester werden so freundlich sein, mein Haus zu verlassen – heute Abend noch, wenn es möglich ist. Spätestens aber morgen früh. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Lord Rothewell stand gelassen im Schatten, sein Gesicht war ebenso undurchdringlich wie sein Charakter. »Ihr macht einen schwerwiegenden Fehler, Nash«, sagte er.
»Nein, Gott sei Dank, den mache ich nicht«, gab der zurück, und seine Stimme klang gefährlich sanft. »Aber ich war knapp davor.«
Von der Tür her, die noch immer offen stand, war eine vorfahrende Kutsche zu hören. Nash warf de Vendenheim einen letzten Blick zu, während er die Freitreppe hinunterging. Mr. Hayden-Worth und die beiden Kammerdiener folgten ihm. Dann ließ der Kutscher die Peitsche knallen, und sie fuhren davon.
»Maledizione!«, fluchte de Vendenheim und schlug mit der Faust gegen den Türrahmen.
»Nun«, sagte Kemble mit falscher Heiterkeit, »das hätte wohl kaum schlechter laufen können.«
Lord Rothewell und de Vendenheim starrten ihn finster an, doch Kemble wurde von Xanthia gerettet. Die Kutsche war noch nicht ganz verschwunden, als sie die Treppe hinunterkam, zur offenen Tür lief und eine Hand auf den Türknauf legte. Verzweifelt sah sie zu, wie die Staubwolke sich langsam legte.
Als Kutsche samt Staub verschwunden waren, wandte Xanthia sich langsam um. »Er fährt nach Frankreich, nicht wahr?«
Mr. Kemble sah sie seltsam an. »Ja. Woher wisst Ihr das?«
Xanthia ließ den Kopf sinken und drängte das zurück, was an Tränen noch übrig war. »Kommt mit in den Salon«, sagte sie. »Ich werde Euch Lord Nashs Unschuld beweisen.«
Mr. Kemble legte seine Hand auf ihre. »Miss Neville, es ist nicht nötig, das jetzt zu tun.«
Xanthia riss sich von ihm los. »Aber ich muss es jetzt tun, versteht Ihr das denn nicht?«, rief sie. »Hört mir zu, Mr. Kemble – erinnert Ihr Euch, dass Ihr mir einmal etwas darüber gesagt habt, dass ganz normale Dinge, geschrieben in einem Brief, eine besondere Bedeutung haben können?«
Kemble folgte ihr in den Salon. »Ja, aber die Beteiligten müssen wissen, welche Worte was bedeuten. Es ist die einfachste Art eines Codes, die es gibt – und mehr oder weniger unmöglich zu dechiffrieren.«
Rothewell legte eine Hand unter Xanthias Ellbogen. »Nash hat uns aufgefordert abzureisen, Zee«, sagte er leise. »Vielleicht sollten wir seiner Aufforderung sofort Folge leisten?«
»Nein.« Xanthia setzte sich in einen Sessel vor einem der Fenster und zog den Brief von Mrs. Hayden-Worth aus dem Gebetbuch. Sie reichte ihn Kemble. »Ich möchte, dass Mr. Kemble ihn als Erster liest.«
»Was ist das?«, fragte de Vendenheim und spähte Kemble über die Schulter.
Xanthia biss sich auf die Lippen. »Es ist ein Brief an Mrs. Hayden-Worth von ihrem Vater«, erwiderte sie. »Sie ist Amerikanerin. Wusstet Ihr das?«
De Vendenheim und Kemble tauschten beunruhigte Blicke.
»Nun, das dachte ich mir«, sagte sie scharf. »Ihr Vater ist ein reicher amerikanischer Industrieller. Er lebt in Connecticut,
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