Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
fürchterlichen Wutanfällen geneigt und war zu sehr von sich überzeugt gewesen. Aber vor allem war sie niemals mit ihrem Leben zufrieden gewesen.
Besonders unzufrieden war sie mit ihrem Dasein in England gewesen und hatte aus ihrem Abscheu keinen Hehl gemacht. Vielleicht war das ja auch der Grund, warum die bessere Gesellschaft Nash so oft schief von der Seite ansah. Vielleicht fragte sie sich, wie ähnlich er wohl seiner sprunghaften Mutter sein mochte.
Nash wurde in seinen Überlegungen gestört, als jemand sich leise räusperte. Er schaute auf und sah Swann in der Dunkelheit vor sich aufragen. Er trug bereits seinen Mantel und hielt seinen hohen Kastorhut in den Händen. »Ihr wünschtet mich zu sehen, Sir?«
»Es ist wieder spät geworden, nicht wahr?« Nicht, dass er dem armen Teufel eine Wahl ließ, erinnerte Nash sich selbst. »Schenkt Euch einen Schluck ein, Swann, und nehmt Platz.«
Sein Sekretär tat, wie ihm geheißen. »Was kann ich für Euch tun, Mylord?«, fragte er, nachdem er sich gesetzt hatte.
Nash schwenkte behutsam den Wodka in seinem Glas. »Was ist Euch über unseren Freund in Belgravia zu Ohren gekommen, Swann?«, fragte er. »Ist die Comtesse de Montignac nach England zurückgekehrt?«
»Noch nicht, Mylord«, sagte Swann. »Sie ist noch immer in Cherbourg, soweit man weiß.«
»Und was ist mit ihrem Mann?«
»Er ist bei ihr«, sagte sein Sekretär. »De Montignac hat sich erneut mit dem französischen Außenminister überworfen – ein Streit zwischen Liebenden, so wird geflüstert. Man glaubt, dass er in Ungnade gefallen ist und fortgeschickt wurde.«
Nash entspannte sich in seinem Sessel. »Ausgezeichnete Nachrichten«, murmelte er. »Vielleicht werden ja beide in Cherbourg bleiben?«
Swann lächelte bedauernd. »Das bezweifle ich, Mylord. Sie lieben das diplomatische Rampenlicht und das Privileg, das es ihnen garantiert, zu sehr.«
»Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten, die es ihnen bietet«, sagte Nash säuerlich, verdrängte aber den Gedanken und brachte die Rede auf das Thema, das er unerklärlicherweise für sehr viel dringender hielt. »Die Frau, nach der ich heute Morgen gefragt habe, Swann«, begann er. »Ich möchte noch eine Sache wissen – etwas, das Ihr viel diskreter als ich herausfinden könnt.«
»Ihr sprecht von Miss Neville?«
»In der Tat«, sagte Nash. »Ich habe dem Bruder der Lady heute Nachmittag einen Besuch abgestattet.«
»Tatsächlich?«, sagte Swann leicht überrascht. »Und darf ich fragen, Sir, für welche Art Mann Ihr ihn haltet?«
»Für einen Mann, der schnell und ungezügelt lebt. Jedenfalls macht sein Aussehen diesen Eindruck«, sagte Nash grimmig. »Ein schwerfälliger, eher kantiger Bursche mit den Händen eines Bauern – und doch kein listiger Mann. Wie nennen die Engländer solche Menschen? Ah, ja, Kolonialisten .«
»Darüber sollte man nicht überrascht sein, würde ich meinen«, sagte Swann. »Er war erst fünf oder sechs, als er auf die Westindischen Inseln geschickt wurde.«
»Aber findet Ihr es nicht seltsam, dass auch das Mädchen mitgeschickt wurde?«, sagte Nash nachdenklich. »Es muss noch ein Kleinkind gewesen sein. Man hätte doch eine passendere Lösung für die Kleine finden können.«
»Ich habe gehört, dass Lady Bledsoe ihre Tante ist«, sagte Swann. »Nicht gerade die freigiebigste Frau.«
»Wenn ich mich richtig erinnere, ist sie eine alte Streitaxt«, murmelte Nash. »Aber ihre Tochter, Lady Sharpe, gilt als ziemlich umgänglich, oder nicht?«
»So sagt man, ja«, pflichtete Swann bei. »Auf jeden Fall wurden die Kinder zu Lady Bledsoes älterem Bruder geschickt, der als junger Mann von der Familie auf die Westindischen Inseln verbannt wurde.«
»Ins Exil?«
»Er hat einen Mann erschossen, Sir. Nicht in einem Duell, sondern betrunken in einem Wutanfall. Die Familie musste es vertuschen, und jetzt scheint sich kaum noch jemand an ihn zu erinnern.«
»Rothewell und seine Schwester sind seit ungefähr vier Monaten in England«, sagte Nash fast wie zu sich selbst. »Ich frage mich, was sie hergeführt hat.«
»Ist es das, was Ihr wissen möchtet, Mylord?«
»Eigentlich nicht.« Nash setzte sein Glas mit einem leisen Klirren ab. »Nein. Es heißt, die junge Lady sei verlobt – oder stünde kurz davor. Ich möchte wissen, mit wem.«
»Mit wem sie verlobt ist?« Swann starrte ihn an.
»Ja, wenn es diskret in Erfahrung gebracht werden kann«, sagte Nash, plötzlich gereizt. »Was ist damit?«
Trotz der
Weitere Kostenlose Bücher