Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
und nicht widerstehen können. Der Rosaton würde Pamela perfekt zu Gesicht stehen und ihr zudem, wäre er zu einem Morgenrock verarbeitet, in den kommenden Monaten der Einschränkung gute Dienste leisten. Als Xanthia die Seide in der Hanover Street präsentierte, zeigte sich ihre Cousine höchst entzückt über das Geschenk und dankte ihr einmal mehr dafür, dass sie sich um Louisa kümmerte.
Am Berkeley Square hingegen standen die Dinge nicht so erfreulich. Kieran befand sich in einer seiner abweisenden Stimmungen und trank wie gewöhnlich zu viel. Mit einer raschen Handbewegung warf Xanthia den letzten Umschlag auf den »Unvermeidbar«-Stapel, als eine Kutsche am geöffneten Fenster vorbeifuhr. »Noch eine musikalische Soiree«, sagte Xanthia. »Ich weiß, dass du Derartiges verabscheust, aber die Gastgeberin ist Mrs. Fitzhugh, also wird es keine allzu aufwendige Veranstaltung werden.«
Ihr Bruder fluchte leise. »Wieder ein Abend mit irgendwelchen eingebildeten Laffen, die auf ihren Fideln herumkratzen wie ein Paar liebestoller Katzen«, schnarrte er. »Großer Gott, lieber würde ich mich erschießen.«
Mach mich nicht wütend, dachte Xanthia. »Ich habe dafür auch keine Zeit, Kieran«, sagte sie gereizt. »Ich habe jetzt schon das Gefühl, als würde ich Gareth die ganze Arbeit aufbürden, nur damit ich in Satin und Seide durch London ziehen kann. Ich finde kaum noch in den Schlaf, wenn ich daran denke, was alles unerledigt liegen bleibt. Und morgen ist Lady Henslows Picknick, das auch einen ganzen Tag in Anspruch nehmen wird.«
Ihr Bruder fuhr fort, finster vor sich hin zu brüten. In steinernes Schweigen gehüllt saß er da, während vor dem Haus ein Zeitungsjunge marktschreierisch die Schlagzeilen des Tages verkündete – seine schnell gerufenen Worte trieben in der Frühlingsbrise dahin, die über den Berkeley Square wehte. Ein eleganter schwarzer Einspänner fuhr am Fenster vorbei. Er wurde von einem grauen Pferd gezogen, dessen Hufe laut und scharf auf dem Straßenpflaster klapperten.
Als Kieran endlich etwas sagte, klang seine Stimme sanfter. »Vielleicht sollte ich mich doch nach Cheshire zurückziehen, Zee. Ohne meine Begleitung könntest du kaum Gesellschaften besuchen. Würde ich London verlassen, hättest du eine akzeptable Entschuldigung für dein Fernbleiben.«
Einen Augenblick lang erwog Xanthia diesen Gedanken ernsthaft. »Aber was ist mit deinem Pächter?«, fragte sie. »Und was würde aus der armen Louisa werden? Nein, Kieran, es ist unsere Familienpflicht.«
Er brummte etwas Unverständliches und trank den letzten Schluck von seinem Brandy. »Familienpflicht, so ein Quatsch«, sagte er dann. »Wer, verdammt noch mal, hat denn etwas auf die Familienpflicht gegeben, als wir Kinder waren? Ich denke, es ist verdammt tragischer, die Eltern zu verlieren, als das gesellschaftliche Debüt von jemandem zu versäumen.«
Xanthia schwieg einen Moment. »Du hast natürlich recht«, sagte sie schließlich, »aber Pamela hatte damit nichts zu tun. Sie war damals auch noch ein Kind.«
»Und was ist mit Tante Olivia?«, fauchte er. »Sie könnte doch morgen auf ihrem Besenstiel herbeigeflogen kommen und sich selbst um das Gör kümmern. Aber Tante Olivia hat noch nie viel von Unbequemlichkeiten gehalten.«
»Sie ist Louisas Großmutter«, räumte Xanthia ein. »Und ja, ich stimme dir zu, sie sollte genau das tun. Aber wir beide wissen, dass es nie dazu kommen wird, Kieran. Außerdem ist sie alt, weshalb uns die Aufgabe zufällt. Wir müssen unsere Pflicht tun, auch wenn andere sie uns gegenüber gelegentlich versäumt haben. Davon abgesehen ist es nicht so, als hätte man uns hungern lassen. Unser Onkel hat immerhin Essen auf den Tisch gestellt und uns ein Dach über dem Kopf gegeben.«
Kieran sah sie mit einer alten Kränkung in seinem Blick an. »Ich kann nicht glauben, dass du so etwas sagst, Zee. Ausgerechnet du.«
Es gab zu diesem Thema nichts mehr zu sagen. Die langen Jahre auf Barbados waren Vergangenheit, und am besten beließ man sie auch genau dort. Xanthia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem schwankenden Stapel von Einladungsschreiben zu.
»Hier ist eine für einen Ball am kommenden Dienstag«, sagte sie begütigend. »Es wird sicherlich ein Kartenzimmer geben, in das du dich zurückziehen kannst. Und Louisa wird ganz gewiss lieber tanzen als sitzen. Ich werde Mrs. Fitzhugh mit Bedauern absagen.«
Ihr Bruder schwieg, erhob sich und ging zum Sideboard, um sich Brandy
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