Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
wieder mit ihm zusammen zu sein. Wenn er doch nur hier wäre –
Ein Geräusch vom anderen Ende der Terrasse schreckte sie auf. »Ihr seid Circe, vermute ich?«, sagte eine tiefe, feste Stimme.
Xanthia fuhr mit auf ihre Lippen gepressten Fingerspitzen herum. Für einen Moment setzte ihr Herz aus. Konnte es möglich sein, dass –? Nein. Er war es nicht. Seine Stimme war unverwechselbar.
»Es gibt nicht viele Frauen, die so groß sind wie Ihr, Miss Neville«, sagte der Vicomte de Vendenheim aus den Tiefen der Kapuze seiner Mönchskutte. »Oder von Eurer eleganten Haltung.«
»Guten Abend, Mylord«, murmelte sie. »Ihr seid dem Franziskanerorden beigetreten, wie ich sehe?«
»Nicht ganz, Madam, den Jesuiten«, stellte er richtig. »Deren Denkweise ist eher nach meinem Geschmack.«
Xanthia lächelte verstehend. »Ja, das glaube ich«, erwiderte sie. »Wie kann ich Euch dienlich sein, Sir?«
De Vendenheim beugte sich so weit vor, dass ihre Schultern sich berührten. »Indem Ihr stets auf Eure Sicherheit achtet«, sagte er so leise, dass seine Worte kaum zu verstehen waren. »Nach allem, was Mr. Kemble berichtet, seid Ihr etwas übereifrig, was Eure Aufgabe betrifft.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich versichere Euch –«
»Seht Ihr den Gentleman dort drüben«, unterbrach der Vicomte sie, »den Hofnarren gleich am Fenster?«
Xanthia nickte. Man konnte seine mit Glöckchen verzierte Narrenkappe und die grünen Strumpfhosen nicht ignorieren. Niemand schien seine Identität zu kennen, nichtsdestotrotz hatte er den ganzen Abend mit seinen leicht derben Witzen und einfachen Zaubertricks für viel Lachen gesorgt.
»Das ist Mr. Kemble«, sagte der Vicomte. »Lord Sharpe ist im Billardzimmer. Entfernt Euch nicht zu weit von uns, Miss Neville, ich beschwöre Euch.«
»Dann habt Ihr Lord Nash gesehen?«, fragte sie ein wenig atemlos.
De Vendenheim schüttelte den Kopf. »Nein, und ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass er bei einer solchen Veranstaltung in Erscheinung tritt. Doch sein Bruder, Mr. Hayden-Worth, ist hier – seine Anwesenheit bereitet mir unerklärlicherweise ein leichtes Unbehagen.«
»Sein Bruder?« Xanthia sah in verständnislos an. »Oh ja! Das hatte ich fast vergessen. Das Parlamentsmitglied, das Ihr Euch nicht zum Feind zu machen wünscht.«
Unter seiner Kapuze sah de Vendenheim verdrießlich drein. »Die Wahrscheinlichkeit dafür wird mit jedem Tag geringer«, entgegnete er. »Es haben sich gewisse Entwicklungen ergeben. Unsere Kryptografen haben einen Teil des Codes entschlüsselt, aber ich kann hier nicht offen darüber sprechen.« Er verbeugte sich rasch und küsste die Luft über ihrer bloßen Hand. »Guten Abend, Miss Neville. Ich werde Euch so bald wie möglich am Berkeley Square aufsuchen.«
Xanthia sah ihm mit einer gewissen Besorgnis nach, als er davonging. Seine Vermutungen, so machte es den Anschein, waren bestärkt worden, und der Vicomte schien ein Mann von bemerkenswerter Entschlossenheit zu sein. Es würde nicht einfach sein, ihn davon zu überzeugen, dass seine Schlussfolgerungen falsch waren. Xanthia musste ihm also einen Beweis liefern, doch um das zu tun, musste sie diesen Beweis zuerst einmal finden – was es erforderlich machte, dass sie sich Zugang zu Nashs Haus verschaffte. Doch bis jetzt hatte es sich schon als Herausforderung erwiesen, überhaupt Zugang zu Nash selbst zu bekommen – auf welche Weise auch immer. Aber die Lage wurde beständig dringlicher. De Vendenheim kochte vor Frustration und würde nicht lange damit warten, bevor er zuschlug. Sie musste sich einen Weg ausdenken, dem Marquess of Nash nahe zu kommen – sehr nahe.
Zu guter Letzt war es der Erfrischungsraum der Herren, der zu Tonys Verhängnis wurde. Nachdem Nash einen Burschen in einem Kostüm aus der Zeit Elizabeths erspäht hatte, der ihm irgendwie vertraut vorkam, war er ihm unbemerkt bis hierher gefolgt. Er traf Tony dabei an, wie dieser sich mit einer reißenden Flut erleichterte. Beim Anblick Nashs pinkelte er sich fast auf seinen Schuh.
»Guter Gott!« Tonys Blick glitt über Nashs Kostüm. »Was, zum Teufel ...?«
Nash lächelte gequält. »Ja, ich bin es. Der Fürst der Hölle höchstpersönlich.«
Sein Stiefbruder schüttelte den Kopf. »Du tauchst wirklich an den unpassendsten Orten auf«, sagte er, »und bist in dieser roten Seidenweste und dem wehenden schwarzen Umhang auch kaum zu übersehen.«
»So ist es«, sagte Nash feierlich. »Deshalb möchte ich auch eine
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