Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
ihre dunkelblauen Augen flehten ihn an, quälten ihn – und ja, sie trösteten ihn in seinen Träumen und manchmal auch, wenn er wach war. Er wünschte, die Frau wäre nicht so ... vernünftig. So gefasst und verlässlich. Sie ist eine Frau, dachte er, der ein Mann vertrauen kann – und Vertrauen gab es in Nashs Leben bisher allzu wenig.
In diesem Augenblick stürmten zwei Korsaren-Piraten an Nash vorbei, deren lautes Lachen ihn aus seinen Träumereien riss. Er schaute wieder zur Tanzfläche und konnte keine Spur von der Frau in Purpurrot entdecken. Doch aus dem Augenwinkel erspähte er Queen Elizabeth in dunkelgrünem Satin. Ihr helles, flammend rotes Haar war so unübersehbar wie die schweren Perlenketten, die sie trug.
Großer Gott, es war Jenny. Die Perlen waren sein Hochzeitsgeschenk an sie gewesen. Er fragte sich flüchtig, ob auch Tony hier sei, verwarf diesen Gedanken jedoch wieder. Die Ehepartner führten weitgehend unabhängige Leben voneinander, ein Arrangement, das offensichtlich beiden passte. Nash hieß das nicht gut, auch wenn er den Grund dafür nicht hätte sagen können. Es war nicht so, dass er die Unantastbarkeit der Ehe sonderlich hochhielt – er hatte zu viele Frauen dazu gebracht, sie zu missachten.
Tony hatte, wie Nash vermutete, aus politischen Gründen geheiratet. Jenny war eine reiche Erbin, deren Geld geholfen hatte, die Karriere ihres Gatten voranzubringen. Doch Nash kam das alles ein wenig vor wie ein Handel mit dem Teufel. Und er fürchtete, dass dort unten im Ballsaal in diesem Moment ein gleichermaßen teuflischer Pakt geschlossen wurde, denn die Comtesse de Montignac flüsterte Jenny etwas ins Ohr. Neben der farbenfrohen Jenny sah die Comtesse blasser und gespenstischer aus denn je. Sie sah ... überirdisch aus. Und gefährlich.
Jenny und die Comtesse waren einmal gute Freundinnen gewesen – eine doppelte Zweideutigkeit, wenn es so etwas gab –, aber seit einigen Wochen war, wie Nash bemerkt zu haben glaubte, diese Freundschaft abgekühlt. War es nur eine kleine Unterbrechung gewesen, ging sie jetzt weiter? Und falls ja, wann hatte sich das wieder geändert? Nashs Hände schlossen sich fest um die Balustrade, als könnte sie in Splitter zerfallen. Verdammte Hölle, es war ein ungünstiger Zeitpunkt für Swann, abwesend zu sein. Die beiden Frauen hakten sich höchst kameradschaftlich unter und gingen durch den Ballsaal auf eine Gruppe junger Männer zu, die müßig am Champagnerbrunnen standen. In Nashs Kopf begannen die Alarmglocken zu schrillen.
Guter Gott, das durfte einfach nicht sein. Er würde mit Tony sprechen müssen.
Als es auf Mitternacht zuging, stellte Xanthia fest, dass sie sich selbst überlassen worden war. Lady Louisa hatte sich einer Schar junger Leute angeschlossen, über die das strenge Auge von Lady Cartselles Schwester wachte. Sharpe hatte sich, nachdem er von der Leine gelassen worden war, in das Billardzimmer des Lords begeben, um dort Zigarren zu rauchen und über Politik zu diskutieren.
Xanthia schlenderte am Rand des Ballsaals entlang und fühlte sich allein. Sie kannte fast niemanden hier und konnte sich nur schwer motivieren, neue Bekanntschaften zu schließen. Nachdem sie den Raum zum dritten Mal umrundet hatte, beschloss sie, auf die Veranda zu gehen. Sie hob ihre Schleppe an und verschwand durch die nächstbeste Tür, wobei sie sich dessen nur allzu bewusst war, was das letzte Mal geschehen war, als sie so etwas getan hatte.
Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dachte sie, während der Wind durch ihr Haar strich. Sie wusste, dass ihr unüberlegtes Verhalten Lord Nash gegenüber in jener Nacht ungewöhnlich dumm gewesen war. Doch im Nachhinein war sie ganz und gar nicht sicher, ob sie es bedauerte. Sie war einem Mann begegnet, den sie sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte, einem Mann, der sie auf eine Weise erregte, wie es noch nichts zuvor getan hatte, nicht einmal ihre Arbeit. Zudem hatte sie durch diese Begegnung einiges über sich gelernt – und über ihr Verlangen.
Die Luft war kühl, doch Xanthia störte sich nicht daran. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen eine der dicken Säulen und dachte an Nashs Kuss in jener Nacht zurück – und an seine Berührungen vor einigen Tagen. Bei der Erinnerung daran, was sie zusammen getan hatten, spürte sie eine leichte Hitze vom Hals in die Wangen steigen, und einen Schauer sinnlicher Empfindungen lief ihr den Rücken hinunter. Sie schämte sich nicht. Vielmehr sehnte sie sich danach,
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