Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
verloren. »Also gut, Nash, wenn du es verlangst«, sagte er steif. »Ich würde sagen, zumindest das schulde ich dir.«
»Ja, Tony«, sagte der Marquess und wandte sich zum Gehen, »ich würde auch sagen, dass du mir das schuldest.«
Nash bemühte sich, seinen Zorn zu zügeln, als er wenig später von der Terrasse zurückkam. Der Tanz, der sich unmittelbar an das Essen angeschlossen hatte, ging gerade zu Ende. Er hatte den Ballsaal zur Hälfte durchquert, als er sie sah – die Frau, die in Purpurrot und Weiß gekleidet durch die geringer werdende Zahl der Tänzer auf einen der hinteren Ausgänge zusteuerte. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie es sein musste. Die Art, wie sie sich bewegte – ihre elegante, königliche Anmut –, war unverwechselbar. Und sie war allein.
Einem Impuls folgend ging Nash auf den zweiten Ausgang zu. Die hinteren Türen des Ballsaals führten auf einen schwach beleuchteten Korridor, dem privateren Teil des Hauses. Er fragte sich, wohin Xanthia wollte.
Binnen eines Moments erreichten sie nacheinander den Flur. Sie wandte sich in seine Richtung, und er trat aus dem Schatten, um sich ihr in den Weg zu stellen. »Haltet Ihr nach Eurem Odysseus Ausschau, Madame Circe?«
Die Frau in Purpurrot schaute ihn kühn von oben bis unten an. »Oh, aber Odysseus war immun gegen Circes Zauber, nicht wahr?« Ihre Stimme klang sinnlich. »Ich ziehe einen Mann vor, der von meiner Magie gefesselt werden kann.«
»Sehr klug, Madame Circe«, sagte Nash. »Habt Ihr jemand Bestimmten im Sinn?«
»Das habe ich«, murmelte sie und senkte den Blick. »Aber der Mann, den ich suche, hält nichts von solch närrischen Gesellschaften.«
»Dann ist er Eurer nicht würdig, schöne Zauberin. Könnte Euch vielleicht ein anderer Mann an seiner statt in Versuchung führen?«
»Nun, der Teufel könnte eine Frau in der Tat dazu verleiten, sich schamlos zu verhalten.« Madame Circe ließ den Blick wieder über sein Kostüm gleiten, und ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. »Ich bin beeindruckt von Euren schönen Hörnern, Lord Luzifer, und von Eurer wehenden schwarzen Robe. Aber sagt, habt Ihr Euren Teufelsstab nicht mitgebracht? Ich würde ihn nur zu gern sehen – als Beweis Eurer Macht, eine Frau verführen zu können.«
Sie war es. Niemand sonst konnte so geistreich und zugleich so kühn sein.
»Komm mit mir, meine Zauberin«, sagte er leise und griff nach ihrem Arm, »und ich werde dir meinen Stab zeigen, damit du beurteilen kannst, ob er deiner würdig ist.«
Bei Gott, er war es leid, geneckt zu werden. War es leid, ehrenhaft zu sein, wenn er nichts dergleichen war. Und leid, sich um die Probleme anderer zu kümmern. Vielleicht war es an der Zeit, dass er sich selbst ein kleines Problem schuf.
Xanthia folgte Nash schweigend, ihre goldene Schale in der Hand. Während er in eiliger, hitziger Neugier neben ihr ging, brannte vereitelte Lust in seinen Lenden. Am Ende des Ganges befand sich ein einfacher, schmaler Treppenabgang. Ohne Zögern gingen sie hinunter, der feine Stoff ihres Kleides blähte sich wie ein Nebelschleier.
Kalte Luft wehte ihnen entgegen, als sie die Treppe hinunterschritten, schaffte es aber nicht, seine seltsamen Gefühle abzukühlen. Am Fuß der Treppe brannte ein einziger Wandleuchter in einem langen, steingepflasterten Gang. Die Unterkünfte der Dienstboten. Das musste reichen. Nash stieß die erste Tür auf, an der sie vorbeikamen.
Ein kleines Zimmer – vielleicht das der Haushälterin. Ein weiterer flackernder Wandleuchter erhellte den Raum mit den sauberen, mit Chintz bezogenen Stühlen, dem abgenutzten Spinnrad und einem kleinen gemauerten Kamin, der erkaltet war. Auf dem Tisch stand ein Nähkorb, dessen Deckel aus Weidengeflecht auf einer Seite hochgeklappt war. Nash warf die Tür zu, ließ Madame Circe los, griff sich einen Stuhl mit hoher Rückenlehne und klemmte ihn unter den Türknauf.
»Und jetzt«, sagte er, »lass uns mit dem Zauber beginnen.«
Circe stellte ihre Schale mit den Kräutern ab und flog auf Nash zu. Er konnte wirklich glauben, dass sie eine Zauberin war. Seine Augen glitten über das enge Gewand aus weißer Seide, das fast ihren ganzen Busen entblößte, und die goldene Kordel, die ihn umschloss und ihre Brüste nach oben zu üppigen, köstlichen Schwellungen zusammenpresste – Brüste, die sich von der Anstrengung des raschen Gehens merklich hoben und senkten. Xanthias Maske war aus purpurrotem Satin, auf dem Goldsprengsel schimmerten. Goldreifen
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