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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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des Abends waren verflogen. Im flackernden Licht des Leuchters lagen die Steinstufen vor ihr, die hinauf zum Ballsaal führten.
    Xanthia begann die Treppe hinaufzusteigen – allein.

Kapitel 8
    Eine Verabredung an der Horseferry Wharf
    D er Mai hielt Einzug am Berkeley Square und brachte eine Zeit der Ruhe mit sich. Lady Louisa und ihr Vater waren von Freunden eingeladen worden, einige Tage in Brighton zu verbringen. Für Xanthia bedeutete das eine Pause von den gesellschaftlichen Verpflichtungen, wenn auch nicht von den Anforderungen des täglichen Lebens. Lord Nash hatte nichts mehr von sich hören lassen, und Xanthia geißelte sich selbst an die ein Dutzend Mal täglich dafür, dass sie darauf hoffte – und vielleicht sogar darauf wartete.
    Dennoch ließ sie keine Niedergeschlagenheit zu und arbeitete viel, um die Aufgaben zu erfüllen, die sie bis jetzt vor sich hergeschoben hatte. Gareth wurde mit jedem Tag schweigsamer und launischer – Rothewell hingegen immer zügelloser. Man konnte die tiefen Falten um seine Augen und die ständig gefurchte Stirn nicht länger übersehen, die seinem Gesicht Charakter, aber sonst nichts verliehen.
    Nichts von alldem entging Mr. Kemble, der es zu seinem Geschäft gemacht zu haben schien, sich in jedermanns Angelegenheiten einzumischen. Eines Tages, als Xanthia spät zum Essen herunterkam, sah sich Rothewell mit dem ganzen Ausmaß von Kembles Übereifer konfrontiert. Er traf im Arbeitszimmer auf den Herrn, wo dieser dabei war, den Inhalt von Xanthias Ledermappe neu zu ordnen.
    »Ein hoffnungsloses Unterfangen, Mr. Kemble«, warnte Rothewell und ging zur Kredenz, um sich einen Brandy einzuschenken. »Sie wird die Tasche ohnehin wieder vollstopfen, sobald Ihr gegangen seid – wann wird das übrigens sein?«
    »Sobald Max es anordnet«, erwiderte Kemble gereizt. Nachdem er alle Papiere aus der Mappe genommen hatte, kostete es ihn jetzt ungleich mehr Mühe, alle wieder darin zu verstauen.
    Rothewell schüttete einen großzügigen Schluck Brandy seine Kehle hinunter. »Wenn Nash dabei ist, irgendwelche Geschäfte abzuwickeln, hätte es inzwischen doch einen Hinweis darauf gegeben«, bemerkte er und starrte in die Tiefen der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Xanthia hat ihm ausreichend Gelegenheit dazu gegeben, nicht wahr?«
    »Oh, das hat sie durchaus«, pflichtete ihm Kemble bei. »Aber ausreichend Gelegenheit, um was genau zu tun? Das, so denke ich, ist die entscheidende Frage.«
    Rothewell stellte sein Brandyglas mit einem vernehmlichen Laut ab. »Wie bitte?«
    »Oh, schon gut.« Kemble legte die Mappe auf den Schreibtisch und setzte sich mit einer anmutigen Bewegung darauf. »Sieg!«, rief er, als er die Mappe mit seinem Gewicht einige Zentimeter weiter zusammendrückte.
    »Ihr seid ein gescheiter Bursche, Mr. Kemble«, sagte Rothewell über den Rand seines Glases hinweg. »Das gestehe ich Euch zu. Euer Taktgefühl hingegen –«
    »Daran mangelt es mir sehr, nicht wahr?«, unterbrach Kemble ihn. »Nun, das ist der Fluch meines Daseins. Ich kann oft nicht anders, als zu sagen, was ich denke. Es ist die Mission meines Lebens, so scheint es mir manchmal, anderen dabei zu helfen, die Wahrheit und die Dummheit als das zu erkennen, was sie sind.«
    »Wie bitte?«, fragte Rothewell noch einmal.
    »Nun, nehmt zum Beispiel Euch selbst, Mylord.« Kemble hatte sich von der Ledermappe erhoben und schloss jetzt konzentriert die beiden Schnallen. »Wie ich höre, verbringt Ihr eine Menge Zeit im Satyr’s Club .«
    Rothewell starrte ihn verblüfft an. »Das geht Euch nichts an, verdammt noch mal.«
    Kemble zuckte elegant mit den Schultern. »Vielleicht tut es das nicht«, stimmte er zu. »Aber der Satyr’s Club ist ein schändlicher, sündhafter Ort, Lord Rothewell. Ihr tätet gut daran, Euch ein anderes Etablissement zu suchen, in dem Ihr Eure ... äh, Eure Unterhaltung sucht. Ich kann Euch einige recht neue Bordelle empfehlen, falls Ihr interessiert seid, sie auszuprobieren?«
    Rothewell spürte, dass hinter seinen Schläfen ein schmerzhaftes Pochen einsetzte. »Wer seid Ihr, zum Teufel, dass Ihr mir Ratschläge zu erteilen wagt?«
    »Ein Mann mit einer großen Erfahrung in dieser Stadt«, entgegnete Kemble ruhig, »sowohl was die guten als auch die schlechten Seiten angeht. Es gibt keine Bordellwirtin, keinen Betrüger und nicht den miesesten kleinen Taschendieb, den ich nicht vom Ansehen her kenne. Ich kann auf einer Karte jedes Hurenhaus, jedes überfüllte Mietshaus und jeden Zaun

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