Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
einer ganz anderen Art.
Plötzlich drang Kierans Stimme in ihr Bewusstsein. »Was ist denn jetzt mit Nash?«, fragte er völlig unerwartet. »Was genau geht da vor sich, Zee?«
»Was da vor sich geht?« Xanthia schluckte angestrengt. Ihr Bruder sah missgestimmt aus. »Mit ... Lord Nash?«
»Ja, mit Nash«, sagte Kieran. »Ist auf diesem Maskenball letzte Woche irgendetwas ... geschehen?«
Xanthia täuschte Überraschung vor. »Nun, ich habe Lord Nash nur gesehen«, erwiderte sie, »und wir haben uns unterhalten. Er war sehr ... freundlich. Genau, ich denke, das ist das richtige Wort. Aber er hat mir kein Bündel Geldscheine in die Hand gedrückt und mich nicht gebeten, eine Ladung Gewehre nach Kotor zu verschiffen. Und wenn du mich fragst, wird er es auch nie tun.«
»Hmmm«, stieß Kieran hervor, »er besitzt also keine Aktien in diesem Spiel?«
»Das würde ich so nicht sagen. Ich denke, er würde sich darauf einlassen, würde man mit einer entsprechenden Bitte an ihn herantreten. Aber bisher hat er nichts in der Art getan. Dessen bin ich ganz sicher.«
»Bist du das?«
»Auf jeden Fall«, bekräftigte Xanthia. »Ich denke, Nashs Vorstellung davon, sein Heimatland zu unterstützen, wäre, fortzugehen und sich der Leibgarde des russischen Zaren anzuschließen. Irgendwie muss ich de Vendenheim und Peel dazu bringen, das zu glauben.«
»Wenn du sagst, dass Nash unschuldig ist, glaube ich dir«, sagte ihr Bruder. »Also vergiss den verdammten Peel und de Vendenheim. Was sind sie denn für uns? Oder auch Nash, um genau zu sein.«
Xanthia setzte ihr Weinglas ab und runzelte die Stirn. »Achte auf deine Worte, Kieran. Wir sind hier in unserem Zuhause, nicht auf einem Zuckerrohrfeld.«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte ihr Bruder steif. »Vermutlich musst du tun, was am besten für dich ist. Aber was diesen Laffen Kemble angeht, so würde ich ihn gern loswerden. Vielleicht könnte ich ihn ja umbringen?«
»Du hast zu viel getrunken, Kieran.«
Er schob seinen Stuhl zurück und sprang auf. »Nein, meine Liebe. Ich habe noch nicht annähernd genug getrunken. Und genau das ist mein Problem.«
Xanthia zerknüllte ihre Serviette mit beiden Händen. »Kieran, hör auf«, flüsterte sie.
»Aufhören womit?«, fragte er herausfordernd.
Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick. »Kieran, siehst du es denn nicht?«, flehte sie. »Du bist alles, was ich noch habe. Aber du ... du wirst unserem Onkel mit jedem Tag ähnlicher.«
Abrupt schlug er mit den Fäusten auf den Tisch. »Bei Gott, Zee, das brauche ich mir jetzt wirklich nicht anzuhören!«, brüllte er, während die Gläser und die Bestecke klirrten. »Nicht von diesem Parvenü Kemble und ganz besonders nicht von dir. Wie unser Onkel, fürwahr! Bis jetzt habe ich dir noch nicht mit meiner Reitpeitsche den Hintern versohlt, oder etwa doch? Oder dich zu den Ratten in den Keller gesperrt? Oder dich von meinen zügellosen Freunden um den Esstisch jagen lassen?« Sein Gesicht war schwarz vor Wut.
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Xanthia, die nicht bereit war einzulenken. »Und das weißt du auch.«
Kieran stützte sich mit beiden Händen auf die Tischkante und senkte den Kopf. Xanthia spürte, wie sehr er um Fassung rang. »Ich weiß nur, dass ich deine Ratschläge nicht brauche, verdammt noch mal«, stieß er schließlich hervor und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Ich bin nichts, worum du dich kümmern oder was du bestimmen musst, Zee. Ich bin nicht Neville Shipping. Ich bin nur ein Mann, ich lebe mein Leben, wie ich es für richtig halte, und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich da raushältst.«
Xanthia zwang ihre Hände, sich zu entspannen. »Du lässt mir kaum eine Wahl«, erwiderte sie. Die Serviette entglitt ihren Händen und fiel zu Boden.
Kieran hatte das Gesicht abgewandt. »Nein, ich lasse dir überhaupt keine Wahl«, sagte er, als einer der Diener das Zimmer betrat, um einen weiteren Dekanter mit Rotwein zu bringen. »Mit mir ist alles in Ordnung, Zee. Lass es gut sein.«
Xanthia lehnte den Rotwein ab und entschuldigte sich vom Tisch. Sie holte ihre Ledermappe aus dem Arbeitszimmer, dann ging sie ins Obergeschoss. Doch als sie allein in ihrem Zimmer war, wurde sie von einer Ruhelosigkeit erfasst und wanderte eine gute Stunde lang in ihrem Zimmer auf und ab. Schließlich beschloss sie, sich einige Schriftwechsel anzusehen, die sie aus dem Kontor mit nach Hause genommen hatte. Bald hatte sie vier der Briefe gelesen – ohne auch
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