Entflammte Herzen
Sie Marshal sein, Mr. McKettrick, wenn Sie doch eine wunderbare Ranch haben, um die Sie sich kümmern müssen?«
Er unterdrückte ein Lächeln. »Warum sollten Sie sich als Nonne ausgeben wollen? Sie sind ja nicht einmal besonders gut im Beten. >Guten Abend, lieber Gott.< Was ist denn das für ein Gebet?«
»Für mich so gut wie jedes andere.« Sie sah aus, als stünde sie am Rande eines Wutanfalls, brachte sich aber mit bewundernswerter Schnelligkeit wieder unter Kontrolle. »Manchmal«, fuhr sie dann zu seiner Überraschung fort, »bringt man sich in Teufels Küche und weiß einfach nicht, wie man wieder herauskommen soll. Emmeline wollte unbedingt mit John Lewis sprechen, aber nun...«
Er betrachtete sie nachdenklich, während er wartete, dass der Kaffee zu kochen begann. »Dann wird Emmeline vermutlich auch bald hier erscheinen«, bemerkte er. »Und in der Zwischenzeit könnten Sie ja schon einmal damit beginnen, mir zu erzählen, was Sie auf dem Herzen haben.« Er musterte Mandy prüfend und fragte sich, was es war, was ihn so an ihr faszinierte und solch ungewohnte Gefühle in ihm weckte. »Ein normales Kleid zu tragen könnte Ihnen übrigens auch nicht schaden.«
Wenn auch sichtlich widerwillig, setzte sie sich schließlich doch. »Denken Sie, das ist so einfach?«
»Ich glaube, nichts ist im Leben einfach. Es ist ein fortwährender, harter Kampf, wie immer man es auch betrachten mag.«
Wieder seufzte Mandy. »Das mag ja sein, aber es wäre doch schön, wenn die Dinge manchmal wenigstens nicht ganz so schwierig wären.«
Kade lachte. Der Kaffee begann zu sprudeln, was bedeutete, dass sie ihn mit etwas Glück noch heute würden trinken können. »Das Beste ist, jederzeit die Fäuste parat zu haben.«
Sie runzelte die Stirn. »Sie sehen wohl immer nur die negativen Seiten?«
»Ja. Ich will wissen, woran ich bin. Dann wird man wenigstens nicht so leicht überrumpelt.« Kade schob die Kanne an den
Rand des kleinen Ofens, damit der Kaffee sich setzen konnte, und holte zwei verbeulte Emaillebecher. »Kaffee?«, fragte er Mandy im Vorbeigehen.
Sie schüttelte den Kopf und erhob sich wieder. »Da würde ich eher verdünnten Flussschlamm trinken«, entgegnete sie und schöpfte hörbar Luft. »Sie haben also nicht vor, Vernunft anzunehmen und diesen Marshal-Stern abzulegen, solange es noch möglich ist?«
»Nein. Erst wenn John wieder bereit sein sollte, ihn zurückzunehmen, nehme ich ihn ab. Und es könnte eine Weile dauern, bis es so weit ist.«
Wieder seufzte sie. »Naja, ich schätze, ich habe getan, was ich konnte, um Sie zu warnen«, murmelte sie resigniert. »Dann gehe ich jetzt wohl besser zum Hotel zurück und sehe, ob Emmeline etwas braucht.«
»Moment!«, hielt Kade sie scharf zurück. »Sie haben mir immer noch nicht verraten, warum Sie eigentlich hergekommen sind.«
»Das hätte wenig Sinn«, erwiderte sie, und er konnte sehen, wie tapfer sie sich bemühte, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ich weiß jetzt, dass Sie ebenso wenig auf mich hören würden wie Emmeline.«
Während Kade noch zu verstehen versuchte, warum er so enttäuscht war, dass sie ging, stieß sie einen erschrockenen kleinen Schrei aus, trat einen Schritt von der Tür zurück und schlug sie blitzschnell wieder zu.
»Was ist?«, fragte er, schenkte sich Kaffee ein und nippte dann vorsichtig daran. Das Beste, was man über das dicke schwarze Gebräu in seinem Becher sagen konnte, war, dass es kein Spülwasser war, obwohl kein allzu großer Unterschied bestand.
Mandys ganzes Verhalten hatte sich geändert; plötzlich grinste sie, und ein spitzbübisches Funkeln trat in ihre Augen. »Ein Komitee ist auf dem Weg hierher«, erklärte sie und schien ganz und gar entzückt zu sein über diese unerwartete Entwicklung.
Kade runzelte verdutzt die Stirn. Er war noch nicht lange genug in diesem Amt, um irgendetwas falsch gemacht und sich den Zorn des Stadtrats zugezogen zu haben, obwohl es ihn ganz und gar nicht überraschen würde, eine Abordnung unzufriedener Rancher in seinem Büro zu sehen. »Ein Komitee?«
Die Tür schwang auf, bevor Mandy darauf antworten konnte, und Kade zählte fünf aufgebrachte »bestellte« Bräute, die sich im Eingang zum Gefängnis drängten. Sie waren geschminkt wie Indianer auf dem Kriegspfad, trugen als Waffen Sonnenschirme und sahen aus, als wären sie bereit, sie bei der kleinsten Herausforderung auch zu benutzen.
Marvella, die vollbusige Blondine, war offenbar zu ihrer Sprecherin erkoren worden.
Weitere Kostenlose Bücher