Entflammte Herzen
halb ein Murmeln war. Wie von einer plötzlichen Eingebung ergriffen, richtete Becky sich auf, ging zu dem Stuhl, auf dem der Doc Johns Mantel abgelegt hatte, und nahm den vernickelten Mar shal-Stern von dem Revers. Dann trat sie vor Kade und steckte ihn an sein Hemd; und obwohl sie ihm dabei in die Augen sah, waren ihre Worte an John gerichtet, der hinter ihr auf dem harten Untersuchungstisch lag und um sein Leben kämpfte. Und den Kampf verlor, wie es schien.
»Du konzentrierst dich jetzt darauf, wieder gesund zu werden, John«, erklärte sie laut und deutlich, »und bemüh dich nicht, auch nur an irgendetwas anderes zu denken. Kade McKettrick wird von nun an in deiner Stadt nach dem Rechten sehen.« Es war, als blickte sie Kade bis ins Herz. »Denn das tust du doch, Kade, nicht?«
Er hob einen Arm, um mit der Manschette über den Marshal - Stern zu wischen. »Ja, Ma'am«, antwortete er dann. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er es anstellen sollte, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, aber auch das war etwas, was man sicher lernen konnte, und je eher er damit begann, desto besser, dachte er.
Kapitel 15
K ade, der es sich auf einer Pritsche in der Gefängniszelle bequem gemacht hatte, schreckte aus einem tiefen Schlaf auf, als er seinen Namen hörte. Er spähte verschlafen durch die Gitterstäbe und sah Schwester Mandy neben seinem Schreibtisch stehen, und bei ihrem Anblick besserte sich seine Stimmung augenblicklich, obwohl er s ich beim besten Willen nicht erklären konnte, warum.
Sie trug wie immer ihre Nonnentracht und stützte ärgerlich die Hände in die Hüften. »Sie haben kein Recht, Marshal zu sein!«, erklärte sie.
Kade fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, warf einen Blick zu dem Ofen an der Wand gegenüber und wankte schlaftrunken hinüber, um Feuerholz nachzulegen und zu sehen, ob er eine Kanne Kaffee aufbrühen konnte. »Nun, das ist ja reizend, dass auch Sie eine Meinung dazu haben, Schwester Mandy«, bemerkte er mit einem unterdrückten Gähnen. »Aber ich glaube nicht, dass meine Entscheidungen Sie etwas angehen.«
Er sah, wie sie bis unter die Haarwurzeln errötete. »Reden Sie keinen Unsinn. Sie haben ja keine Ahnung, womit Sie es zu tun haben werden, wenn Sie sich diesen Marshal-Stern anstecken!«
Die Tür des Ofens quietschte, als Kade sie öffnete und sich bückte, um einen Blick hineinzuwerfen. Das Feuer war inzwischen fast vollständig erloschen, und so hockte Kade sich hin, um etwas zerknülltes Zeitungspapier und Holzspäne aus dem bescheidenen Vorrat nachzulegen. »Ich gedenke, es herauszufinden«, entgegnete er, ohne Schwester Mandy auch nur eines Blickes zu würdigen. »Was führt Sie überhaupt in diese Stadt? Ich dachte, Sie hätten beschlossen, sich um Emmeline zu kümmern.«
»Das würde ich ja auch gerne, wenn sie nur bliebe, wo sie ist«, versetzte Mandy, die für eine Nonne noch immer ziemlich hektisch wirkte. »Als wir hörten, was Mr. Lewis passiert ist, hat Emmeline ihren Mann dazu gebracht, uns unverzüglich in die Stadt zu fahren.«
Kade zündete ein Streichholz an und hielt es an das zerknüllte Papier im Ofen. Nachdem er einen Moment gewartet hatte, um zu sehen, ob die Späne Feuer fingen, schloss und verriegelte er die Ofentür und richtete sich wieder auf. »Gibt es etwas Neues von John?«, erkundigte er sich ruhig, während er die Kaffeekanne holte.
»Er hält sich tapfer«, sagte Mandy.
Kade war so erleichtert, das zu hören, dass er froh war, einen Moment hinausgehen zu müssen, um den Kaffeesatz auf die Straße zu schütten und die Kanne auszuspülen und neu zu füllen. So konnte er wenigstens einen Moment lang seine Empfindungen verbergen und sich wieder ein wenig in den Griff bekommen, bevor er ins Büro zurückkehrte. Es war verdammt hart für ihn, John Lewis, den er als ehrlichen, aufrichtigen Mann und unbestechlichen Vertreter des Gesetzes kannte und bewunderte, so sterbenskrank zu sehen.
Draußen schüttete Kade den Rest des Kaffees vom Vortag aus, spülte und füllte die Kanne unter der Pumpe an der Pferdetränke und ging wieder hinein, um das Wasser zum Erhitzen auf den Herd zu setzen. In einem Regal fand er eine Dose mit Kaffee und gab eine großzügig bemessene Portion hinein.
»Haben Sie etwas mit mir zu besprechen, Schwester Mandy«, erkundigte er sich schließlich, »oder sind Sie nur hierher gekommen, weil Sie gehofft hatten, Sie könnten mich von hier verjagen?«
Sie stieß einen etwas ungehaltenen Seufzer aus. »Wieso wollen
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