Entflammte Herzen
gelehrt hatte, als sie als Kinder auf dürren, ungesattelten Gäulen über Äcker, Wiesen und holprige Feldwege gejagt waren.
»Jetzt! «, schrie sie schließlich triumphierend und ließ ihrem Pferd die Zügel schießen. Geradezu ekstatisch vor Freude über die neu gewonnene Freiheit, machte das Tier einen gewaltigen Satz nach vorn und preschte, so schnell es konnte, Kades Wallach nach. Der Wind peitschte Mandys Gesicht, raubte ihr den Atem und erfüllte sie mit einem überwältigenden Triumphgefühl. Hundert Meter vor den Wacholderbüschen holten Mandy und die kleine Stute Kade und seinen Wallach ein.
Kade ritt wie der Teufel, als sie Kopf an Kopflagen, und schien noch immer fest entschlossen zu sein zu gewinnen. Mandy wusste, dass er nicht kampflos aufgeben würde, und war im Grunde sogar froh darüber. Niemand sollte sagen können, er habe sie gewinnen lassen; der Sieg war ihrer, war es von Anfang an gewesen, sie würde das Rennen ohne jegliche Vergünstigungen gewinnen.
Der Schuss ertönte, als Mandy gerade eben die Ziellinie überquerte, und einen schrecklichen Moment lang war sie auf das Schlimmste gefasst und erwartete die tödliche Kugel. Im nächsten Augenblick jedoch fuhr sie herum und sah, wie Kade aus dem Sattel geschleudert wurde und mit wild herumwirbelnden Armen und Beinen mitten auf der Straße landete.
Sie schrie auf und vergaß das Rennen, vergaß alles außer der beängstigenden Tatsache, dass Kade von jemandem vom Pferd geschossen worden war. Eine weitere Kugel schlug krachend neben ihr in den Boden ein, und Kade stützte sich auf einen Ellbogen und feuerte seinen 45er in R ichtung Bäume ab.
Mandys besorgter Blick glitt prüfend über ihn. Aber zu ihrer Erleichterung war nirgends Blut zu sehen.
Blitzschnell saß sie ab und ließ sich neben Kade auf die Knie fallen. Kein Blut.
Kade, noch immer auf einen Ellbogen gestützt und ohne seinen Hut, den er bei dem Sturz verloren hatte, grinste Mandy an. »Mir ist nichts passiert«, informierte er sie fröhlich. »Es freut mich aber, dass Sie meinetwegen beunruhigt waren.«
Wenn Mandy nicht ganz so erleichtert gewesen wäre, hätte sie ihn jetzt bestimmt geohrfeigt. Alles drehte sich um sie, und sie unterdrückte nur mit Mühe ein Aufschluchzen. Als sie den Kopf abwandte, sah sie R afe und einen anderen Mann, die den offenbar verletzten Gig Curry die steile Straßenböschung hinaufschleppten.
»Ich habe gewonnen«, hörte sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen sagen. »Ich war schneller!«
Kade lachte, als er aufsprang und Mandy mit sich auf die Füße zog. »Ja, ich schätze, da haben Sie wohl Recht«, stimmte er ihr grinsend zu und deutete dann mit dem Kopf auf Curry. »Danke, Mandy.«
Gig blutete aus dem rechten Oberschenkel, und der Blick, mit dem er Mandy bedachte, war wie einer aus ihren schlimmsten Albträumen, doch sie erwiderte ihn ruhig und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Als Curry als Erster seinen Blick abwandte, war dies ein größerer Triumph für Mandy, als das Bennen gegen Kade McKettrick zu gewinnen. Sie spürte, wie sich irgendetwas tief in ihrem Innersten verlagerte ... Etwas, das bis dahin unabänderlich gewesen war, begann sich plötzlich zu verwandeln, auch wenn sie sich noch gar nicht sicher war, was das bedeutete. Sie war plötzlich anders , würde von nun an immer anders sein, das war das Einzige, dessen sie sich sicher war.
Kade nahm ein Paar Handschellen von seinem Gürtel, ging zu Curry hinüber und drehte ihn nicht allzu sanft herum, bis er ihm den Rücken zuwandte. »Ich habe ein paar Fragen an Sie, Herr Nachbar«, meinte er, als er seinem Gefangenen die Handschellen anlegte und sie mit einem metallischen Klicken zuschnappen ließ.
»Ich habe nichts zu sagen.« Curry schien verschreckt und wütend wie ein mit Spülwasser begossener Hahn. »Sie bringen mich mit diesem Bein doch wohl zu einem Arzt? Sie sind es, der hier einiges zu erklären haben wird, Marshal , nachdem Sie mich so einfach niedergeschossen haben. Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich habe nur Kaninchen gejagt.«
»Setzt ihn auf das Pferd«, wandte sich Kade an die anderen Männern, als hätte er Curry nicht gehört.
Rafe warf ihn mit dem Gesicht nach unten über den Sattel von Kades Wallach, und Curry heulte nahezu vor Empörung.
»Halten Sie die Klappe«, brummte Rafe. »Sie haben bloß eine Fleischwunde.«
»Das ist nicht in Ordnung!«, jammerte Curry aus seiner entwürdigenden Stellung. »Sie quälen hier einen Unschuldigen!« Aber er
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