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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Hauptquartier von BUR ab. Biffy war immer noch bewusstlos und schlapp wie verkochter Brokkoli. Die Couch war bereits mit zahlreichen Papierhaufen, Äthografentafeln, einem Stapel Bücher und mehreren Zeitungen und wissenschaftlichen Magazinen übersät, doch Biffy schien das nicht viel auszumachen. Er rollte sich wie ein kleines Kind zusammen und drückte eine außergewöhnlich unbequem aussehende Metallröhre liebevoll an die Brust.
    Professor Lyall machte sich an die Arbeit. Er musste offizielle Stellungnahmen für die Presse vorbereiten, verschiedene Spione und Agenten hereinrufen und sie dann wieder mit wichtigen Aufträgen zum Sammeln von Informationen, diplomatischem Intervenieren und geheimen Keksbeschaffungsmissionen hinausschicken (in der Küche von BUR waren die Keksvorräte knapp geworden). Außerdem sandte er einen Boten zu den übrigen Mitgliedern des Woolsey-Rudels und wies sie an, sich bereitzuhalten und zu bewaffnen. Wer wusste schon, wie die Vampire Vergeltung üben würden? Normalerweise waren sie immer sehr vornehm in ihren Reaktionen, doch einen von ihnen zu töten wurde generell nicht als höflich erachtet, deshalb war es möglich, dass auch sie die Regeln des Anstands außer Acht ließen.
    Es gelang Lyall, eine Stunde lang produktiv zu sein, bevor er vom ersten einer – wie er zweifelsfrei überzeugt war – langen Reihe von erzürnten Würdenträgern unterbrochen wurde. Allerdings handelte es sich dabei nicht um ein Mitglied der ansässigen Vampirhäuser, das gekommen war, sich über den Tod des Wesirs zu beschweren. Recht unerwarteterweise war sein erster Besucher ein Werwolf.
    »Guten Abend, Lord Slaughter.«
    Der Diwan hatte sich diesmal nicht die Mühe gemacht, sich in einen Kapuzenumhang zu hüllen. Er kam weder in Verkleidung noch mit dem Versuch, sein Missfallen zu verbergen, weshalb Lyall keinen Zweifel daran hegte, dass der Besuch des Diwans offiziell war und er die Interessen Königin Victorias vertreten würde.
    »Na, das haben Sie ja gehörig verpfuscht, nicht wahr, kleiner Beta? Hätten es wirklich nicht schlimmer anstellen können.«
    »Guten Abend, Mylord! Bitte setzen Sie sich doch.«
    Der Diwan warf einen angewiderten Blick auf den schlummernden Biffy. »Offensichtlich haben Sie bereits Gesellschaft. Was ist er – betrunken?« Witternd schnupperte er in die Luft. »Um Himmels willen, sind Sie vielleicht beide in der Themse geschwommen?«
    »Ich versichere Ihnen, das geschah völlig unfreiwillig.«
    Der Diwan sah aus, als wollte er mit seiner tadelnden Rede fortfahren, doch dann schnupperte er erneut, hielt inne, dann trabte er zum Sofa und beugte sich über den bewusstlosen jungen Dandy.
    »Also dieses Gesicht ist mir unbekannt. Ich weiß, dass die meisten Mitglieder des Woolsey-Rudels mit dem Regiment in Übersee waren, aber ich glaube, dass ich mich an alle erinnern kann – so alt bin ich auch wieder nicht.«
    »Ach ja.« Professor Lyall straffte den Rücken und räusperte sich. »Wir sind zu beglückwünschen. Das Woolsey-Rudel hat ein neues Mitglied.«
    Der Diwan knurrte halb erfreut, versuchte das Gefühl jedoch hinter vorgeschobener Verärgerung zu verbergen. »Ich dachte mir schon, dass er nach Lord Maccon stinkt. Schau an, schau an, eine Metamorphose und ein toter Vampir in einer einzigen Nacht. Da war Woolsey aber wirklich fleißig!«
    Professor Lyall legte die Schreibfeder weg und nahm die Brille ab. »Tatsächlich ist das eine eng mit dem anderen verbunden.«
    »Seit wann hat das Töten von Vampiren neue Werwölfe zur Folge?«
    »Seit Vampire anderen Vampiren die Drohnen stehlen, sie am Grund der Themse gefangenhalten und sie dann erschießen.«
    Auf diese Aussage hin sah der Diwan weniger wie ein mürrischer Einzelgängerwolf und mehr wie ein Politiker aus. Er zog sich einen Stuhl vor Lyalls Schreibtisch und setzte sich ihm gegenüber. »Ich denke, es ist besser, Sie erklären mir, was passiert ist, kleiner Beta.«
    Als Lyall mit seinem Bericht fertig war, wirkte der Diwan wie vor den Kopf geschlagen.
    »Natürlich erfordert eine solche Geschichte Beweise. Sie werden verstehen – da der Wesir einen illegalen Tötungsbefehl für Lady Maccon ausgegeben hatte, werden Lord Maccons Motive, den Mann umzubringen, als höchst zweifelhaft betrachtet. Dennoch – wenn das, was Sie behaupten, wahr ist, handelte er innerhalb seiner Befugnis als Oberster Sundowner. So etwas darf nicht geduldet werden! Stellen Sie sich das nur vor, jemand anderem die Drohne zu stehlen!

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