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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Knopfaugen ließ erkennen, dass er das Gesagte aufrichtig meinte. »Und du hast mir Gäste mitgebracht! Wie wunderbar! Sehr erfreut, wirklich sehr erfreut!«
    Madame Lefoux stellte sie einander vor. »Monsieur Floote und Madame Tarabotti, das hier ist mein lieber Cousin, Monsieur Trouve.«
    Der Uhrmacher bedachte Floote mit einem gemessenen Blick und einer kleinen Verbeugung. Floote erwiderte beides gleichermaßen, und dann wurde Alexia Gegenstand bebrillter Musterung.
    »Doch nicht etwa die Tarabotti?«
    Alexia wäre nicht so weit gegangen, Monsieur Trouve als schockiert zu bezeichnen, doch eindeutig war er ein wenig mehr als nur gleichgültig. Wie sein Gesichtsausdruck genau beschaffen war, ließ sich schwer erkennen, da der Uhrmacher nicht nur den in diesem Land allgegenwärtigen Schnurrbart trug, sondern einen goldbraunen Vollbart von so gewaltigen Ausmaßen, dass er einen Maulbeerbaum in den Schatten stellte. Es wirkte, als wäre sein Schnurrbart vor übermäßiger Begeisterung und Abenteuerlust ausgezogen, um auch noch die südlichsten Gefilde seines Gesichts zu erobern.
    »Seine Tochter«, bestätigte Madame Lefoux.
    »Wirklich?« Bestätigung suchend sah der Franzose ausgerechnet Floote an.
    Floote nickte knapp – einmal.
    »Ist es denn so etwas furchtbar Schlimmes, die Tochter meines Vaters zu sein?«, fragte Alexia verwundert.
    Monsieur Trouve zog die buschigen Augenbrauen hoch und lächelte. Es war ein kleines, schüchternes Lächeln, das es kaum durch das Dickicht seines Bartes schaffte. »Ich nehme an, Sie haben Ihren Vater nie kennengelernt? Nein, natürlich haben Sie das nicht, nicht wahr? Unmöglich. Nicht, wenn Sie tatsächlich seine Tochter sind.« Diesmal sah er Madame Lefoux an. »Ist sie es wirklich?«
    Madame Lefoux lächelte ihn mit Grübchen an. »Ohne jeden Zweifel.«
    Der Uhrmacher hob das Monokel vor seine Brille und musterte Alexia durch beide Gläser. »Bemerkenswert. Eine weibliche Außernatürliche. Ich hätte nie gedacht, dass ich das noch erlebe. Es ist mir eine wahre Ehre, Sie bei mir zu Besuch zu haben, Madame Tarabotti! Genevieve, du hast mir ja schon immer die bezauberndsten Überraschungen beschert. Und Schwierigkeiten natürlich auch, aber davon wollen wir jetzt nicht sprechen, nicht wahr?«
    »Es kommt noch besser, Cousin – sie ist guter Hoffnung. Und der Vater ist ein Werwolf. Wie gefällt dir das?«
    Alexia warf Madame Lefoux einen scharfen Blick zu. Es war nicht abgesprochen gewesen, die intimen Einzelheiten ihres beschämenden Zustands einem französischen Uhrmacher zu enthüllen!
    »Ich muss mich setzen!« Blindlings tastete Monsieur Trouve nach einem Stuhl und ließ sich darauffallen. Er holte tief Luft, dann musterte er Alexia mit sogar noch größerem Interesse. Sie fragte sich, ob er sich womöglich zusätzlich zu dem Monokel und der Brille noch das Brilloskop auf die Nase setzen würde.
    »Sind Sie sicher?«
    Alexia wurde ärgerlich. Sie war es so leid, dass ihr Wort immer wieder angezweifelt wurde. »Ich versichere Ihnen, ich bin mir ziemlich sicher!«
    »Unglaublich!«, sagte der Uhrmacher, der seine Fassung offenbar zumindest zum Teil wiedererlangt hatte. »Das sollte keine Beleidigung sein, Miss Tarabotti. Keine Beleidigung. Sie müssen verstehen, Sie sind ein Wunder der Neuzeit.« Das Monokel trat wieder in Aktion. »Obwohl Sie Ihrem lieben Vater nicht besonders ähnlich sehen.«
    Zögernd warf Alexia einen Seitenblick auf Floote, dann fragte sie Monsieur Trouve: »Gibt es eigentlich irgendjemanden, der meinen Vater nicht kannte?«
    »Oh, die meisten Leute kannten ihn nicht. So war es ihm lieber. Aber er versuchte sich ein wenig in meinem Zirkel. Oder im Zirkel meines Vaters, sollte ich besser sagen. Ich begegnete ihm nur ein einziges Mal, und damals war ich sechs Jahre alt. Aber ich erinnere mich noch sehr gut daran.« Der Uhrmacher lächelte erneut. »Er hat stets Eindruck hinterlassen, Ihr Vater, das muss ich schon sagen.«
    Alexia war sich nicht sicher, ob diese Bemerkung eine unterschwellig anstößige Bedeutung hatte oder nicht. Doch wenn sie das Wenige bedachte, das sie über ihren Vater wusste, wäre es wohl besser gewesen zu fragen, welche anstößige Bedeutung die Bemerkung des Franzosen hatte.
    Dennoch brannte sie nun regelrecht vor Neugier. »Zirkel?«
    »Der Orden.«
    »Mein Vater war ein Erfinder?« Es überraschte Alexia. Das hatte sie über Alessandro Tarabotti noch nie gehört. All seine Tagebucheinträge hatten darauf hingewiesen, dass er

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