Entflammte Nacht
zu sein. »Wie meinen Sie das, eine Rübe?«
Der Uhrmacher lächelte erneut. Er hatte offensichtlich gehofft, dass sie das fragen würde. »Fad. Zwar gut als Beilage, aber eigentlich nur genießbar, wenn nichts Besseres verfügbar ist.«
»Gustave, also wirklich!« Madame Lefoux gab vor, schockiert zu sein.
»Aber genug von mir. Erzählen Sie mir mehr über sich, Madame Tarabotti.« Monsieur Trouve rückte ein wenig näher.
»Was würden Sie denn noch gern wissen?« Alexia hätte ihn viel lieber noch weiter über ihren Vater ausgefragt, doch sie hatte das Gefühl, dass diese Gelegenheit vorüber war.
»Ist es bei Ihnen genauso wie bei einem männlichen Seelenlosen? Ihre Fähigkeit, übernatürliche Kräfte zu neutralisieren, ist die ähnlich?«
»Mir ist noch kein anderer lebender Außernatürlicher begegnet, doch ich war eigentlich immer der Ansicht, dass es so ist.«
»Dann führt also auch bei Ihnen körperliche Berührung oder große Nähe zu einer schnellen Reaktion seitens des Opfers?«
Alexia gefiel das Wort »Opfer« nicht, doch seine Beschreibung ihrer Fähigkeiten war treffend genug, dass sie nickte. »Dann studieren Sie uns also, Monsieur Trouve?« Vielleicht konnte er ihr bei ihrem Schwangerschaftsdilemma helfen.
Der Mann schüttelte den Kopf, und vor Belustigung zeigten sich kleine Fältchen an seinen Augenwinkeln. Alexia stellte fest, dass ihr die üppige Gesichtsbehaarung des Uhrmachers nichts ausmachte, da sich so viel von seinem Ausdruck auf die Augen konzentrierte. »O nein, nein. Das liegt weit außerhalb meines speziellen Interessensgebiets.«
Madame Lefoux warf ihrem alten Schulkameraden einen abschätzenden Blick zu. »Nein, Gustave. Du warst nie ein Mann der ätherischen Wissenschaften – nicht genug technische Spielereien.«
»Ich bin eine ätherische Wissenschaft?« Alexia war verblüfft. Ihres Wissens als Blaustrumpf nach konzentrierten sich solche Forschungen auf die Details ätheronautischer und supra-oxygenischer Fortbewegung, nicht auf Außernatürliche.
Ein zierliches Hausmädchen mit schüchternem Auftreten brachte Tee – oder was man in Frankreich unter Tee verstand. Das Mädchen wurde von einem Speisetablett begleitet, das ihr dicht über dem Boden wie von selbst durch die Wohnung folgte. Es gab ein vertrautes, blechernes, trippelndes Geräusch von sich, wenn es sich bewegte. Als sich das Mädchen nach dem Tablett bückte, um es auf den Tisch zu stellen, stieß Alexia unwillkürlich einen ängstlichen Schrei aus. Ohne dass sie sich bis zu diesem Augenblick bewusst gewesen war, zu welchen sportlichen Leistungen sie in der Lage war, tat sie einen jähen Satz über die Couch und brachte sich dahinter in Sicherheit.
Die Rolle des Dieners bei unserem heutigen französischen Possenspiel hat ein mörderischer mechanischer Marienkäfer, dachte sie in einem Anflug panischer Albernheit,
»Gütiger Gott, Madame Tarabotti. Geht es Ihnen gut?«
»Marienkäfer!«, brachte Alexia quäkend hervor.
»Ach ja, der Prototyp einer kürzlichen Bestellung.«
»Sie meinen, er versucht nicht, mich zu töten?«
»Madame Tarabotti, ich versichere Ihnen, in meinem eigenen Heim wäre ich niemals so ungehobelt, jemanden mit einem Marienkäfer töten zu wollen!«
Vorsichtig kam Alexia hinter dem Sofa hervor und beobachtete argwöhnisch, wie der große mechanische Käfer völlig unbeeindruckt von ihrem rasenden Herzklopfen dem Hausmädchen hinterherzockelte und aus dem Zimmer verschwand.
»Ihre Handwerkskunst, nehme ich an?«
»In der Tat«, sagte der Franzose stolz.
»Solche sind mir schon einmal begegnet.«
Anklagend richtete Madame Lefoux ihren Blick auf Monsieur Trouve. »Cousin, ich dachte, du ziehst es vor, keine Waffen zu entwerfen!«
»Das tue ich auch! Und ich muss sagen, dass ich über diese Andeutung zutiefst empört bin!«
»Nun, die Vampire haben eine daraus gemacht«, sagte Alexia. »Ich hatte es mit einer ganzen Herde von mörderischen Marienkäfern zu tun, die mich in einer Kutsche stechen wollten. Diese Fühler, mit denen der Ihre das Teetablett trug, waren durch Injektionsspritzen ersetzt worden.«
»Und einer davon explodierte, als ich ihn untersuchen wollte«, fügte Madame Lefoux hinzu.
»Wie überaus grauenhaft!« Der Uhrmacher runzelte die Stirn. »Diese Veränderungen stammten nicht von mir, das versichere ich Ihnen. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, meine Liebe. Solche Dinge kommen offenbar immer vor, wenn man Geschäfte mit Vampiren macht. Leider fällt
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