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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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putzte Professor Lyall sein Brilloskop fertig und setzte es sich dann auf die Nase. Durch die Vergrößerungslinse hindurch blickte er in die Runde. »Gentlemen, dürfte ich vorschlagen, dass eine Diskussion Ihrer Vorlieben in Ihrem Club besser aufgehoben wäre? Jedenfalls ist das nicht der Grund, warum ich heute Abend eine Versammlung einberufen habe.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Sie werden bemerkt haben, dass die Claviger nicht eingeladen wurden.«
    Um ihn herum nickten die unsterblichen Gentlemen zustimmend. Sie wussten, was dies bedeutete: Lyall hatte eine wichtige Angelegenheit nur mit dem Rudel allein zu besprechen. Normalerweise waren die Claviger über die Angelegenheiten aller informiert. So war es mit der Privatsphäre, wenn man mit mehreren Dutzend größtenteils arbeitslosen Schauspielern zusammenlebte – nämlich, dass die Privatsphäre kaum noch privat war.
    Alle Werwölfe, die an der großen Tafel versammelt waren, neigten die Köpfe zur Seite und entblößtem dem Beta ihre Kehlen.
    Im Bewusstsein, dass er nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, eröffnete Professor Lyall die Versammlung. »In Anbetracht der Tatsache, dass unser Alpha eine neue und ruhmreiche Karriere als idiotischer Schwachkopf anstrebt, müssen wir auf das Schlimmste vorbereitet sein. Ich wünsche, dass sich zwei von Ihnen vom Militärdienst freistellen lassen, um bei der Bewältigung des zusätzlichen Arbeitsaufkommens bei BUR zu helfen.«
    Niemand stellte Professor Lyalls Recht, am gegenwärtigen Stand der Dinge Veränderungen vorzunehmen, in Frage. Jedes Mitglied des Woolsey-Rudels hatte sich irgendwann schon einmal mit Randolph Lyall gemessen. Und alle hatten herausgefunden, wie solch ein Unterfangen endete. Demzufolge hatten sie sich mit der Erkenntnis abgefunden, dass ein guter Beta ebenso viel wert war wie ein guter Alpha und dass sie am besten zufrieden damit waren, beides zu haben. Außer natürlich, dass es ihren Alpha nun ziemlich gehörig aus der Bahn geworfen hatte. Und ihre Reputation und Stellung als Englands führendes Rudel musste fortwährend verteidigt werden.
    »Ulric und Phelan, am besten machen Sie beide das«, fuhr Professor Lyall fort. »Sie haben bereits Erfahrung mit dem Papierkram und der Arbeitsweise von BUR . Adelphus, Sie werden sich um die militärischen Angelegenheiten kümmern und alle nötigen Veränderungen vornehmen, um Channings Abwesenheit zu kompensieren.«
    »Ist er etwa auch betrunken?«, wollte eines der jüngeren Rudelmitglieder wissen.
    »Hmm, nein. Verschwunden. Ich nehme nicht an, dass irgendjemand von Ihnen weiß, wohin er ist?«
    Die Antwort war Schweigen, das nur von vereinzelten Kaugeräuschen unterbrochen wurde.
    Lyall schob sich das Brilloskop höher auf die Nase und blickte durch die Gläser hindurch auf seine Teetasse hinab. »Nein? Das hatte ich schon vermutet. Nun gut. Adelphus, Sie werden mit dem Regiment Verbindung aufnehmen und sie davon überzeugen, Channings Majorsposten vorübergehend auf den nächstqualifizierten Offizier zu übertragen. Das wird vermutlich ein Sterblicher sein.« Eindringlich musterte er Adelphus, der den Rang eines Lieutenants hatte und eine etwas zu hohe Meinung von seinen eigenen Fähigkeiten und eine etwas zu geringe Meinung von denen anderer pflegte. Er hatte zwar fünfzig Jahre mehr Erfahrung als die meisten, doch dem Militärprotokoll musste Folge geleistet werden. »Sie werden dessen Befehle ebenso befolgen wie die jedes übernatürlichen Offiziers höheren Ranges. Ist das klar? Sollte es irgendwelche Probleme geben wie etwa der unangemessene Gebrauch von Rudelfähigkeiten oder eine unnötige Risikobereitschaft aufgrund von Unsterblichkeitsdünkel, haben Sie mich unverzüglich zu benachrichtigen. Keine Duelle, Adelphus! Nicht einmal unter den herausforderndsten Umständen. Das gilt auch für den Rest von Ihnen.«
    Professor Lyall nahm das Brilloskop ab und bedachte die Männer an der Tafel mit scharfem Blick.
    Alle hielten die Köpfe gesenkt und konzentrierten sich auf ihr Essen.
    »Zu viele Duelle geben einem Rudel einen schlechten Ruf. Noch Fragen?«
    Niemand hatte welche. Professor Lyall selbst hatte den Rang eines Lieutenant Colonel der Coldsteam Guards inne, war in den letzten fünfzig Jahren allerdings nur selten einbefohlen worden. Allmählich bereute er es, nicht beständiger innerhalb des Regiments gedient zu haben, weil seine Pflichten bei BUR die militärischen Verpflichtungen zurückgedrängt hatten. Doch sogar er, ein Mann von

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