Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
erheben. Alexia sah ihn erstaunt an. War es denn möglich, dass der ehemalige Kammerdiener ihres Vaters in fleischlichen Dingen prüde war? Floote hatte schrecklich starre Ansichten hinsichtlich Kleidung und Benehmen in der Öffentlichkeit, doch bezüglich des gänzlich unschicklichen privaten Treibens des ungestümen Werwolfrudels von Woolsey Castle hatte er noch nie auch nur mit der Wimper gezuckt. Andererseits hatte er Lord Akeldama noch nie besonders gemocht.
    Alexia schickte ein kleines Stirnrunzeln in seine Richtung, das Floote mit einem ausdruckslosen Blick beantwortete.
    Vielleicht misstraute er Madame Lefoux aus irgendeinem anderen Grund?
    Da es zweifellos zu nichts führte, sich über diese Angelegenheit weiterhin den Kopf zu zerbrechen, und bei einem Gespräch – oder besser gesagt einem Monolog – mit Floote noch nie etwas herausgekommen war, schritt Alexia an ihm vorbei und folgte Monsieur Trouve den Korridor entlang zu einem winzigen Schlafgemach.
    Alexia hatte ihre Reisekleidung gegen ein Besuchskleid aus weinrotem Taft getauscht und erfreute sich gerade eines kleinen Nickerchens vor dem Abendessen, als ein unglaublicher Lärm sie weckte. Er schien von unten aus dem Uhrmacherladen zu kommen.
    »Oh, allmächtige Siruptorte! Was ist denn nun schon wieder los?«
    Sie schnappte sich ihren Sonnenschirm mit der einen Hand und die Aktentasche mit der anderen und stürmte hinaus in den Korridor. Es war sehr dunkel, da die Lampen in der Wohnung noch nicht brannten, doch aus dem Laden unter ihr drang ein warmes Leuchten empor.
    Am Treppenabsatz stieß Alexia mit Floote zusammen.
    »Madame Lefoux und Monsieur Trouve berieten sich über uhrenbezogene Angelegenheiten, während Sie sich ausruhten«, informierte er sie sanft.
    »Das kann unmöglich für solch einen Radau verantwortlich sein!«
    Irgendetwas prallte gegen die Eingangstür. Anders als in London hatten die Geschäfte in Paris spätnachts nicht geöffnet, um auf Werwölfe und Vampire unter der Kundschaft Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, man verschloss die Ladentür vor Sonnenuntergang fest und sicher gegen etwaige übernatürliche Besucher.
    Alexia und Floote sprangen die Stufen hinunter – soweit man bei einer würdevollen butlerhaften Person und einer schwangeren Frau von springen reden konnte. Dann durchzuckte Alexia der Gedanke, dass diese Pariser Politik der geschlossenen Türen auch ihre Vorzüge hatte.
    Denn gerade, als sie in den Uhrenladen stürmte, taten vier große Vampire dasselbe durch die nun aufgebrochene Vordertür. Sie bleckten die Fangzähne und sahen nicht so aus, als wollten sie sich förmlich vorstellen.

7

    Das Problem mit Vampiren
    D as Problem mit Vampiren, dachte Professor Lyall, während er mit einem Taschentuch sein Brilloskop reinigte, war, dass sie wegen Kleinigkeiten durchdrehten. Vampire manipulierten gerne, doch wenn sich die Dinge nicht so entwickelten wie geplant, dann verloren sie in dem daraus resultierenden Chaos jede Raffinesse. Das Ende vom Lied war, dass sie in Panik gerieten und ihr Heil in einer Vorgehensweise suchten, die nie so elegant war, wie sie es anfangs geplant hatten.
    »Wo steckt unser erlauchter Alpha?«, fragte Hemming, der sich an den Tisch setzte und sich mehrere Scheiben Schinken und einen Räucherhering auf den Teller häufte. Für die meisten Menschen war es Zeit fürs Abendessen, aber für die Werwölfe war dies das Frühstück. Und da es nicht üblich war, Gentlemen beim Frühstück zu bedienen, hatte das Küchenpersonal einfach nur haufenweise Fleisch bereitgestellt und überließ es Rudel und Clavigern, sich selbst zu bedienen.
    »Er steckt in der Zelle, und das schon den ganzen Tag, um sich auszunüchtern. Letzte Nacht war er so betrunken, dass er zum Wolf wurde. Im Kerker scheint er mir am besten aufgehoben.«
    »Donnerwetter!«
    »So etwas machen Frauen mit einer armen Seele. Am besten, man geht ihnen aus dem Weg, wenn ihr mich fragt.« Adelphus Bluebutton schlenderte herein, dicht gefolgt von Rafe und Phelan, zwei der jüngeren Rudelmitglieder.
    Ulric, der am anderen Ende der Tafel schweigend an einem Kotelett kaute, sah auf. »Es hat dich aber niemand gefragt. Niemand hat irgendwelche Zweifel, wo deine Vorlieben liegen.«
    »Manche von uns sind nun einmal weniger borniert als andere.«
    »›Eigennütziger‹ wolltest du wohl sagen.«
    »Ich langweile mich eben schnell.«
    Alle waren mürrisch und schlecht gelaunt – es waren diese speziellen Tage des Monats.
    Sehr bedächtig

Weitere Kostenlose Bücher