Entflammte Nacht
als er fertig war.
Der etwas kleine, sandfarbene, beinahe fuchsähnliche Wolf, der nun an Professor Lyalls Stelle stand, quittierte den Applaus mit einem Nicken verlegener Dankbarkeit.
Die Verwandlung des Herausforderers war nicht annähernd so elegant. Sie war begleitet von viel Gestöhne und schmerzerfülltem Winseln, doch der Wolf, der am Ende daraus hervorging, war ein ganzes Stück größer als Professor Lyall.
Der Woolsey-Beta jedoch ließ sich von diesem Größenunterschied nicht aus der Fassung bringen. Die meisten Werwölfe waren ein gutes Stück größer als er.
Der Herausforderer griff an, doch Lyall war bereits in Bewegung, wich aus und schnappte nach der Kehle des anderen. Bei BUR gab es noch so viel zu tun, und er wollte diesen Kampf möglichst schnell hinter sich bringen.
Doch der Einzelgänger war ein geschickter Kämpfer, erfahren und flink. Er wich Lyalls Gegenangriff aus, und die beiden umkreisten sich argwöhnisch in der Erkenntnis, ihren jeweiligen Gegner möglicherweise unterschätzt zu haben.
Die Männer um sie herum drängten dichter heran und bildeten einen Kreis aus Leibern um die beiden Kämpfer. Die Soldaten riefen dem Herausforderer Beleidigungen zu, die Offiziere buhten, und das Rudel beobachtete alles in stummer Aufmerksamkeit.
Mit schnappenden Kiefern sprang der Einzelgänger Professor Lyall an, doch der wich zur Seite aus, sodass der Angreifer auf den glatten Pflastersteinen leicht dahinschlitterte. Seine Krallen erzeugten ein hässliches Kratzen, als er um Halt kämpfte.
Das nutzte Lyall aus, hechtete auf ihn zu und traf ihn mit genug Wucht in die Flanke, um ihn umzuwerfen. Heftig ineinander verkeilt wälzten sich die beiden Wölfe hin und her und prallten gegen die Schienbeine der Männer, die anfeuernd um sie herumstanden.
Professor Lyall spürte, wie die Pranken des anderen Wolfes an seinem weichen Unterbauch rissen, während er dem Widersacher brutal in den Hals biss.
Das war es, was ihm am Kämpfen am meisten missfiel. Es war so beschämend unordentlich. Der Schmerz machte ihm nichts aus, er würde schnell genug vergehen. Aber er blutete sich den makellosen Pelz voll, und das Blut des Herausforderers rann ihm über die Schnauze und verklebte das Fell seiner weißen Halskrause. Sogar als Wolf war Professor Lyall nicht gern ungepflegt.
Blut floss, Fellfetzen flogen in weißen Flöckchen unter den scharrenden schwarzen Pfoten des Herausforderers, und wildes Knurren zitterte in der Luft. Der schwere Geruch von strömendem Blut ließ die anderen Rudelmitglieder witternd die Nasen rümpfen. Professor Lyall ging nicht gern mit harten Bandagen vor, aber so wie die Dinge lagen, würde er es vielleicht darauf anlegen müssen, dem anderen ein Auge auszureißen.
Dann spürte er, dass etwas die Menge beunruhigte.
In den engen Kreis aus Leibern kam Bewegung, und dann wurden zwei Rudelmitglieder gewaltsam beiseitegestoßen, und Lord Maccon betrat den Ring.
Er war nackt, wie schon den ganzen Tag, doch im Mondlicht sah er erneut struppig und wild aus. Seinem schwachen Hin- und Herschwanken nach war ein Tag im Trockendock entweder nicht genug, um das Formaldehyd aus seinem Körper zu bekommen, oder aber er hatte es geschafft, sich noch mehr zu besorgen. Professor Lyall würde ein Wörtchen mit dem Claviger reden müssen, der sich von Lord Maccon dazu hatte überreden lassen, ihn aus dem Verlies zu lassen.
Trotz der Anwesenheit seines Herrn und Meisters, Lyall befand sich gerade mitten in einem Kampf und gestattete sich nicht, durch irgendetwas davon abgelenkt zu werden.
»Randolph!«, brüllte sein Alpha. »Was treiben Sie da? Sie hassen es doch zu kämpfen. Hören Sie augenblicklich damit auf!«
Professor Lyall ignorierte ihn.
Bis Lord Maccon sich verwandelte.
Der Earl war ein stattlicher Mann, und in Wolfsgestalt war er sogar für einen Werwolf noch groß. Und er verwandelte sich lautstark. Nicht durch irgendeine stimmliche Andeutung von Schmerz, dazu war er zu stolz. Seine Knochen waren so kräftig – wenn sie brachen, dann mit Schmackes.
Er ging aus der Verwandlung als riesiger, gestromter Wolf hervor, dunkelbraun mit goldener, schwarzer und cremefarbener Zeichnung und fahlgelben Augen. Mit einem Satz sprang er zu Lyall, der immer noch mit dem Herausforderer rang, packte seinen Beta mit mächtigen Kiefern am Genick, riss ihn von seinem Gegner los und schleuderte ihn mit verächtlichem Schwung beiseite.
Professor Lyall wusste, was gut für ihn war, und trat zurück in
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