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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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die Menge, ließ sich auf den blutenden Bauch fallen und rang hechelnd mit heraushängender Zunge nach Atem. Wenn sein Alpha unbedingt einen Narren aus sich machen wollte, konnte ihn selbst der beste Beta nicht aufhalten. Dennoch blieb Lyall in Wolfsgestalt, nur zur Sicherheit. Verstohlen leckte er sich wie eine Katze die weiße Halskrause, um das Blut abzubekommen.
    Mit voller Wucht und mächtigen, schnappenden Kiefern warf sich Lord Maccon auf den Einzelgänger.
    Der Herausforderer wich mit einem Satz zur Seite, ein Aufblitzen von Panik in den gelben Augen. Er hatte sich darauf verlassen, nicht gegen den Earl kämpfen zu müssen. Das hier war nicht Teil seines Plans.
    Lyall konnte die Angst des Wolfs riechen.
    Sofort wirbelte Lord Maccon herum und setzte dem Herausforderer erneut nach, stolperte dann jedoch über die eigenen Pfoten, kippte zur Seite und fiel hart auf die Schulter.
    Eindeutig immer noch betrunken, dachte Professor Lyall resigniert.
    Der Herausforderer nutzte die Gelegenheit und hechtete Lord Maccon an die Kehle, doch im selben Augenblick schüttelte der Earl heftig den Kopf, als wolle er ihn frei bekommen. Zwei riesige Wolfsschädel krachten gegeneinander.
    Betäubt stürzte der Herausforderer rückwärts, doch Lord Maccon, ohnehin schon in einem Zustand der Verwirrung, registrierte den Zusammenprall nicht einmal und torkelte stattdessen zielstrebig seinem Feind hinterher. Normalerweise kämpfte er schnell und effektiv, doch nun trottete er auf  seinen benebelten Widersacher zu und nahm sich einen langen Augenblick Zeit, auf ihn hinunterzublicken, als versuche er sich daran zu erinnern, was genau eigentlich vor sich ging.
    Dann stieß er unvermittelt zu und biss den anderen Wolf in die Schnauze!
    Der am Boden liegende Wolf jaulte vor Schmerz, worauf Lord Maccon verdattert losließ, als wäre er erschrocken darüber, dass seine Mahlzeit ihn gerade angeschrien hatte. Taumelnd kam der Herausforderer wieder auf die Pfoten.
    Der Earl schwang den Kopf leicht hin und her, was seinen Gegner ein wenig verwirrte. Der Einzelgänger duckte sich, die Vorderpfoten ausgestreckt. Lyall war sich nicht sicher, ob er sich unterwürfig verbeugen wollte oder zum Sprung ansetzte.
    Allerdings bekam er weder für das eine noch das andere Gelegenheit, weil Lord Maccon sehr zu seinem eigenem Erstaunen erneut über seine Pfoten stolperte, beim Versuch, das Gleichgewicht zu behalten, einen Satz nach vorn machte und mit einem dumpfen Laut schwer auf seinen Gegner plumpste.
    Als käme ihm der Gedanke erst im Nachhinein, grub er all seine sehr langen und sehr tödlichen Zähne in den Oberkopf des anderen Wolfes – und durchbohrte dabei praktischerweise ein Auge und beide Ohren.
    Da Werwölfe unsterblich und ziemlich schwer zu töten waren, konnten sich Duelle über Tage erstrecken. Doch ein Biss in die Augen galt üblicherweise unbestritten als Sieg. Es dauerte gut achtundvierzig Stunden, bis eine solche Verletzung vollständig verheilt war, und in dieser Zeit konnte ein blinder Wolf, ob nun unsterblich oder nicht, durchaus getötet werden, schlicht und einfach, weil er so stark beeinträchtigt war.
    Kaum hatten die Zähne ihr Ziel gefunden, wand sich der Herausforderer winselnd vor Pein auf dem Rücken und präsentierte Lord Maccon kapitulierend den Bauch. Der Earl, der immer noch halb auf dem unglücklichen Kerl lag, torkelte von ihm herunter und spuckte schnaubend wegen des üblen Geschmacks nach Augenglibber und Ohrenschmalz. Werwölfe mochten frisches Fleisch – tatsächlich brauchten sie es zum Überleben –, aber andere Werwölfe mundeten ihnen nicht. Sie schmeckten vielleicht nicht ganz so verfault wie Vampire, aber immer noch alt und ein wenig verdorben.
    Professor Lyall stand auf und streckte sich mit zuckender Schwanzspitze. Vielleicht war dieser Kampf gar keine schlechte Sache gewesen, dachte er sich, während er zurück ins Haus trottete. Jeder würde erfahren, dass Lord Maccon noch immer in der Lage war, einen Herausforderer zu besiegen, selbst wenn er sturzbetrunken war.
    Um die Beseitigung des Chaos konnte sich der Rest des Rudels kümmern. Nun, da die Angelegenheit geklärt war, hatte Professor Lyall Geschäftliches zu erledigen.
    In der Garderobe hielt er kurz inne. Er konnte genauso gut gleich in Wolfsgestalt nach London laufen, da er ohnehin schon seinen Pelz trug und seine Abendgarderobe hoffnungslos zerknittert war. Er musste wirklich dafür sorgen, dass sein Alpha wieder klar im Kopf wurde –

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