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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Staub und toten Spinnen ausgekleidet war. Die Gentlemen folgten, und Floote half Monsieur Trouve, die Leiter wieder hochzukurbeln, um ihren Zufluchtsort zu verbergen. Mit ein bisschen Glück würden die Vampire erst herausfinden müssen, wo und wie ihre Beute aufs Dach gelangt war.
    Alexia fragte sich, was die Vampire auf der Treppe wohl angegriffen hatte: ein Retter, ein Beschützer oder eine neue Art von Monster, das ebenfalls hinter ihr her war? Doch sie hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Die beiden Erfinder waren hinaus aufs Dach gestiegen und hantierten dort an einer Art Maschine herum. Sie lösten Halteleinen, zogen Schrauben an und schmierten Zahnräder. Dazu schien eine Menge Hämmern und Fluchen nötig zu sein.
    Der Ornithopter – denn darum musste es sich handeln – sah wie ein höchst unkomfortables Transportmittel aus. Die Passagiere – neben dem Piloten gab es noch Platz für drei Personen – hingen in windelartigen Ledersitzen, die um die Taille geschnallt wurden.
    Alexia rannte zu der Maschine und stolperte dabei gegen einen unangebracht platzierten Wasserspeier.
    Monsieur Trouve feuerte eine kleine Dampfmaschine an, woraufhin das Gefährt in die Höhe ruckte und sich dann stotternd und keuchend zur Seite neigte.
    »Ich sagte es dir doch: Stabilisatoren!«, rief er Madame Lefoux zu.
    »Ich kann nicht glauben, dass du keinen Befestigungsdraht zur Hand hast, Gustave. Was für eine Art Erfinder bist du eigentlich?«
    »Hast du das Schild über meiner Ladentür nicht gesehen, meine Liebe? Uhren! Uhren sind mein Fachgebiet. Da sind keine Stabilisatoren nötig!«
    Alexia mischte sich ein. »Draht? Ist das alles, was Sie benötigen?«
    »Ja, ungefähr so dick.« Madame Lefoux hielt die Finger ein winziges Stück weit auseinander.
    Bevor sie noch schockiert über ihre eigene Kühnheit sein konnte, hob Alexia die Überröcke und band die Bänder ihrer Tournüre los. Der Unterbau fiel zu Boden, und sie kickte ihn mit dem Fuß in Madame Lefoux’ Richtung. »Genügt das?«
    »Vollkommen!«, rief die Französin und attackierte grimmig den Leinenstoff, um die Metallverstärkung herauszulösen, die sie sodann Monsieur Trouve reichte.
    Während sich der Uhrmacher daranmachte, den Draht durch eine Art Röhrensystem an der Nase des Fluggeräts zu fädeln, kletterte Alexia in den Sitz. Nur um zu ihrer tiefsten Beschämung festzustellen, dass der Windelsitz einem die Röcke bis unter die Achseln hochschob und die Beine unter den riesigen Flügeln des Fluggeräts herabbaumelten, sodass alle Welt ihre entblößten Unaussprechlichen bewundern konnte. Es waren ihre besten Unterhosen, dem Himmel sei Dank, aus rotem Flanell mit drei Reihen Spitzenrüschen am Saum, aber dennoch keine Bekleidung, die eine Dame irgendjemandem zeigen sollte, mit Ausnahme höchstens ihrer Zofe oder ihres Ehemanns, den ohnehin der Teufel holen sollte.
    Floote machte es sich hinter ihr bequem, und Madame Lefoux schlüpfte in die Windel des Piloten. Monsieur Trouve kehrte zum Motor zurück, der sich hinter Floote und unter dem Heck des Fluggeräts befand, und kurbelte ihn ein weiteres Mal an. Der Ornithopter wackelte, stabilisierte sich dann jedoch und schwebte aufrecht.
    Ein Hoch auf die Tournüre!, dachte Alexia.
    Mit selbstgefälliger Miene trat der Uhrmacher einen Schritt zurück.
    »Kommen Sie denn nicht mit uns?« Alexia spürte eine seltsame Panik in sich aufsteigen.
    Gustave Trouve schüttelte den Kopf. »Versuch, möglichst lange zu gleiten, Genevieve, dann solltet ihr es bis nach Nizza schaffen.« Er musste brüllen, um über dem Lärm des dröhnenden Motors gehört zu werden. Dann reichte er Madame Lefoux eine Fliegerbrille mit Vergrößerungslinsen und einen langen Schal, den sie sich um Hals, Gesicht und Zylinder schlang.
    Den Sonnenschirm und die Aktentasche fest an die üppige Brust gedrückt machte sich Alexia auf das Schlimmste gefasst.
    »Sind alle bereit?« Madame Lefoux hob nicht einmal den Kopf, sondern überprüfte geschäftig eine große Anzahl von Messanzeigen und Ventilen. »Du hast Änderungen vorgenommen, Gustave.«
    Der Uhrmacher zwinkerte ihr nur zu.
    Madame Lefoux bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick und nickte dann knapp.
    Daraufhin marschierte Monsieur Trouve zurück zum Heck des Ornithopters und warf einen an den Dampfmotor montierten Lenkpropeller an.
    Madame Lefoux drückte einen Knopf, und mit einem gewaltigen Wuusch! begannen die Flügel des Fluggeräts mit erstaunlicher Kraft auf und ab

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