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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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zu schlagen. »Du hast Änderungen vorgenommen!«
    Kraftvoll schoss der Ornithopter in die Luft.
    »Hatte ich es dir nicht gesagt?« Monsieur Trouve grinste wie ein kleiner Junge. Er hatte kräftige Lungen und brüllte ihnen hinterher. »Ich habe unser ursprüngliches Modell mit einer von Eugenes Bourdonfedern ersetzt, aktiviert durch Schießpulverladungen. Ich sagte doch, dass ich daran seit Kurzem großes Interesse habe.«
    »Was? Schießpulver!«
    Der Uhrmacher winkte ihnen fröhlich hinterher, während die Schwingen sie höher und vorwärts trugen. Schon schwebten sie einige Meter über dem Dach, und Alexia sah einen Teil von Paris, der sich unter ihren wild umherschwingenden Ziegenlederstiefelchen erstreckte.
    Monsieur Trouve legte sich die Hände wie einen Trichter an den Mund. »Ich lasse eure Sachen zur Luftschiffstation in Florenz schicken!«
    Ein lautes Krachen ertönte, und zwei der Vampire stürzten aufs Dach.
    Monsieur Trouves Grinsen verschwand in den Tiefen seines eindrucksvollen Bartes, und er drehte sich um, um sich der übernatürlichen Bedrohung zu stellen.
    Einer der Vampire sprang ihnen mit ausgestreckten Händen nach, um sie zu packen. Er kam ihnen nahe genug, dass Alexia erkennen konnte, dass er eine beeindruckende Ansammlung gezackter Bisswunden an Hals und im Gesicht davongetragen hatte. Er verfehlte Alexias Knöchel nur knapp.
    Plötzlich tauchte eine riesige weiße Bestie hinter ihm auf und griff den Vampir an, während er noch in der Luft war, verbiss sich in seinem Oberschenkel und holte ihn zurück aufs Dach, wo er dumpf aufschlug.
    Der Uhrmacher schrie vor Angst auf.
    Madame Lefoux bediente die Steuerelemente, und mit zwei mächtigen Flügelschlägen hob sich der Ornithopter höher in die Luft. Dann wurde er plötzlich von einem Windstoß zur Seite gekippt und neigte sich gefährlich schräg. Einer der gewaltigen Flügel versperrte Alexia die Sicht auf das Geschehen auf dem Dach. Dann stieg der Ornithopter in immer größere Höhen, und Paris verlor sich unter einer Schicht aus Wolken.
    »Magnifique!«, schrie Madame Lefoux in den Wind.
    Schneller, als Alexia es für möglich gehalten hätte, erreichten sie die erste Ätheratmosphäre, und die Brise dort strich kühl und leicht prickelnd um Alexias unentschuldbar nackte Beine. Eine der südöstlichen Strömungen erfasste den Ornithopter und trug ihn mit sich, glücklicherweise mit einem langen, sanften Gleiten und viel weniger Geflatter.
    Es gab eine Menge Dinge, die Professor Lyall in dieser Nacht eigentlich noch erledigen wollte: BUR -Untersuchungen, Rudelgeschäfte, und Madame Lefoux’ Erfinderwerkstatt war auch noch zu überprüfen. Natürlich tat er am Ende nichts von all diesen Dingen. Denn was er wirklich zu erledigen hatte, war, den gegenwärtigen Aufenthaltsort eines gewissen Lord Akeldama – Vampir, Modeikone und sehr eleganter Stachel in jedermanns Fleisch – ausfindig zu machen.
    Das Problem mit Lord Akeldama war – und Lyalls Erfahrung nach war da immer irgendein Problem –, dass seine Drohnen dort, wo er selbst keine feste Institution darstellte, dies für ihn erledigten. Trotz seiner übernatürlichen Schnelligkeit und des untadeligen Geschmacks in Sachen Halsbinden konnte Lord Akeldama nicht jeden Abend an jedem gesellschaftlichen Ereignis von Bedeutung teilnehmen. Doch er schien über eine bemerkenswerte Sammlung von Drohnen zu verfügen – und von Freunden eben dieser Drohnen –, die das konnten und auch taten.
    Was Lyall im Augenblick beunruhigte, war allerdings, dass sie genau das eben nicht taten. Nicht nur der Vampir selbst war verschwunden, sondern auch all seine Drohnen, Speichellecker und herausgeputzten Pudel.
    Für gewöhnlich konnte man sich darauf verlassen, dass bei jedem größeren Ereignis in London irgendein junger Dandy anwesend war, dessen Vatermörderkragen zu hoch, dessen Manieren zu elegant und dessen Interessen zu groß waren, um mit seinem ansonsten leichtfertigen Auftreten in Einklang zu stehen. Ungeachtet dessen, wie albern sie sich auch benehmen, wie sehr sie auch dem Glücksspiel frönen und wie viel teuren Champagner sie auch schlürfen mochten, diese allgegenwärtigen jungen Männer versorgten ihren Meister mit einer solch unglaublichen Fülle von Informationen, dass es sämtliche Geheimdienste Ihrer Majestät beschämend in den Schatten stellte.
    Doch sie waren alle verschwunden.
    Professor Lyall hätte die meisten von ihnen weder dem Namen nach noch vom Aussehen her

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