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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Balfour meint«, sagte der Advokat.
    »Den meine ich«, erwiderte ich.
    »Ihr kennt ihn?« fragte er.
    »Er hat mich in seinem Haus aufgenommen.«
    »Seid Ihr einem Manne namens Hoseason begegnet?« fragte er weiter.
    »Allerdings, Sir, und sehr zu meinem Schaden; er war es, der mich, angestiftet von meinem Oheim, hier in diesem Hafen auf die Brigg gelockt und entführt hat. Ich habe einen Schiffbruch miterlebt und hunderterlei andere Fährnisse überstanden, und so kommt es, daß ich jetzt erst und in diesem jammervollen Aufzug vor Euch sitze.«
    »Ihr spracht von einem Schiffbruch, wo hat er sich ereignet?« fragte Rankeillor.
    »Vor der Südspitze der Insel Mull«, erwiderte ich. »Die Insel, auf der ich landete, hieß Earraid.«
    »Wie ich sehe«, bemerkte er lächelnd, »kennt Ihr Euch in der Erdkunde besser aus als ich. Aber so viel kann ich Euch jetzt schon verraten, alles, was Ihr mir berichtet, stimmt so ziemlich mit anderen Auskünften überein, die ich erhalten habe. Ihr seid entführt worden, habt Ihr eben gesagt, wie meintet Ihr das?«
    »Ich meine damit genau das, was dieses Wort besagt. Ich befand mich auf dem Wege zu Eurem Haus, als ich an Bord der Brigg »Covenant« gelockt, brutal bewußtlos geschlagen und unter Deck gebracht wurde. Ich kam erst wieder zur mir, als wir auf hoher See waren. Man wollte mich zu den Plantagen in Carolina bringen, doch diesem furchtbaren Schicksal bin ich Gott sei Dank entgangen.«
    »Die Brigg ist am 27. Juni gestrandet«, bemerkte Mr. Rankeillor nach einem Blick in sein Heft. »Heute haben wir den 24. August eine beträchtliche Zeitspanne von fast zwei Monaten, eine bedenkliche Lücke, die Euren Freunden schon rechte Sorgen gemacht hat. Ich gestehe, daß ich mich nicht zufriedengeben kann, ehe Ihr mir über diese Zeit Auskunft erteilt habt.«
    »Es wird mir nicht schwerfallen, Sir, Euch die nötige Aufklärung über diese zwei Monate zu geben, aber ehe ich meine Erlebnisse im einzelnen berichte, wüßte ich gern, ob ich mit einem Freunde spreche.«
    »Ihr dreht Euch im Kreise«, erwiderte der Advokat; »ich kann mich erst zufriedengeben, wiederhole ich, wenn ich über alles Bescheid weiß. Es würde Euch aber in Eurem Alter besser anstehen, Vertrauen zu haben, denn Ihr kennt doch unser Sprichwort: ›Nur der braucht Übles zu fürchten, der Übles getan hat.‹«
    »Wobei Ihr nicht vergessen dürft, Sir, daß meine Vertrauensseligkeit schuld an meinem Leidensweg war, daß gerade der Mann, der, wenn ich recht unterrichtet bin, Euer Auftraggeber ist, mich in die Sklaverei verschleppen ließ.«
    Ich hatte bei Mr. Rankeillor immer mehr an Boden und damit zugleich sein Vertrauen gewonnen, und bei diesem Vorstoß, den ich verstohlen lächelnd unternahm, lachte er hell auf.
    »Nein, nein«, sagte er, »so schlimm ist es wiederum nicht.Fui, non sum. 4 Ich habe tatsächlich die Geschäfte Eures Oheims geführt, aber während Ihr im Westen des Landes herumvagabundiert seid imberbis juvenis custode remoto 5 , ist viel Wasser unter den Brücken durchgeflossen, und wenn Euch die Ohren nicht geklungen haben, dann gewiß deshalb nicht, weil nicht genug von Euch gesprochen wurde. Genau am Tage Eures Schiffbruchs kam Mr. Campbell in meine Kanzlei stolziert und verlangte, ich solle Euch um jeden Preis herbeischaffen. Bis dahin ahnte ich überhaupt nichts von Eurer Existenz. Aber ich habe Euren Vater gekannt, und aus Gründen, die in meinen Aufgabenkreis gehören davon wird später noch die Rede sein, hatte ich alle Ursache, das Schlimmste zu befürchten. Mr. Ebenezer gab zu, Euch gesehen zu haben; auch wollte er Euch beträchtliche Geldsummen ausgehändigt haben, was sehr unwahrscheinlich klang; er behauptete, Ihr hättet Euch auf das europäische Festland begeben, in der Absicht, dort Eure Studien zu vollenden, was glaubhaft und löblich schien. Befragt, weshalb Ihr Mr. Campbell keine Nachricht gegeben hättet, erklärte Ebenezer, Ihr wäret von dem dringenden Verlangen beseelt gewesen, mit Eurer Vergangenheit völlig zu brechen. Als weiter in ihn gedrungen wurde, um Euren jetzigen Aufenthalt zu erfahren, wollte er darüber nichts Genaues wissen, meinte aber, Ihr wäret in Leyden. Das waren wohl insgesamt seine Auskünfte, und ich bin keineswegs sicher, daß jemand ihm Glauben schenkte«, fuhr Mr. Rankeillor lächelnd fort. »Er war besonders über einige meiner Einwände so wenig erbaut, daß er mir, kurz gesagt, die Tür wies. Wir kamen so nicht einen Schritt weiter; denn obwohl wir

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