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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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die schwärzesten Vermutungen hegten, hatten wir doch nicht die geringste Handhabe gegen ihn. Bald darauf meldete sich jedoch Kapitän Hoseason und berichtete, Ihr wäret bei dem Untergang der Brigg ertrunken. Damit schien der Fall erledigt. In der Folge blieben nur Mr. Campbells Kummer, für mich einige Unkosten und ein neuer Makel auf dem Ruf Eures Oheims, den er nicht gut gebrauchen konnte. Und nun, Mr. Balfour«, schloß der Advokat, »ist Euch der ganze Vorgang wohl klargeworden, und Ihr werdet wissen, inwieweit Ihr mir vertrauen könnt.«
    In Wirklichkeit hatte mir Mr. Rankeillor diese Einzelheiten viel genauer geschildert, als ich sie hier wiedergegeben habe. Er spickte seine Rede auch mit weiteren lateinischen Zitaten, aber er brachte das alles mit so bezwingender Aufrichtigkeit in Miene und Wort zum Ausdruck, daß ichmein anfängliches Mißtrauen gänzlich überwand. Außerdem bemerkte ich, daß er mich jetzt so behandelte, als verdiene ich sein volles Vertrauen; auch die Frage meiner Identität schien für ihn völlig geklärt.
    »Sir«, sagte ich, »wenn ich Euch jetzt meine Erlebnisse schildere, muß ich das Leben eines Freundes in Eure Hand geben. Schwört mir, daß es Euch heilig sein wird. Was mich selber anbelangt, so erwarte ich keine Versprechungen. Es genügt mir, Euer Gesicht anzusehen.«
    Mit großem Ernst gab er mir, Alan betreffend, die erbetene Zusicherung. Dann fuhr er fort:
    »Das ist eine beunruhigende Einleitung. Sollte in Eurem Bericht von kleinen Gesetzesübertretungen die Rede sein, so bitte ich Euch, leicht darüber hinwegzugehen und zu bedenken, daß ich Advokat bin ...«
    Darauf erzählte ich ihm vom Anfang bis zum Ende meine Abenteuer. Er hatte, während er mir aufmerksam zuhörte, die Brille auf die Stirn geschoben und die Augen geschlossen. Manchmal meinte ich, er sei eingeschlafen. Doch davon war keine Rede. Wie ich später herausfand, hatte er jedes Wort genau gehört und alles überraschend schnell begriffen. Die Einzelheiten meines Berichtes hatten sich ihm so fest eingeprägt, daß ich ganz erstaunt war. Sogar fremdartige gälische Namen, die er hier zum ersten Male hörte, behielt er im Gedächtnis. Doch als ich Alan Breck mit vollem Namen erwähnte, gab es eine eigenartige Auseinandersetzung zwischen uns. Alans Name hatte, in Verbindung mit dem AppinMordfall und dem auf seinen Kopf ausgesetzten Preis, natürlich in ganz Schottland Aufsehen erregt. Kaum hatte ich ihn genannt, als der Advokat in seinem Sessel hochluhr und die Augen weit aufriß.
    »An Eurer Stelle würde ich es vermeiden, irgendwelche Namen zu nennen, Mr. BalSour    »Vielleicht hätte ich es besser unterlassen sollen«, erwiderte ich, »aber da es nun einmal geschehen ist, kann ich ja wohl weitersprechen.«
    »Keineswegs«, entgegnete Mr. Rankeillor, »wie Ihr gewiß bemerkt haben werdet, bin ich etwas harthörig und daher gar nicht sicher, ob ich den Namen eben richtig verstanden habe. Wir wollen Euren Freund Mr. Thomson nennen, das schließt alle weiteren Erwägungen aus. Und ich würde Euch raten, in Zukunft mit den Namen von Hochländern, ganz gleich, ob sie leben oder bereits tot sind, ähnlich zu verfahren.«
    Daran merkte ich, daß der Advokat Alans Namen nur allzugut verstanden hatte und vermutet haben mußte, daß ich von dem Mordfall sprechen würde. Nun, wenn er es vorzog, den Unwissenden zu spielen, so ging mich das nichts an. Ich lächelte und meinte nur, der Name Thomson klänge wirklich nicht sehr schottisch und fügte mich. Im weiteren Verlauf meines Berichtes hieß Alan also Mr. Thomson, was mir um so mehr Spaß machte, weil eine solche List so recht nach seinem Geschmack gewesen wäre. Als ich James Stuart erwähnte, verfuhr ich in ähnlicher Weise und nannte ihn einen Verwandten von Mr. Thomson. John Campbell wurde Mr. Glen genannt, und als ich in meiner Schilderung bis zu der Begegnung mit Cluny gelangt war, bezeichnete ich ihn als den Clanführer Mr. Jameson. Das Ganze war eine so durchsichtige Posse, daß es mich wunderte, wie ein Advokat dabei mitmachen konnte. Aber schließlich entsprach diese Verschleierung dem Geschmack der damaligen Zeit, in der es zwei Parteien im Staate gab, und ruhige Leute, die von der eigenen Partei keine allzu hohe Meinung hatten, zogen es vor, jedes Ärgernis, gegen wen es sich auch richtete, zu vermeiden.
    »Wahrhaftig«,

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