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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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sprachen untereinander allgemein davon, daß ihre Pächter darbten, um ihnen Gelder schicken zu können. Ihre Clanmänner leisteten den Truppen, die den Pachtzins einziehen wollten, trotzigen Widerstand und riskierten es, sich wie beim Spießrutenlauf zwischen den Schiffen der königlichen Flotte durchzuschlängeln, um die gesammelten Summen übers Wasser zu bringen.
    Von all diesen Dingen hatte ich natürlich erzählen hören, und nun stand einer der Männer vor mir, dessen Leben aus solchen Gründen verwirkt war, denn er war ein Rebell, ein Schmuggler, der den Pachtzins außer Landes brachte. Und nicht genug damit, stand er überdies im Dienste des Königs Ludwig von Frankreich. Außerdem trug er einen mit Goldstücken gespickten Ledergurt um den Leib. Wie auch mein politischer Standpunkt sein mochte, einen solchen Mann konnte ich nicht ohne brennendes Interesse betrachten.
    »Ihr seid also ein Jakobite?« fragte ich, als ich das Fleischgericht vor ihn hinstellte.
    »Ja«, sagte er und begann zu essen, »und du gehörst, nach dem langen Gesicht, das du ziehst, zur Whigpartei.«
    »Na, so halb und halb«, erwiderte ich, nicht etwa, um ihn zu reizen, nein, Mr. Campbell hatte mich in der Tat, so gut es ging, zu einem Anhänger der Whigpartei erzogen.
    »Also nicht Fisch und nicht Fleisch«, meinte der Fremde spöttisch, »aber hör mal, Mr. Halbundhalb, die Flasche hier ist leer. Es ist recht hart, sechzig Guineen ausspucken zu müssen und obendrein aufs trockene gesetzt zu werden.«
    »Ich gehe und hole den Schlüssel«, sagte ich und trat hinaus auf das Deck.
    Der Nebel war noch immer dicht, aber der Wellengang hatte sich gelegt. Die Brigg hatte beigedreht, da niemand recht wußte, wo wir uns befanden, und der Wind, soweit er überhaupt wehte, uns nicht auf den richtigen Kurs bringen konnte. Ein paar Matrosen standen noch an der Reling und lauschten, ob Brecher zu hören waren. Auf dem Mitteldeck hatten der Kapitän und die beiden Offiziere die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten miteinander. Ich weiß nicht weshalb, aber es kam mir so vor, als führten sie nichts Gutes im Schilde. Als ich näher heranschlich, bestätigten die ersten Worte, die ich aufschnappte, meine Vermutung.
    Wohl einer plötzlichen Eingebung folgend, rief Mr. Riach gerade etwas lauter aus: »Könnten wir ihn nicht aus der Kajüte herauslocken?«
    »Es ist besser, er bleibt, wo er ist«, bemerkte Hoseason. »In dem kleinen Raum nützt ihm sein Degen nichts.«
    »Das ist richtig«, sagte Riach, »aber es wird schwerhalten, dicht an ihn heranzukommen. «
    »Ach Unsinn«, sagte Hoseason, »wir ziehen ihn in ein Gespräch, treten unauffällig an ihn heran und packen ihn bei den Armen oder, besser noch, wir stürzen zu beiden Eingängen herein, direkt auf ihn los, und ehe er sich wehren oder auf uns schießen kann, haben wir ihn überwältigt.«
    Als ich das vernommen, überkam mich gleichzeitig Angst und Zorn über diese verräterischen, habgierigen, blutdürstigen Schurken, mit denen ich zur See fahren mußte. Mein erster Gedanke war davonzulaufen, mein zweiter war weniger feige.
    »Kapitän«, sagte ich, »der fremde Herr will noch mehr Schnaps haben. Die Flasche ist aber leer. Kann ich den Schlüssel bekommen?«
    Erschrocken fuhren alle drei herum.
    »Das ist ja großartig!« schrie Mr. Riach, der sich als erster gefaßt hatte. »Jetzt haben wir eine Möglichkeit, an die Feuerwaffen heranzukommen. Hör zu, David, du weißt doch, wo die Pistolen liegen.«
    »Ja, ja«, mischte sich Hoseason ein, »David weiß das. Er ist ein braver Junge. Siehst du, David, dieser tolle Hochländer ist eine Gefahr für das Schiff, außerdem ist er ein Feind des Königs, den Gott segnen möge.«
    Noch nie, seitdem ich an Bord war, hatten sie mich mit »David« angeredet. Aber ich tat so, als sei alles, was sie sagten, ganz in der Ordnung.
    »Das dumme ist«, fuhr Hoseason fort, »daß alle unsere Feuerwaffen, Büchsen und Pistolen in der Kajüte, direkt vor der Nase dieses Fremden, liegen, und auch das Schießpulver wird dort verwahrt. Wenn nun ich oder einer der Offiziere hineinginge, um diese Dinge zu holen, so würde ihm das auffallen. Doch so ein kleiner Bursche wie du, David, kann, ohne daß der Fremde etwas merkt, ein Pulverhorn und ein oder zwei Pistolen nehmen und wegbringen. Wenn du das recht geschickt machst, David, werde ich es dir nicht vergessen. Solltest du später, wenn wir nach Carolina kommen, Freunde brauchen, dann ...«
    Mr. Riach unterbrach

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