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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Hoseason und flüsterte ihm etwas zu.
    »Ihr habt recht, Sir«, sagte der Kapitän und dann, zu mir gewandt: »Siehst du, David, der Mann hat den Leibgurt voller Goldstücke; ich gebe dir mein Wort, daß du nicht leer ausgehen sollst.«
    Ich versprach ihm, alles genauso zu machen, wie er es wünschte. Dabei war mir die Kehle zugeschnürt, daß ich kaum sprechen konnte. Dann gab er mir den Schlüssel zum Schnapsschrank, und ich ging langsamen Schrittes zur Kajüte zurück. Was sollte ich tun? Sie waren Schufte und Diebe. Sie hatten mich aus meiner Heimat verschleppt. Sie hatten den armen Ransome umgebracht, und jetzt sollte ich zu einer neuen Mordtat Beihilfe leisten. Andererseits hatte ich eine wahre Todesangst. Konnten ein halbwüchsiger Junge und ein Mann, selbst wenn sie einen Löwenmut aufbrächten, etwas gegen die ganze Schiffsbesatzung ausrichten?
    Ich überlegte noch immer hin und her, a]s ich in die Kajüte kam und den Mann am Tisch unter der Lampe sitzen und friedlich sein Nachtmahl verzehren sah. Nun stand mein Entschluß plötzlich fest. Ohne mein Zutun, wie unter einem Zwang, trat ich zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und fragte geradezu: »Wollt Ihr umgebracht werden?«
    Er sprang auf, und in seinen Augen stand eine Frage, so deutlich und klar, als hätte er sie ausgesprochen.
    »Oh«, rief ich, »alle an Bord sind Mordgesellen; die ganze Brigg ist voll von ihnen. Den einen Schiffsjungen haben sie schon umgebracht, und jetzt seid Ihr an der Reihe.«
    »Schon möglich«, erwiderte er, »aber noch haben sie mich nicht.«
    Dann betrachtete er mich mit einem seltsam forschenden Blick.
    »Willst du mir beistehen?« fragte er.
    »Das will ich. Ich bin weder ein Dieb noch ein Mörder. Ich werde Euch beistehen.«
    »Na also«, sagte er, »wie heißt du denn?«
    Ich antwortete:
    »David Balfour«, und dann fügte ich hinzu: »Aus dem Hause der Shaws«, weil ich annahm, ein so fein gekleideter Mann müsse wohl auch etwas für feine Leute übrig haben.
    Es kam ihm gar nicht in den Sinn, an meinen Worten zu zweifeln, denn die Hochländer waren es gewohnt, mit verarmten Edelleuten zusammenzutreffen. Da er selber aber keinen eigenen Grundbesitz hatte, weckte meine Erklärung bei ihm nur eine kindliche Eitelkeit.
    »Mein Name ist Stuart«, sagte er und richtete sich hoch auf. »Ich werde Alan Breck genannt. Der Königsname ist gerade gut genug für mich, wenn ich ihn auch ohne Anhängsel führe, weil kein Misthaufen daran klebt.«
    Nachdem er mich auf diese Weise zurechtgewiesen hatte, so als sei dies eine unaufschiebbare Angelegenheit, machte er sich daran, unsere Verteidigungsmöglichkeiten zu untersuchen.
    Die Kajüte war sehr fest gebaut, um den Wellen trotzen zu können. Von den fünf Öffnungen waren nur das Oberlicht und die beiden Türen breit genug, einen Menschen durchzulassen. Die Türen konnten zugezogen werden; sie waren aus dicken Eichenbohlen, liefen in Schienen und waren überdies mit Haken versehen, um sie nach Bedarf geschlossen oder offen zu halten. Die eine, bereits zugeschobene, sicherte ich auf die eben erwähnte Weise. Als ich mit der anderen genauso verfahren wollte, hielt Alan Breck mich zurück.
    »David«, begann er. Dann unterbrach er sich: »Ich kann mir beim besten Willen deinen Gutsnamen nicht merken, daher werde ich dich ganz ungeniert ›David‹ nennen – diese Tür ist, wenn sie offen bleibt, die beste Verteidigungsmöglichkeit für uns.«
    Ich wandte ein: »Wäre es nicht besser, sie doch zu schließen?«
    »Nein, nein, David, sieh mal, ich habe doch nur ein Gesicht. Solange die Tür offen ist und ich hinaussehen kann, habe ich den Angreifer vor mir, dort, wo ich ihn haben will.«
    Nun nahm er von dem Gestell, auf dem die Feuerwaffen lagen, nach sorgfältiger Prüfung einen kurzen Degen, schüttelte dabei aber mißbilligend den Kopf. Nie hätte er erbärmlichere Waffen gesehen, meinte er. Dann reichte er ihn mir und wies mich an, mich mit dem Pulverhorn, einem Sack voller Bleikugeln und den Pistolen an den Tisch zu setzen, um sie zu laden.
    »Das scheint mir eine Arbeit, die sich eher für einen schottischen Edelmann schickt, als Teller abzuwaschen und den nach Teer stinkenden Seeleuten die Schnapsgläser nachzutragen«, meinte er.
    Er stellte sich nun in der Mitte des Raumes so auf, daß er die offene Tür im Auge hatte, zog den Degen und probierte, wieviel Platz er brauchte, um ihn zu schwingen.
    »Ich darf mich nicht vom Fleck rühren«, rief er, »das ist sehr schade,

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