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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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deswegen braucht man nicht schlecht von ihm zu denken.«
    »So gehört Ihr wohl zu der anständigen Partei?« fragte der Fremde in dem eleganten Rock. Damit meinte er die Jakobiten; bei politischen Streitigkeiten nimmt jede Partei die Rechtschaffenheit für sich in Anspruch.
    »Nein, Gott sei gepriesen, Sir, ich bin ein waschechter Protestant.« Es war übrigens das erstemal, daß ich ein Wort über Religion von Hoseason hörte; später erfuhr ich allerdings, daß er an Land als eifriger Kirchgänger galt. Er fuhr fort: »Deswegen kann es mir doch leid tun, wenn einer in die Enge getrieben wird.«
    »Ach wirklich, ist das der Fall?« fragte der Jakobit. »Nun, Sir, ich will Euch nichts vormachen. Ich gehöre zu den ehrlichen Leuten, die im Jahre fünfundvierzig und sechsundvierzig in Schwierigkeiten waren, und, um noch deutlicher zu werden, wenn ich den rotberockten Herrschaften in die Hände fiele, würde es mir wohl schlimm ergehen. Sir, ich befand mich auf dem Wege nach Frankreich. Ein französisches Schiff, das hier kreuzte, sollte mich an Bord nehmen. Wir haben uns aber im Nebel verfehlt. Ich wünschte von ganzem Herzen, daß Ihr das auch getan hättet. Ich kann nur sagen, es wäre das beste, Ihr setztet mich dort an Land, wohin ich wollte. Ich habe das Nötige bei mir, um Euch reichlich für Eure Mühe zu entschädigen!«
    »Nach Frankreich wollt Ihr, Sir? Nein, dahin kann ich Euch nicht bringen«, sagte der Kapitän, »dann schon eher wieder dorthin, woher Ihr gekommen seid. Darüber ließe sich reden.«
    Unseligerweise hatte er mich jetzt in einer Ecke entdeckt und schickte mich stracks in die Kombüse, um ein Nachtmahl für den fremden Herrn zu bestellen. Ich sputete mich, das kann ich wohl sagen, und als ich wieder in die Kajüte kam, sah ich gerade noch, wie der Fremde seinen Gürtel abschnallte, in dem er sein Geld aufbewahrte, und mehrere Guineen auf den Tisch warf. Der Kapitän betrachtete zuerst die Guineen und dann den Gürtel; dann blickte er hoch, dem Fremden ins Gesicht; er schien ziemlich aufgeregt.
    »Die Hälfte davon«, rief er, »und Ihr sollt Euren Willen haben!«
    Der andere steckte die Guineen wieder ein und schnallte sich den Gürtel unter der Weste um den Leib.
    »Ich sagte Euch soeben schon, Sir, daß mir davon nicht ein roter Heller gehört. Es ist das Eigentum meines Clanhäuptlings; ich wäre ein schlechter Bote, wenn ich nicht einen geringen Teil des Geldes hergeben würde, um den größten Teil der Summe zu retten; aber ich wäre ein elender Schurke, wollte ich meinen Korpus mit diesem Gelde gar zu teuer erkaufen. Dreißig Guineen, wenn Ihr mich auf der Seeseite, und sechzig, wenn Ihr mich am Loch Linnhe absetzt. Schlagt ein, wenn Ihr zufrieden seid, sonst macht, was Ihr wollt.«
    »Schön«, sagte Hoseason, »aber wenn ich Euch nun den Rotröcken ausliefere?«
    »Ihr würdet dabei nur hereinfallen«, sagte der Fremde. »Mein Chef ist vogelfrei wie jeder anständige Mensch in Schottland. Sein Besitz ist in den Händen des Mannes, der König Georg genannt wird. Königliche Beamte ziehen den Pachtzins ein oder versuchen es wenigstens. Aber zum Ruhme der armen Pächter in Schottland muß gesagt werden, daß sie ihre verbannten Gutsherren nicht vergessen haben. Das Geld, das ich mit mir führe, ist ein Teil des Pachtzinses, nach dem König Georg vergeblich Ausschau hält. Ihr seht so aus, als könntet Ihr bis fünf zählen: Wenn Ihr der Regierung dieses Geld zuschanzt, was bleibt dann wohl für Euch übrig?«
    »Gewiß wenig genug«, sagte Hoseason und fügte hinzu: »Wenn sie etwas davon erführe; doch ich denke schon, wenn ich mir Mühe gebe, könnte ich wohl meinen Mund halten.«
    »Aber ich werde Euch reinlegen, Freundchen!« rief der fremde Herr. »Wenn Ihr mit mir ein falsches Spiel treibt, könnt Ihr etwas erleben. Wenn mir einer zu nahe kommt, erfahren die richtigen Leute, was aus ihrem Gelde geworden ist.«
    »Gut also«, sagte Hoseason, »soll es so sein, gebt sechzig Guineen, und abgemacht. Hier habt Ihr meine Hand darauf.«
    »Top, ich schlage ein«, antwortete der Fremde.
    Dann verließ der Kapitän, wie mir schien, ein wenig zu eilig die Kajüte, und ich blieb mit dem Fremden allein.
    Damals, bald nach dem Jahre fünfundvierzig, kamen wieder viele schottische Edelleute unter Lebensgefahr aus der Verbannung nach Schottland zurück, entweder um Freunde aufzusuchen oder um Gelder einzuziehen.
    Die Standesherren aus dem Hochland, die für vogelfrei erklärt worden waren,

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