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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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denn sonst kann sich meine besondere Begabung für die hohe Quart nicht auswirken. Und du sorgst dafür, daß alle Pistolen geladen sind«, fuhr er fort, »paß dabei gut auf, was ich dir zurufe.«
    Ich versprach ihm, gut aufzupassen, aber meine Brust war wie zugeschnürt, mein Mund ausgedörrt, und vor meinen Augen verschwamm alles. Der Gedanke an die vielen Angreifer, die sich bald auf uns stürzen würden, verursachte mir Herzklopfen. Ich hörte die See um die Brigg rauschen und mußte daran denken, daß man, vielleicht ehe der Morgen graute, meinen Leichnam darin versenken würde, und ich schauerte zusammen.
    »Und nun zum Wichtigsten«, sagte Alan, »wie viele Gegner haben wir?«
    Ich zählte nach, war aber so aufgeregt, daß ich es zweimal tun mußte.
    »Fünfzehn«, erwiderte ich.
    Alan pfiff durch die Zähne.
    »Hm«, meinte er, »daran ist nichts zu ändern, und jetzt tu, was ich dir sage. Ich übernehme es, die Tür zu überwachen, an der sich der Hauptkampf abspielen wird. Damit hast du nichts zu tun. Gib gut acht, und schieße nicht in diese Richtung, es sei denn, sie haben mich untergekriegt; zehn Feinde vor mir sind mir nämlich lieber als ein Freund, der hinter meinem Rücken wahllos herumknallt.«
    Ich gestand ihm, daß ich wirklich ein schlechter Schütze sei.
    »Brav, daß du es zugibst«, rief er voller Bewunderung über meine Ehrlichkeit. »Manch feines Herrchen würde so etwas nicht eingestehen.«
    »Sir«, warnte ich, »vergeßt Ihr auch nicht die Tür hinter Euch, die sie einschlagen könnten?«
    »Keine Sorge«, rief er, »das ist deine Aufgabe. Sobald die Pistolen fertig geladen sind, mußt du auf das Bett da hinten klettern, damit du an das Fenster heran kannst. Wenn sie der zweiten Tür zu nahe kommen, mußt du schießen. Aber das ist noch nicht alles. Wir wollen aus dir so etwas wie einen Soldaten machen. Worauf mußt du sonst noch achten?«
    »Ach, da ist ja noch das Oberlicht«, rief ich, »aber, Mr. Stuart, um auf beides gleichzeitig achten zu können, müßte ich doch noch ein Paar Augen im Hinterkopf haben; denn wenn ich mein Gesicht der einen Richtung zukehre, habe ich die andere im Rücken.«
    »Das ist sehr richtig«, sagte Alan, »aber hast du nicht auch Ohren im Kopfe?«
    »Natürlich«, bestätigte ich, »wenn das Fensterglas splittert, höre ich es ja.«
    »Du hat also doch ein bißchen Grips«, meinte Alan ingrimmig.

X. Die Kajüte wird belagert
    Aber jetzt war es aus mit unserem Frieden. An Deck hatten die drei so lange auf meine Rückkehr gewartet, bis sie ungeduldig wurden. Alan hatte kaum zu Ende gesprochen, als das Gesicht des Kapitäns im Türrahmen auftauchte.
    »Stehenbleiben!« brüllte Alan und bedrohte ihn mit der Degenspitze.
    Der Kapitän blieb auch wirklich stehen, zuckte aber mit keiner Wimper und trat nicht einmal einen Schritt zurück.
    »Ein blanker Degen?« schrie er. »Was für eine seltsame Art, sich für die Gastfreundschaft zu bedanken.«
    »Seht mich gut an«, rief Alan, »ich stamme von Königen ab und trage den Namen eines Königs. Eine Eiche führe ich im Wappenschild. Und seht diesen Degen; er hat mehr WhigAnhängern den Schädel gespalten, als Ihr Zehen an Euren Füßen habt. Ruft das Gesindel herbei und schlagt los. Je eher der Tanz beginnt, desto rascher wird Euch meine Degenspitze zwischen die Rippen fahren.«
    Alan bekam von dem Kapitän keine Antwort, aber mir warf Hoseason einen bitterbösen Blick zu.
    »David«, sagte er, »das sollst du mir büßen.«
    Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
    »Und nun«, sagte Alan, »reiß dich zusammen, David, denn gleich wird es losgehen!«
    Er schwenkte einen Hochländerdolch, den er in der linken Hand bereitgehalten hatte für den Fall, daß es einem der Angreifer gelänge, unter seinem Degen durchzuschlüpfen. Ich kletterte mit einem Armvoll geladener Pistolen und einem recht schweren Herzen in die obere Koje und öffnete das Fenster, von dem aus ich Umschau halten sollte. Von hier aus konnte ich nur einen kleinen Teil des Decks übersehen, aber das genügte für unsere Zwecke.
    Die Wogen hatten sich geglättet, und der Wind war so schwach, daß die Segel sich nicht einmal blähten und auch keinen Lärm machten. Es war so still auf dem Schiff, daß ich das Stimmengemurmel deutlich wahrnehmen konnte. Gleich darauf klirrte Stahl, und ich merkte daran, daß die Dolchmesser verteilt wurden; offenbar war eines heruntergefallen. Dann trat wieder tiefe Stille ein.
    Ich weiß nicht mehr, ob ich

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