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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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einer Schlinge und sah grimmig und sehr bleich aus. In dieser einen Nacht war er so gealtert, daß mir das Herz weh tat bei dem Gedanken, daß ich es gewesen war, der auf ihn geschossen hatte.
    Alan hatte den Lauf seiner Pistole auf den Kopf des Kapitäns gerichtet.
    »Nehmt das Ding weg«, sagte Hoseason. »Ich habe Euch doch mein Wort gegeben, oder wollt Ihr mich beleidigen?«
    »Kapitän«, erwiderte Alan, »Euer Wort taugt nicht viel. Gestern abend habt Ihr mit mir gehandelt wie ein Hökerweib, das Äpfel feil hält. Ihr habt mit Eurem Wort und Handschlag unsere Vereinbarung bekräftigt, und Ihr wißt ja selber sehr gut, was dabei herausgekommen ist. Zum Teufel mit Eurem Ehrenwort!«
    »Schon recht«, antwortete der Kapitän, »aber mit dem Fluchen werdet Ihr wenig bei mir erreichen.«
    Das Fluchen war nun wirklich ein Laster, von dem der Kapitän ganz frei war. Zornig fuhr er fort: »Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen. Ihr habt auf meiner Brigg ein schlimmes Blutbad angerichtet. Ich habe nicht mehr genug Männer, um das Schiff in Fahrt zu halten. Außerdem hat mein Erster Offizier, den ich am wenigsten entbehren konnte, Euren Degen zwischen die Rippen bekommen. Den habt Ihr stumm gemacht. Mir bleibt nur noch die Möglichkeit, Kurs auf Glasgow zu nehmen und dort neue Matrosen anzuwerben; da werden sich dann auch Leute finden, die, mit Verlaub, bei Euch einen anderen Ton anschlagen werden.«
    »So, so«, meinte Alan, »na, denen hätte ich auch allerhand zu erzählen. Falls dort jemand Englisch versteht, und das dürfte wohl der Fall sein, könnte ich eine nette Geschichte auftischen. Auf der einen Seite fünfzehn seegerechte Matrosen und auf der anderen ein Mann und ein halbwüchsiger Junge; Kapitän, ist das nicht eine Schande?«
    Hoseason stand blutübergossen da.
    »Nein, nein«, fuhr Alan fort, »Euer Vorschlag kommt gar nicht in Frage. Ihr werdet mich dort an Land setzen, wo wir es vereinbart haben.«
    »Schön und gut«, erwiderte der Kapitän, »aber mein Erster Offizier ist tot. Und Ihr wißt ja am besten, wie das geschehen konnte. Keiner von uns anderen kennt sich an dieser Küste aus, und sie ist nicht ungefährlich.«
    »Ihr habt die Wahl«, sagte Alan. »Ihr könnt mich in Appin, in Argdour oder Morven, in Arisaig oder Morar an Land setzen oder wo es Euch sonst beliebt, dreißig Meilen von meiner Heimat entfernt, aber nur nicht dort, wo die Campbells hausen. Die Auswahl ist also groß. Wenn Ihr nicht imstande seid, eines dieser Reiseziele zu erreichen, dann seid Ihr auf See ein ebensolcher Stümper wie im Zweikampf. Meine armen Landsleute kreuzen bei jedem Wetter in ihren winzigen Fischerbooten von Eiland zu Eiland, noch dazu bei Nacht.«
    »Ein Fischerboot ist auch kein Segler, Sir«, erwiderte der Kapitän, »es hat keinen Tiefgang.«
    »Na schön, dann bringt mich nach Glasgow«, sagte Alan, »dort werden wir wenigstens die Lacher auf unserer Seite haben.«
    »Mir ist nicht danach zumute«, sagte der Kapitän, »und außerdem kostet das alles Geld.«
    »Nun, Sir«, erwiderte Alan, »ich bin keine Wetterfahne. Was ich versprochen habe, bleibt bestehen: Dreißig Guineen, wenn Ihr mich an der Küste absetzt, sechzig, wenn Ihr mich nach Loch Linnhe bringt.«
    »Aber habt doch ein Einsehen«, rief Hoseason, »wir sind nur noch ein paar Segelstunden von Ardnamurchan entfernt, gebt mir sechzig Guineen, und ich setze Euch dort ab.«
    »Soll ich mir Euretwegen die Schuhsohlen abrennen oder den Rotröcke vor die Flinte laufen?« schrie Alan. »Nein, Sir, wenn Ihr sechzig Guineen haben wollt, dann müßt Ihr sie Euch verdienen und mich auf meinem Heimatboden absetzen.«
    »Das würde die Brigg in Gefahr bringen, Sir, und unser aller Leben ebenfalls«, rief der Kapitän.
    »Macht, was Ihr wollt«, sagte Alan, »meinen Vorsatz kennt Ihr ja nun.«
    »Könnt Ihr uns wenigstens hinlotsen?« fragte der Kapitän stirnrunzelnd.
    »Das ist zweifelhaft«, erwiderte Alan. »Ich verstehe mehr vom Fechten, wie Ihr ja selber gesehen habt. Ich bin kein Seemann, aber an dieser Küste oft genug abgesetzt oder in Empfang genommen worden und sollte mich hier wohl ein wenig auskennen.«
    Der Kapitän schüttelte noch immer ingrimmig den Kopf.
    »Wenn ich auf dieser unseligen Reise nicht schon soviel Geld verloren hätte«, sagte er, »wollte ich Euch lieber am Galgen baumeln sehen, als meine Brigg in Gefahr zu bringen. Aber so, wie es nun einmal ist, sollt Ihr Euren Willen haben. Sobald Wind aufkommt – und er wird, wie

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