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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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etwas Geld ein. Aber das wichtigste und das, was mir wirklich am Herzen liegt, sind die Geschäfte meines Häuptlings Ardshiel.«
    »Ich dachte, Euer Auftraggeber hieße Appin«, wandte ich ein.
    »Stimmt, aber Ardshiel ist das Oberhaupt des Clan«, erklärte er, wovon ich allerdings nicht schlauer wurde. »Siehst du, David«, fuhr Alan fort, »Ardshiel, der sein ganzes Leben lang ein so großer Herr war, der aus königlichem Geschlecht stammt und den Namen eines Königs trägt, ist jetzt so verarmt, daß er wie irgendein mittelloser Privatmann in einer französischen Stadt leben muß. Dieser große Herr, der einst nur zu pfeifen brauchte, und vierhundert gute Schwerter folgten seinem Befehl, dieser große Herr hat, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, auf dem Markt Butter gekauft und sie in einem Kohlblatt nach Hause getragen. Für uns, die wir zu seiner Verwandtschaft oder, richtiger, zu seinem Clan gehören, ist so etwas nicht nur schmerzlich, sondern ein Makel. Seine Kinder, Appins Hoffnung, lernen in dem fremden Lande nicht nur lesen und schreiben, sondern üben sich auch darin, den Degen zu führen; Appins Pächter aber müssen an den Thronräuber, der sich König Georg nennt, den Pachtzins entrichten. Und diese Leute kratzen, aus Liebe zur Sache und wenn man ihnen ein bißchen auf den Nähten sitzt, so viel zusammen, daß für Ardshiel eine zweite Pachtsumme herausspringt. Nun merke auf, David, der Mann, der diese Gelder sammelt und nach Frankreich bringt, der Mann bin ich.«
    Dabei schlug er gegen seinen Leibgurt, daß die Goldstücke klirrten.
    »Zahlen die Leute Pachtzins an beide?« fragte ich.
    »Ja, David, das tun sie, an beide.«
    »Zweimal die Pachtsumme?« wiederholte ich.
    »Ja, David, zweimal die Pachtsumme«, bestätigte er. »Dem Kapitän habe ich die Sache ein wenig anders dargestellt, aber das, was ich dir jetzt sage, ist die Wahrheit. Erstaunlich dabei ist nur, wie wenig Druck dazu nötig ist. Doch das ist das Verdienst meines wackeren Verwandten, des Freundes meines Vaters, James of the Glens, oder richtiger James Stuart. Er ist ein Halbbruder Ardshiels, zieht die Gelder ein und kümmert sich um alles.«
    Damals habe ich den Namen James Stuarts, der später, als er gehängt wurde, zu so großer Berühmtheit gelangte, zum ersten Male gehört. In dem Augenblick achtete ich kaum darauf, denn meine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit der Freigebigkeit jener armen Hochländer.
    »Das nenne ich Edelmut«, rief ich. »Ich gehöre zur Partei der Whigs, oder doch so ungefähr, aber das nenne ich Edelmut.«
    »Ja, David«, sagte Alan, »du bist ein Anhänger der Whigs, hast aber trotzdem eine vornehme Gesinnung, und darauf kommt es an. Gehörtest du jedoch zu dem verfluchten Geschlecht der Campbells, würdest du bei dem, was ich dir erzählte, vor Wut mit den Zähnen knirschen. Und wärest du gar der Rote Fuchs ...«
    Bei der Nennung dieses Namens stockte Alan und verstummte. Ich habe Menschen in fürchterlichem Zorn erlebt, aber nie habe ich ein grimmigeres Gesicht gesehen als das meines neuen Freundes, als er den Roten Fuchs erwähnte.
    Erschrocken, aber neugierig fragte ich: »Wer ist denn der Rote Fuchs?«
    »Wer das ist?« rief Alan. »Das will ich dir sagen. Als die Clanmänner bei Culloden geschlagen wurden und die gute Sache eine Niederlage erlitt, als da oben im Norden die Pferde bis zu den Fesseln im Blute der Besten des Landes wateten, mußte Ardshiel wie ein gehetztes Wild über das Gebirge fliehen. Er, sein Weib und seine Kinder. Es war ein hartes Stück Arbeit für uns, bis wir ihn glücklich auf dem Schiff hatten. Und noch während er sich im Heidekraut verbarg, haben die britischen Schufte ihm, weil sie ihm nicht ans Leben konnten, seine Rechte genommen! Sie raubten ihm seine Macht und seinen Besitz. Sie rissen den Clanmännern die Waffen aus der Hand, die Waffen, die diese tapferen Männer seit dreitausend Jahren in Ehren getragen, sie und ihre Vorfahren. Sie rissen den armen Leuten die Kleider vom Leibe. Heute gilt es als ein Verbrechen, einen Schottenstoff zu tragen. Und es kommt vor, daß einer ins Gefängnis gesteckt wird, nur weil er einen Kilt trägt; oft hat er nichts anderes. Aber was sie auch taten, eines konnten sie nicht ausrotten – die Liebe der Clanmänner zu ihrem angestammten Herrn. Diese Guineen in meinem Leibgurt sind der beste Beweis dafür. Und nun kommt dieser Mann, ein Campbell, der rothaarige Colin of Glenure ...«
    »Ist er es, den Ihr den Roten

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