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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Reling stand und zur Küste hinüberblickte, fragte, was für ein Land das sei, und er antwortete, das Schlimmste, was es für ihn überhaupt geben könne, denn es sei das Land der Campbells.
    Einen der verwundeten Matrosen hatten wir angewiesen, auf den Seegang zu achten und uns bei Gefahr rechtzeitig zu warnen. Als wir das Boot beinahe soweit hatten, um es aufs Wasser zu bringen, schrie er plötzlich gellend auf: »Um Gottes willen, haltet Euch fest!«
    An seiner Stimme merkten wir, daß es um etwas Besonderes gehen mußte. Im nächsten Augenblick wälzte sich eine Woge heran, so ungeheuerlich, daß sie unsere Brigg hochhob und auf die Seite schleuderte. Ob nun die Warnung zu spät erfolgt war oder ob ich mich nicht richtig festgehalten hatte, weiß Tch nicht. Jedenfalls wurde ich, als das Schiff sich neigte, glattweg über die Reling ins Meer gespült.
    Ich sank sofort und schluckte eine gehörige Menge Seewasser; dann kam ich wieder hoch, sah einen Schimmer des Mondlichts und ging wieder unter. Es heißt ja, daß man erst beim drittenmal ertrinkt. Ich muß wohl aus anderem Stoff gemacht sein als die meisten Menschen, denn ich kann nicht angeben, wie oft ich untergegangen und wieder hochgekommen bin. Dabei wurde ich hin und her geschleudert, bekam heftige Stöße, erstickte fast und war so verstört, daß ich erst gar nicht erschrecken oder Angst haben konnte.
    Ich weiß mich nur noch zu erinnern, daß ich mich an eine Spiere geklammert hatte, um mich über Wasser zu halten, dann geriet ich plötzlich in ruhigere See und kam langsam wieder zu mir.
    Die Spiere, die ich zu fassen bekommen hatte, war die Ersatzrahe der Brigg, und ich staunte, wie weit ich schon von dem Wrack abgetrieben war. Aus dieser großen Entfernung konnte ich offenbar nicht mehr gehört werden, denn obwohl ich gellend schrie, nahm keiner Notiz von mir. Aber die »Covenant« schwamm noch. Ich konnte leider nicht erkennen, ob die anderen indessen das Boot aufs Wasser gebracht hatten.
    Noch während ich verzweifelte Hilferufe nach der Brigg hinübersandte, erspähte ich zwischen mir und dem Wrack einen Teil des Meeres, in dem die Wellen nicht so hoch gingen; aber dicht vor mir schäumte und brodelte es im Mondlicht, und die Wasserbahn bewegte sich wie eine Schlange, die mit dem Schwanzende seitlich ausschlägt. Manchmal verschwand das alles vor meinen Augen und wallte gleich darauf wieder auf. Was für ein Naturschauspiel das war, konnte ich damals nicht feststellen, aber ich hatte um so größere Angst davor, weil es so rätselhaft war. Heute weiß ich, daß es die sogenannte Flutströmung war, die mich so rasch davongetragen und so schmerzhaft hin und her geschleudert hatte, bis sie mich schließlich, des grausamen Spieles müde, mitsamt meiner Rahe in stilleres Küstenwasser brachte.
    Ich lag jetzt ganz regungslos da, merkte aber sehr bald, daß man nicht nur ertrinken, sondern auch vor Kälte sterben kann.
    Die Küste von Earraid war ganz nahe; ich konnte im Mondschein deutlich Heidekrautbüschel erkennen und den Glimmer an den Felsen aufleuchten sehen.
    Nun überlegte ich, es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es mir nicht gelänge, bis dorthin zu gelangen.
    Ich konnte zwar nicht sehr gut schwimmen; daheim hatte ich es nicht gelernt, denn der Essenfluß war nicht tief genug. Wenn ich aber die Rahe mit beiden Armen umklammerte und mich mit den Beinen immer wieder abstieß, kam ich offensichtlich vorwärts. Es war wohl mühselig, und es ging verteufelt langsam, doch nachdem ich etwa eine Stunde gestrampelt und geplantscht hatte, war ich bis zur Höhe der Landspitzen gekommen, zwischen denen sich eine flache sandige Bucht erstreckte.
    Hier war die See still und glatt, und auch von einer Brandung konnte ich nichts hören. Der Mond schien hell, und ich hatte das Empfinden, noch nie eine so öde und trostlose Landschaft gesehen zu haben; aber vor mir lag ein fester, trockener Strand. Als das Wasser so seicht wurde, daß ich meine Rahe loslassen und ans Ufer waten konnte, vermochte ich in meiner glücklichen Verwirrung nicht zu sagen, was größer war, meine Müdigkeit oder meine Dankbarkeit, gerettet zu sein. Ich bin meinem Gott oft im Leben Dank schuldig gewesen, aber nie mit so gutem Grunde wie damals.

XIV. Die verlassene Insel
    Als ich meinen Fuß auf das Eiland setzte, begann die schlimmste Zeit meiner Abenteuer. Es mag um Mitternacht gewesen sein, und obwohl der Wind durch die Nähe der Steilküste abgeschwächt wurde, war es doch

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