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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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einer darüberhinbrechenden Woge unser Deck erreichten und uns wie ein Regenguß durchnäßten.
    In der mondhellen Nacht waren diese Gefahren so deutlich zu erkennen wie am Tage, was die ganze Sache vielleicht noch aufregender machte. Ich konnte auch das Gesicht des Kapitäns, der neben dem Matrosen am Steuer stand, gut beobachten. Er trat von einem Fuß auf den anderen, blies sich in die erstarrenden Hände, lauschte und spähte, hielt sich aber eisern aufrecht. Weder er noch Mr. Riach hatten sich in dem Kampf gegen Alan besonders hervorgetan, aber von ihrem ureigensten Element, von der See, ließen sie sich offenbar nicht unterkriegen. Ich bewunderte das um so mehr, weil ich entdeckte, daß Alan kalkweiß aussah.
    »Ach, du lieber Himmel, David«, rief er, »das ist nicht der Tod, den ich mir gewünscht habe!«
    »Aber, Alan«, erwiderte ich, »Ihr fürchtet Euch doch nicht etwa?«
    »Nein«, versetzte er und feuchtete seine Lippen mit der Zungenspitze an, »aber du wirst selber zugeben, das Ende, das uns zugedacht ist, läßt sich kalt an.«
    Indessen waren wir, um den Riffen auszuweichen, nach der einen oder der anderen Seite gierend, immer hart am Winde und in Küstennähe, um Iona herumgesegelt und näherten uns der Insel Mull. Die Brandung war hier an der Landzunge sehr stark, und die Brigg wurde heftig hin und her geschleudert. Jetzt bedienten zwei Matrosen das Steuer, und Hoseason griff zuweilen selber zu. Es war erstaunlich zu sehen, wie diese drei starken Männer mit aller Kraft gegen die Ruderpinne drückten, die wie ein lebendiges Wesen Widerstand leistete und die drei mehr als einmal zurückwarf. Die Gefahr dabei wäre noch größer gewesen, wenn die See nicht zu unserem Glück zeitweilig keine Hindernisse aufgewiesen hätte; außerdem rief uns Mr. Riach jetzt vom Mastkorb aus zu, weiter vor uns sei die See glatter.
    »Ihr habt also recht gehabt«, meinte Hoseason zu Alan, »und damit die Brigg gerettet; daran werde ich denken, wenn wir endgültig miteinander abrechnen.«
    Ich glaube, er meinte wirklich, was er sagte, und hätte wohl auch Wort gehalten, denn er liebte die »Covenant« sehr. Aber das waren, wie sich bald zeigen sollte, müßige Betrachtungen; es kam ganz anders, als wir erwartet hatten.
    »Ein Stück abfallen«, schrie Mr. Riach uns zu. »Riff luvwärts!«
    In diesem Augenblick geriet die Brigg in die Strömung, und gleichzeitig erschlafften die Segel, sie drehte sich wie ein Kreisel und lief im nächsten Moment mit solcher Wucht auf das Riff auf, daß wir alle zu Boden stürzten und Mr. Riach beinah aus dem Mastkorb gefallen wäre.
    Sofort war ich wieder auf den Beinen. Das Riff, auf das wir aufgelaufen waren, befand sich genau unterhalb der Südwestspitze von Mull, einer kleinen Insel gegenüber, die Earraid genannt wurde und die, schwärzlich und flach, backbords aus dem Meer herausragte.
    Manchmal gingen die Brecher ganz über uns hinweg und drückten das arme Schiff fester gegen das Riff. Wir konnten hören, wie Teile der Brigg buchstäblich auseinanderbarsten. Die Segel klatschten. Der Wind heulte. Die Brecher sprühten im Mondlicht. Im Bewußtsein der drohenden Gefahr muß es wirr in meinem Kopfe ausgesehen haben, denn ich begriff kaum, was eigentlich um mich her vorging.
    Dann sah ich, wie sich Mr. Riach und die beiden Matrosen mit dem Beiboot abquälten. Noch immer halbbetäubt, lief ich hin, um ihnen zu helfen. Sobald ich mit Hand anlegte, wurde es in meinem Kopfe wieder klar. Es war keine leichte Aufgabe, denn das Beiboot war mittschiffs angebracht und lag voller Tauwerk. Die über uns hinwegrollenden Seen zwangen uns, die Arbeit immer wieder zu unterbrechen und uns irgendwo festzuklammern. Aber solange es ging, schufteten wir wie die Negersklaven.
    Indessen waren die Verwundeten, soweit sie sich fortbewegen konnten, aus dem Vorderkastell herausgeklettert und halfen bei dem Flottmachen des Bootes, während die übrigen, die hilflos in ihren Kojen lagen, uns laut schreiend anflehten, sie zu retten.
    Der Kapitän stand teilnahmslos abseits. Er schien völlig geistesabwesend, hielt sich an den Wanten fest, führte Selbstgespräche und jammerte jedesmal laut auf, wenn das Schiff von neuem gegen das Riff gedrückt wurde. Ihm war die Brigg alles auf dieser Welt; sie ersetzte ihm Weib und Kind. Er hatte Tag für Tag tatenlos zugesehen, wie der arme Ransome mißhandelt worden war, doch den Todeskampf der Brigg schien er körperlich mit zu erleiden.
    Während ich Alan, der an der

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