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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Bergrücken. Von Norden nach Süden führte ein Weg oder, richtiger, ein Saumpfad mitten durch den Wald. Ich setzte mich neben einer Quelle nieder, um das von Mr. Henderland als Wegzehrung mitgegebene Haferbrot zu verspeisen und über meine Lage nachzusinnen.
    Meine Rast wurde nicht nur durch eine Wolke von Stechmücken gestört, sondern weit mehr durch die sorgenvollen Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Was sollte nur werden? War es ratsam, sich mit einem Verfemten zusammenzutun, mit einem Manne, der einen Mord plante? Wäre es nicht vernüftiger, mich nach meiner Heimat im Süden durchzuschlagen und mich dabei auf mich selber und meine eigenen Möglichkeiten zu verlassen? Was sollten Mr. Campbell und auch Mr. Henderland von mir denken, wenn sie von meiner Torheit erführen? Zweifel bedrängten mich stärker denn je.
    Während ich noch dasaß und überlegte, hörte ich vom Walde her die Schritte herankommender Männer und Pferdegetrappel, und gleich darauf sah ich hinter einer Wegbiegung vier Reiter auftauchen. An dieser Stelle war der Pfad so schlecht und so schmal, daß sie abgesessen waren und ihre Pferde am Zügel führten. Sie gingen einzeln hintereinanderher. Der erste – ein großer rothaariger Mann –, hatte ein stark gerötetes Gesicht mit einem herrischen Ausdruck. Er hielt den Hut in der Hand und fächelte sich damit Kühlung zu, denn anscheinend war ihm sehr heiß.
    Den zweiten hielt ich, nach seiner schwarzen Amtskleidung und der weißen Perücke zu urteilen, für einen Advokaten, was, wie ich später erfuhr, auch den Tatsachen entsprach. Der dritte war offensichtlich ein Diener. Ein Teil seiner Kleidung war aus Schottenstoff gefertigt, woran zu erkennen war, daß sein Gebieter zum Adel des Landes gehörte, und zwar mußte es entweder ein Verfemter sein, oder er stand sich erstaunlich gut mit der britischen Regierung, denn das Tragen von Schottenstoffen verstieß gegen das Gesetz. Hätte ich mich in diesen Dingen besser ausgekannt, so wäre mir klargeworden, daß dieser Stoff in seinem Schottenmuster die Familienfarben der Argyles oder Campbells zeigte.
    Auf das Pferd des Dieners war ein prallgefüllter Mantelsack geschnallt worden, und am Sattelknauf hing ein Netz voller Zitronen, die zum Punschbrauen gebraucht wurden. Das war hierzulande bei den vornehmen Leuten so üblich.
    Männer wie den vierten, der den kleinen Zug beschloß, hatte ich schon vorher mitunter gesehen. Ich erkannte in ihm sogleich einen Gerichtsbeamten.
    Ohne recht zu wissen, weshalb, faßte ich den Entschloß, das Abenteuer bis zu Ende auszukosten. Ich erhob mich und fragte den ersten Reiter, ob es hier nach Aucharn ginge.
    Er blieb stehen, warf mir, einen, wie mir scheinen wollte, merkwürdigen Blick zu, drehte sich nach dem Advokaten um und sagte zu ihm: »Mungo, das würde manch einer wohl für eine ernstere Warnung halten als etwa den Anblick zweier harmloser Elstern. Hier bin ich auf dem Wege nach Duror in Geschäften, die Euch ja bekannt sind, und plötzlich kommt ein junger Bursche aus dem Farnkraut hervor und horcht mich aus, ob dies der Weg nach Aucharn sei.«
    »Glenure«, erwiderte der Advokat, »das ist eine Sache, mit der Ihr keinen Spott treiben solltet.«
    Die beiden Männer waren vor mir stehengeblieben und musterten mich, während die beiden anderen, einen Steinwurf weiter ab, angehalten hatten.
    »Und was willst du in Aucharn?« fragte mich Colin Roy, der im ganzen Hochland der Rote Fuchs genannt wurde, denn er war es, den ich angesprochen hatte.
    »Ich will den Mann aufsuchen, der dort wohnt«, erwiderte ich.
    »James of the Glens«, sagte Colin Roy nachdenklich, und, zu dem Advokaten gewandt, meinte er: »Der sammelt seine Leute. Meint Ihr nicht auch?«
    »Jedenfalls täten wir besser daran, hierzubleiben und zu warten, bis die Soldaten zu uns stoßen«, erwiderte der Gefragte.
    »Falls Ihr Euch meinetwegen Gedanken macht«, sagte ich, »so seid unbesorgt, ich gehöre weder zu der einen noch zu der anderen Partei hierzulande, sondern bin ein treuer Untertan des Königs, schulde keinem etwas und fürchte auch keinen.«
    »Gut gesprochen, Bursche«, sagte der Verweser. »Darf ich mir aber die Frage erlauben, was tut König Georgs treuer Untertan so weit von seiner Heimat entfernt und was veranlaßt ihn, Ardshiels Bruder aufzusuchen? In meinen Händen liegt die Macht in diesem Lande! Das laßt Euch gesagt sein. Ich bin der Statthalter des Königs für mehrere Grafschaften, und hinter mir habe ich zwölf

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