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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Abteilungen königlicher Soldaten.«
    »Ich habe die Leute in diesem Lande erzählen hören, daß Ihr sie arg bedrückt«, sagte ich.
    Er blickte mich noch immer mißtrauisch an, schließlich meinte er: »Ihr führt eine kühne Sprache, guter Freund, aber ich schätze ein offenes Wort. Hättet Ihr mich an irgendeinem anderen Tage nach dem Hause von James Stuart gefragt, ich hätte Euch den Weg gewiesen und eine gute Reise gewünscht. Aber gerade heute ... Was meint Ihr dazu, Mungo?«
    Und wieder wandte er sich an den Advokaten.
    Während er sich umdrehte, krachte plötzlich von oben aus dem Wald ein Schuß, gleichzeitig warf Colin Roy die Arme in die Luft und sank vornüber.
    »Ich bin des Todes!« schrie er.
    Der Advokat hatte ihn aufgefangen. Entsetzt und hilflos rang der danebenstehende Diener die Hände. Der Verwundete ließ seine Blicke von einem zum anderen wandern; das Grauen darin und die völlig veränderte Stimme gingen mir zu Herzen.
    »Sorgt für Euch, ich bin des Todes«, wiederholte er.
    Dabei tastete er nach seiner Brust und versuchte, sein Wams zu öffnen, wohl um nach der Wunde zu sehen, doch die Finger glitten kraftlos von den Knöpfen ab. Er seufzte tief auf. Der Kopf sank ihm auf die Schulter. Glenure atmete nicht mehr.
    Der Advokat hatte kein einziges Wort gesprochen, aber sein Gesicht war spitz geworden und ebenso kalkweiß wie das des Toten. Indessen jammerte und schluchzte der Diener geräuschvoll wie ein kleines Kind. Ich selber stand daneben und sah voller Entsetzen auf die Gruppe. Der Gerichtsbeamte war, als der Schuß dröhnte, zurückgelaufen, um die herankommenden Soldaten zur Eile anzutreiben.
    Schließlich ließ der Advokat den blutüberströmten Toten aus seinen Armen gleiten, legte ihn auf den Pfad und richtete sich taumelnd wieder auf.
    Ich glaube, das war der Augenblick, in dem mir meine Lage zu Bewußtsein kam; denn kaum hatte er das getan, als ich die Böschung emporzuklettern begann. Dabei schrie ich laut: »Der Mörder! Der Mörder!«
    Es war so wenig Zeit vergangen, daß ich, als ich den ersten Hang erreicht hatte, tatsächlich sehen konnte, wie der Mörder in geringer Entfernung bergauf davoneilte. Er war sehr groß, trug einen schwarzen Mantel mit blinkenden Metallknöpfen und hatte eine lange Vogelflinte in der Hand.
    »Da ist er«, schrie ich, »ich sehe ihn!«
    Als der Mann mich hörte, warf er einen raschen Blick über die Schulter und fing an zu laufen. Schon im nächsten Augenblick war er im Birkengestrüpp verschwunden. Oberhalb des Gehölzes tauchte er noch einmal auf und erklomm flink und gewandt wie ein Affe den Hügel. Da oben war es wieder sehr steil; ich sah ihn auf dem Kamm auftauchen, und dann entzog ihn der Berg meinen Blicken. Er war und blieb verschwunden. Während der ganzen Zeit war ich im Eiltempo an dieser Seite der Bergwand hochgeklettert und ein gutes Stück vorwärtsgekommen, als mir von unten her zugerufen wurde, ich solle stehenbleiben.
    Vom Waldsaum des oberen Forstes aus konnte ich, als ich innehielt, um Atem zu holen, den unteren Teil des Berges gut überblicken.
    Der Advokat und der Gerichtsbeamte standen am Wegrand; sie winkten und schrien mir zu, zurückzukommen. Neben ihnen kauerten Rotröcke, die Muskete in der Hand; sie waren einzeln aus dem Dickicht herausgekrochen.
    Ich rief den beiden zu: »Weshalb soll ich umkehren? Kommt Ihr doch rauf.«
    »Zehn Pfund für den, der den Jungen einholt!« schrie der Advokat. »Er ist mit im Komplott; sie haben ihn hierherbeordert, um uns aufzuhalten.«
    Bei diesen Worten, die ich, obwohl sie den Soldaten und nicht mir galten, sehr deutlich verstanden hatte, sank mir das Herz in die Hosen. Denn es ist wahrhaftig nicht dasselbe, nur in Gefahr zu sein, oder auch noch zu riskieren, mitsamt dem Leben Ehre und Ansehen zu verlieren. Das Ganze war überdies wie ein Blitz aus heiterem Himmel über mich hereingebrochen, so plötzlich, daß ich völlig verstört und hilflos dastand.
    Schon schwärmten die Soldaten aus; einige legten auf mich an, und immer noch stand ich wie angewurzelt da.
    Plötzlich rief aus nächster Nähe eine Stimme: »Duck dich, hier, hinter den Bäumen.«
    Ich wußte kaum, wie mir geschah, aber ich gehorchte. Während ich mich bückte, hörte ich Gewehrschlösser knacken, dann Schüsse knallen, und die Kugeln pfiffen zwischen den Birkenstämmen an mir vorbei.
    Ganz in meiner Nähe, hinter einem der Bäume, stand Alan Breck. Er hielt eine Angelrute in der Hand. Zu einer Begrüßung oder zum

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