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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Gesellschafter, Sir«, sagte er, »aber ich muß immerzu an das schreckliche Unglück denken und an die furchtbaren Folgen, die es womöglich für ganz unschuldige Menschen haben wird.«
    Plötzlich sah er, wie sein Sohn ein Dokument verbrannte, das man, wie er meinte, hätte aufbewahren sollen. Und nun machte er seiner Aufregung in einer Weise Luft, die peinlich mitanzusehen war. Wiederholt schlug er auf den jungen Burschen ein.
    »Bist du verrückt geworden?« schrie er. »Wünschst du dir, daß dein Vater aufgeknüpft wird?«
    Offenbar hatte er meine Anwesenheit vollständig vergessen, denn er schalt längere Zeit auf gälisch mit dem jungen Manne, der nichts auf die Vorwürfe erwiderte. Aber als er vom Hängen sprach, verbarg die Frau am Kamin ihr Gesicht erneut in den Händen und schluchzte noch lauter als zuvor.
    Mich, dem diese Menschen fremd waren, berührte das alles höchst schmerzlich. Ich konnte es kaum mehr mit ansehen und war heilfroh, als Alan zurückkam. Er hatte seine feinen französischen Kleider angezogen und war wieder ganz der alte, wenn auch sein Anzug viel zu mitgenommen und zerknittert aussah, als daß er schön genannt werden konnte. Ich wurde nun von einem der Söhne hinausbegleitet und bekam ebenfalls andere Kleider, die ich schon lange dringend gebraucht hatte, dazu ein Paar Lederhosen, wie sie im Hochland getragen werden; anfangs waren sie mir etwas ungewohnt, aber schon nach kurzer Zeit fand ich sie doch recht bequem.
    Während ich draußen war und meine Kleider wechselte, hatte Alan drinnen wohl meine Geschichte erzählt, denn es schien selbstverständlich, daß ich mit ihm fliehen sollte, und alle waren damit beschäftigt, uns auszurüsten. Sie gaben jedem von uns einen Degen und Pistolen, obwohl ich eingestehen mußte, daß ich nicht fechten konnte. Auch Munition für die Schußwaffen bekamen wir und ein Säckchen mit Hafermehl, einen eisernen Tiegel und dazu eine Flasche mit französischem Branntwein. Nun waren wir für die Wanderung durch die Heide bereit. Nur Geld hatten wir nicht genug. Ich besaß noch etwa zwei Guineen. Alans Leibgurt war einem anderen Boten anvertraut worden, und jetzt bestand das Vermögen meines ehrlichen Freundes aus nur noch sechzehn Pence; und was James’ Kasse anbetraf, so war sie leer. Es schien, als habe er sich auf seinen Reisen nach Edinburgh und durch die Auslagen für die Pächter in deren Rechtsfragen so sehr verausgabt, daß er insgesamt nur noch drei Shilling und fünfeinhalb Pence zusammenkratzen konnte, das meiste davon in Kupfermünzen.
    »Damit reichen wir nicht«, meinte Alan.
    »Du mußt zusehen, irgendwo in der Nähe einen sicheren Unterschlupf zu finden«, rief James, »dann läßt du mir Nachricht zukommen. Aber das muß rasch erledigt werden, Alan. Es ist zu gefährlich, wegen ein oder zwei Guineen hier zu warten. Sie werden gewiß Wind davon bekommen, daß du hier warst, und werden dich suchen. Auch werden sie dir die Schuld an dem heutigen Vorfall zuschieben. Und wenn du da hineingezogen wirst, fällt der Verdacht auch auf mich, denn ich bin dein naher Verwandter und habe dich jedesmal, wenn du im Lande warst, beherbergt. Wenn sie mich aber im Verdacht haben ...«
    Er stockte, biß sich auf die Lippe, und sein Gesicht war wieder kreideweiß geworden. Dann fuhr er mit leiser Stimme fort: »Es wäre schmerzlich für unsere Freunde, wenn ich an den Galgen käme.«
    »Das wäre ein schlimmer Tag für Appin«, sagte Alan.
    »Es schnürt mir die Kehle zu, an einen solchen Tag auch nur zu denken. O Mann, Mann, Mann, o Alan ... das ist närrisches Gerede!« schrie James.
    Und er schlug mit der Faust so hart gegen die Wand, daß der Schlag im ganzen Haus widerhallte.
    »Ja, da hast du recht«, sagte Alan, »und mein Freund hier aus dem Unterland«, dabei nickte er mir liebevoll zu, »hat mir auch schon den Kopf zurechtgesetzt; wenn ich nur auf ihn gehört hätte.«
    »Schau her, Alan«, sagte James wieder mit seiner normalen Stimme, »wenn sie mich schnappen, dann brauchst du das Geld erst recht, denn wenn man bedenkt, was ich immer gesagt habe und was du gesagt hast, wird es für uns beide böse aussehen. Ist dir das klar? Höre mich zu Ende an, und du wirst sehen, daß ich selber gegen dich einen Steckbrief erlassen muß. Ja, ich muß sogar einen Preis auf deinen Kopf aussetzen. Ich muß das tun. Es ist nicht schön, unter so nahen Verwandten zu solchen Mitteln greifen zu müssen, aber wenn ich für diese schreckliche Sache verantwortlich

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