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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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darauf.
    »So, und jetzt wollen wir uns noch einmal nach den Rotröcken umschauen«, sagte Alan und führte mich in nordöstlicher Richtung zum Waldrand.
    Zwischen den Bäumen hindurch konnten wir einen Berghang in seiner ganzen Breite übersehen, bis dorthin, wo er sehr steil abfallend bis zum Loch Linnhe hinunterreichte. Es war eine wüste Landschaft: vorspringende Felsen, dazwischen Heidekraut und Birkengestrüpp; weiter ab, dort, wo Balachulish lag, tauchten die Gestalten winziger rotberockter Soldaten bald hier, bald dort auf den Hügeln und in den Tälern auf. Sie wurden von Minute zu Minute kleiner. Jetzt gab es kein Hurragebrüll mehr, denn sie brauchten, wie ich annahm, das, was ihnen an Atem verblieben war, für andere Zwecke. Immer noch verfolgten sie unsere vermeintliche Fährte und glaubten gewiß, sie seien uns dicht auf den Fersen.
    Alan lächelte, als er die Rotröcke beobachtete, in sich hinein.
    »Ach«, meinte er, »sie werden todmüde sein, ehe sie ihren Auftrag ausgeführt haben. So können wir uns getrost noch ein wenig setzen, David. Wir werden einen Happen essen, Atem schöpfen und ab und zu einen Schluck aus meiner Flasche nehmen. Dann werden wir uns nach Aucharn begeben, zum Hause meines Verwandten James of the Glens. Dort muß ich meine Kleider und Waffen holen und das nötige Geld, das uns weiterhelfen soll. Und dann, David, mein Junge, werden wir rufen: Glück auf! und uns kopfüber in die Heide stürzen.«
    Wir hockten uns nieder, aßen und tranken, und vor uns hatten wir den Anblick der untergehenden Sonne über einer weiten, wilden, fast unbewohnten Landschaft dem Gebiet, das ich mit meinem Gefährten zu durchwandern verurteilt war.
    Während wir rasteten und später, auf dem Wege nach Aucharn, erzählten wir einander unsere Abenteuer. Ich will von dem, was Alan mir damals berichtete, nur die seltsamsten und wichtigsten Ereignisse wiedergeben.
    Nachdem sich bei dem Schiffbruch die Sturzsee verlaufen hatte, war Alan zur Reling geeilt, hatte mich gerade noch gesehen, aber dann aus den Augen verloren. Schließlich hatte er noch erspäht, wie ich die Rahe zu fassen bekam, und dadurch ein wenig Hoffnung geschöpft, daß es mir vielleicht doch gelingen werde, sicher an Land zu kommen. Das hatte ihn auch dazu veranlaßt, die Botschaften und Anweisungen für mich zu hinterlassen, die mich schließlich, wohl zur Strafe für meine Sünden, in das unselige Land Appin geführt hatten.
    Indessen war es den Leuten auf der Brigg gelungen, das Beiboot flottzumachen. Zwei oder drei waren schon hineingesprungen, als wieder eine neue Riesenwoge, gewaltiger als die erste, heranrollte, die Brigg von der Klippe hochhob und sie zweifellos in den Grund gebohrt hätte, wäre sie nicht an einem Felsenriff hängengeblieben. Zuerst hatte sie mit dem Bug festgesessen und das Heck tief im Wasser gesteckt. Dann aber ragte es in die Luft, und der Bug war unter Wasser, das nun wie aus einem Staudamm in die Luken des Vorderkastells flutete.
    Während er mir das erzählte, wurde Alan vor Entsetzen über das, was sich dann zugetragen hatte, totenbleich. Zwei der Matrosen hatten noch immer hilflos in ihren Kojen gelegen. Als die beiden das Wasser hereinströmen sahen und annehmen mußten, das Schiff sei im Begriff, endgültig zu sinken, begannen sie zu brüllen, so verzweifelt und gellend, daß die Männer an Deck Hals über Kopf in das Beiboot stürzten und sich, was das Zeug hielt, in die Riemen legten. Sie waren noch keine zweihundert Ellen von der Brigg entfernt gewesen, als sich ein dritter ungeheurer Wellenberg heranwälzte. Die Segel der Brigg blähten sich für Augenblicke, daß es aussah, als wolle sie dem Boot folgen, doch dann sackte die Leinwand in sich zusammen, und das Schiff versank, als würde es von Riesenhänden in die Tiefe gezogen. Die Fluten hatten sich über der »Covenant of Dysart« geschlossen.
    Vom Grauen über die Schreie der Zurückgebliebenen, die ihnen noch in den Ohren gellten, wie versteinert, waren sie stumm zum Strande gerudert. Aber kaum hatten ihre Füße den festen Boden berührt, als Hoseason wie aus einer Verzauberung erwacht war. Er hatte den Matrosen befohlen, Alan zu überwältigen. Sie hatten gezögert, denn der Auftrag gefiel ihnen nicht. Aber Hoseason hatte jetzt einem wahren Teufel geglichen. Er hatte den Matrosen zugeschrien, Alan sei allein, er habe eine große Geldsumme bei sich und er trage die Schuld an dem Untergang der Brigg und dem Absaufen ihrer Kameraden. Sie

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