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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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könnten also auf einen Schlag Rache nehmen und Reichtum gewinnen. Nirgends hatte es einen Felsen als Rückendeckung für Alan gegeben, und er hatte sich als einzelner sieben Angreifern gegenübergesehen. Die Matrosen waren auf Hoseasons Befehl ausgeschwärmt, um von hinten über ihn herzufallen.
    »Und da«, fuhr Alan fort, »da hat der kleine Mann mit den roten Haaren, ich habe vergessen, wie er hieß ...«
    »Riach«, sagte ich.
    »Ach ja, richtig, Riach«, wiederholte Alan. »Nun, der hat sich ins Mittel gelegt. Er hat die Leute gefragt, ob sie keine Angst vor dem Gericht und vor Strafe hätten, und dann hat er ihnen erklärt: ›Bei Gott, ich werde dem Hochländer beistehen ...‹ Ist kein schlechter Kerl, der kleine Mann mit den roten Haaren«, setzte Alan seinen Bericht fort. »Der hatte sich noch eine Spur von Anstand bewahrt.«
    »Das stimmt«, sagte ich, »zu mir war er auf seine Art auch immer ganz nett.«
    »Ja, und das war er auch zu Alan«, sagte mein Freund, »und meiner Treu, ich fand, er benahm sich recht anständig. Weißt du, David, der Verlust der Brigg und die Schreie der armen ertrinkenden Matrosen hatten den Burschen doch wohl recht mitgenommen. Vielleicht war das der Grund für seine Hilfsbereitschaft.«
    »Das kann schon sein«, erwiderte ich, »aber anfangs, als Ihr auf die Brigg kamt, war er genauso geldgierig wie die anderen. Doch erzählt mir, wie hat Hoseason Riachs Handlungsweise aufgenommen?«
    »Ich meine mich zu erinnern, daß er sie sehr schlecht aufgenommen hat. Der kleine Rothaarige schrie mir zu, ich solle fliehen. Ich sah ein, daß dies das beste war, und ich lief davon. Als letztes beobachtete ich, wie sie sich am Strande zu einem Haufen zusammendrängten und gestikulierten wie Leute, die etwas uneins sind.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Nun, es hagelte Faustschläge, und ich sah, daß einer der Matrosen zusammensackte wie ein paar Kniehosen, die ihr Träger verlassen hat. Aber es schien mir ratsam, nicht länger zu warten, denn an jenem Ende von Mull sitzen ein paar Campbells, die für einen Mann von meiner Art keine erfreuliche Gesellschaft abgegeben hätten. Wäre das nicht gewesen, dann hätte ich dort gewartet und selber nach dir geforscht, und ich hätte mich auch um den kleinen Rothaarigen gekümmert.«
    Es war wirklich zum Lachen, wie Alan immer wieder von dem »kleinen Mann« sprach, obwohl er selber nicht viel größer war als Riach.
    »So machte ich, daß ich wegkam«, vollendete Alan seinen Bericht, »und wenn mir jemand begegnete, schrie ich, es läge ein Wrack im Sund, und du darfst mir glauben, da ist keiner stehengeblieben, um mit mir zu rechten. Du hättest nur sehen sollen, wie sie die Beine in die Hand nahmen, um so schnell wie möglich zum Strande zu kommen, und als sie hinkamen, sahen sie, daß ich sie zum Narren gehalten hatte und daß sie für nichts und wieder nichts so gerannt waren. Aber das tut einem Campbell ja nur gut. Ich meine, es war ein rechter Schabernack von der Brigg, wie gemacht, um den Clan der Campbells zu ärgern, daß sie mit Sack und Pack gesunken und nicht gestrandet ist, denn wenn die Trümmer ans Ufer getrieben worden wären, hätten die habgierigen Strolche alles abgesucht und dabei auch dich gefunden.«

XIX. Das Haus des Schreckens
    Noch während wir unterwegs waren, begann es zu dunkeln. Die Wolken, die sich am Nachmittag geteilt hatten, ballten sich wieder zusammen, so daß es für die Jahreszeit reichlich finster wurde. Der Weg führte über ein rauhes Gebirge, und obwohl Alan unbeirrbar vorwärts schritt, konnte ich mir nicht erklären, wie er sich zurechtfand.
    Schließlich, gegen halb zehn Uhr, kamen wir zum Kamm eines Hügels und sahen weiter unten Lichter blinken. Eine Haustür schien offenzustehen, der Feuerschein aus dem Kamin und der Kerzenschimmer drangen ins Freie. Sechs oder sieben Personen, jede mit einer brennenden Fackel in der Hand, umkreisten das Haus oder standen gestikulierend herum.
    »James muß den Verstand verloren haben«, sagte Alan. »Wenn jetzt nicht wir, sondern Soldaten hier lauerten, säße er schön in der Tinte. Aber sicher warten die Posten auf der Straße, und außerdem weiß er genau, daß kein britischer Soldat den Weg findet, den wir gekommen sind.«
    Als er geendet hatte, pfiff er dreimal auf besondere Weise, und es war seltsam zu beobachten, wie beim ersten Laut alle hin und her schwankenden Fackeln still verharrten, als seien ihre Träger erschrocken, und wie sie sich dann beim

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