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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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feststellte, eine große Strecke zurückgelegt. Ein Blick auf den Zweig im Erdreich belehrte mich darüber, und ich hätte vor Schreck beinah laut aufgeschrien, denn nun wurde mir klar, daß ich Alans Vertrauen getäuscht hatte. Alles drehte sich mir im Kopfe, teils aus Angst, teils vor Scham, und was ich dann sah, als ich mich umschaute, ließ mir fast das Herz im Leibe stillstehen. Ein Trupp berittener Rotröcke war, während ich geschlafen hatte, von den Bergen heruntergekommen und näherte sich uns rasch, wobei die Reiter fächerförmig ausschwärmten. Sie ritten in den tiefer liegenden Teilen der Heide hin und her.
    Als ich Alan weckte, warf er erst einen Blick auf die herankommenden Soldaten, dann auf den Zweig und den Stand der Sonne. Er runzelte die Stirn und sah mich zugleich böse und besorgt an. Das war aber der einzige Vorwurf, den er mir machte.
    »Was sollen wir jetzt tun?« fragte ich.
    »Haken schlagen wie die Hasen. Siehst du die Berge da drüben?« Er wies nach Nordosten.
    »Ja«, sagte ich.
    »Gut. Dahin müssen wir. Das Gebirge dort heißt Ben Alder. Es ist wild, verlassen, voller Felsen und Schluchten; wenn wir vor morgen früh dort sind, schaffen wir es vielleicht noch.«
    »Aber, Alan, dann müssen wir ja quer durch die Patrouillen hindurch!« rief ich.
    »Das weiß ich wohl. Aber wenn sie uns nach Appin zurücktreiben, sind wir geliefert. Also vorwärts, David, Junge!«
    Und schon kroch er auf Knien und Händen vor mir her, so unglaublich schnell, als sei das seine natürliche Art, sich fortzubewegen. Dabei hielt er sich die ganze Zeit in den tiefergelegenen Teilen des Moores, wo wir uns am besten verbergen konnten. Streckenweise war das Heidekraut verbrannt oder zum mindesten angesengt. Dadurch stieg vom Erdboden, über den wir tief gebeugt hinkrochen, ein feiner erstickender Staub auf, von dem uns die Augen so tränten, daß wir kaum etwas sehen konnten. Längst hatten wir kein Trinkwasser mehr, und dieses Kriechen schwächte uns sehr; die Gelenke schmerzten unter unserem Körpergewicht und versagten oft den Dienst.
    Hin und wieder kamen wir zu einem dichteren und höheren Heidekrautbusch. Dann lagen wir keuchend da, schoben das Gestrüpp beiseite und hielten Ausschau nach den Reitern.
    Sie mußten uns noch nicht entdeckt haben, denn sie ritten geradeaus. Es mochte eine halbe Schwadron sein, die, ausgeschwärmt, etwa in einer Breite von zwei Meilen vorrückte und das Gelände gründlich absuchte.
    Ich war noch im richtigen Augenblick aufgewacht, ein wenig später, und wir hätten dicht vor ihrer Front herlaufen müssen, anstatt ihr seitlich ausweichen zu können. Selbst jetzt konnte uns das geringste Mißgeschick verraten, und wenn hin und wieder ein Haselhuhn aufgeschreckt hochflatterte, blieben wir regungslos wie Tote liegen und wagten nicht zu atmen.
    Alle Glieder schmerzten; die körperliche Schwäche, das rasende Herzklopfen, die wund gescheuerten Hände, die rauhe, ausgedörrte Kehle, die von dem ständig aufgewirbelten Staub brennenden Augen das alles wurde so unerträglich, daß ich den Kampf am liebsten aufgegeben hätte. Allein die Furcht vor Alan verhalf mir zu einer Art trügerischem Mut und befähigte mich weiterzukriechen.
    Alan selber – der Leser wird wissen, wie sehr ihn sein dicker Mantel behinderte – war gleich zu Anfang krebsrot geworden. Bald wurde diese Röte zeitweiligvon weißen Flecken durchsetzt. Sein Atem keuchte und pfiff, und seine Stimme, wenn er mir seine Beobachtungen zuflüsterte, hatte nichts Menschliches mehr. Dennoch schien sein Wille ungebrochen, und er ließ nicht in seinen Anstrengungen nach, so daß ich gezwungen war, die Ausdauer dieses Mannes zu bewundern.
    Endlich, als der Abend dämmerte, hörten wir die Trompeten zum Sammeln blasen; und zwischen dem Heidekraut hindurch rückwärts spähend, sahen wir, daß die einzelnen Reitertrupps anfingen, auf einen bestimmten Punkt zuzusteuern. Kurze Zeit darauf hatten sie ein Feuer angezündet und ihr Lager inmitten der Einöde aufgeschlagen.
    Als ich das sah, flehte ich Alan an und beschwor ihn, daß es gescheiter wäre, wenn wir uns hinlegten und schliefen.
    »In dieser Nacht gibt es für uns kein Ausruhen«, sagte Alan. »Von jetzt an werden die mißtrauischen Dragoner alle Höhenzüge über dem Moorgebiet besetzt halten, und nur noch die beschwingten Vögel der Heide werden Appin ungehindert verlassen können. Wir sind den Häschern um ein Haar entronnen, David, aber wir würden alles, was wir gewonnen

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