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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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taumelte ich wie ein kranker, törichter, bösartiger Schulbube weiter und nährte in meinem Herzen den Zorn gegen einen Mitmenschen, anstatt in die Knie zu sinken und Gott um Gnade anzuflehen. Bei jeder spöttischen Bemerkung, die Alan machte, bedauerte ich mich selber immer mehr. Ach, dachte ich, meine Stunde kommt noch; wenn ich erst daliege und sterbe, wird dich das wie ein furchtbarer Schlag ins Gesicht treffen. Du wirst deine Undankbarkeit und Grausamkeit noch bitter bereuen.
    Mir wurde indessen immer elender zumute. Einmal war ich schon zu Boden gestürzt, weil meine Beine unter mir nachgegeben hatten, was Alan einen Augenblick stutzig machte. Aber ich hatte mich rasch wieder erhoben und ging so flink weiter, daß er den Zwischenfall schnell wieder vergessen hatte. Fieberhitze wechselte mit Schüttelfrösten ab, und die Seitenstiche waren kaum noch zu ertragen. Ich merkte schließlich, daß ich nicht mehr weiterkonnte, und gleichzeitig überkam mich das Verlangen, mit AIan ins reine zu kommen, meinem Zorn Luft zu machen und mein Leben schnell zu beenden. Wieder hatte er mich Whig-Anhänger genannt. Ich blieb stehen.
    »Mr. Stuart«, rief ich mit vor Erregung bebender Stimme, »Ihr seid älter als ich und solltet Euch zu benehmen wissen! Haltet Ihr es für sehr klug oder für besonders witzig, mit mir einen politischen Streit anzufangen? Ich habe mir immer eingebildet, daß anständige Menschen auch bei politischen Meinungsverschiedenheiten höflich zueinander sind. Sollte das nicht der Fall sein, dann habe ich für Euch auch eine treffende Antwort bereit.«
    Alan hatte sich vor mir aufgepflanzt. Den Federhut schief auf dem Kopfe, die Hände in den Hosentaschen, den Kopf ein wenig geneigt, hörte er mich, wie ich im Licht der Sterne erkennen konnte, mit einem bösen Lächeln an, und als ich zu sprechen aufgehört hatte, begann er ein Jakobiterlied zu pfeifen, einen Spottvers auf General Copes Niederlage bei Preston Pans:
    He, Johnnie Cope, geht’s nimmermehr,
    und deine Trommeln dröhnen so sehr ...
    Mir fiel dabei ein, daß Alan an jenem Tag an der Seite der Königlichen gekämpft hatte.
    »Weshalb gerade diese Melodie, Mr. Stuart, soll sie Euch daran erinnern, daß Ihr damals auf beiden Seiten geschlagen wurdet?«
    Alan brach mitten im Lied ab.
    »David!« keuchte er.
    »Mit dem Getue wird jetzt Schluß gemacht«, fuhr ich fort. »Ich erwarte, daß Ihr in Zukunft anständig von meinem König und von meinen guten Freunden, den Campbells, sprecht.«
    »Ich bin ein Stuart«, begann Alan.
    »O ja, ich weiß«, unterbrach ich ihn, »Ihr tragt den Namen eines Königs, aber Ihr dürft nicht vergessen, daß ich mehr von der Sorte kennengelernt habe, seidem ich im Hochland bin, und das Günstigste, was ich von ihnen sagen könnte, wäre, es würde ihnen nichts schaden, wenn sie sich manchmal waschen wollten.«
    »Weißt du, daß du mich beleidigst?« sagte Alan sehr leise.
    »Das täte mir leid, aber ich bin noch nicht fertig, und wenn Euch das eben Gesagte nicht behagt, das, was ich noch zu sagen habe, wird Euch ebensowenig gefallen. Im Felde haben Euch erwachsene Männer meiner Partei, der Whigpartei, geschlagen und verfolgt, es erscheint mir ein verächtlicher Spaß, einen halbwüchsigen Junge, der zu der gleichen Partei gehört, so feige in die Enge zu treiben. Die Campbells und die Whigpartei haben Euch geschlagen; vor beiden seid Ihr davongelaufen wie ein gehetzter Hase. Es ziemt sich, daß Ihr von ihnen mit mehr Achtung sprecht.«
    Alan stand da, ohne sich zu rühren. Die Zipfel seines weiten Mantels flatterten hinter ihm im Winde.
    »Schade«, sagte er schließlich, »es sind Dinge gesagt worden, die man nicht überhören kann.«
    »Darum habe ich Euch auch nicht gebeten; ich bin ebenso bereit, wie Ihr es seid.«
    »Bereit?« fragte er.
    »Bereit!« wiederholte ich. »Ich bin kein Maulheld und Prahlhans wie andere, die ich vor Euch kannte. Los also!«
    Ich zog meinen Degen und nahm die Fechtstellung ein, die Alan selber mich gelehrt hatte.
    »David!« schrie er, »bist du wahnsinnig geworden? Ich kann nicht mit dir fechten; das wäre glatter Mord.«
    »Daran hättet Ihr denken sollen, als Ihr mich gekränkt und bis aufs Blut gereizt habt.«
    »Das ist wahr!« rief Alan. Er stand unschlüssig da und preßte die Hand krampfhaft auf den Mund, wie ein Mensch in äußerster Ratlosigkeit. »Das ist wirklich wahr«, sagte er und zog seinen Degen.
    Doch ehe wir die Klinge kreuzen konnten, hatte er seine Waffe weit

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