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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Bergströme, so richtig auf. Der böse Flußgeist lauert, wie es im Volksmund heißt, klagend und brüllend dem vom Schicksal verfluchten Wanderer auf. Ich merkte, daß Alan an solche Geister so halb und halb glaubte; denn wenn die Wasser lauter brüllten als gewöhnlich, war ich zwar nicht besonders erstaunt, aber doch etwas betroffen, wenn ich sah, daß er wie die Katholiken ein Kreuz schlug.
    Während dieser ganzen entsetzlichen Wanderung gab es zwischen uns keine Vertraulichkeiten, nicht einmal gleichgültige Unterhaltungen. Mir war tatsächlich sterbenselend, womit ich mein Verhalten am besten entschuldigen kann. Außerdem bin ich von klein auf nachtragend, zwar nicht leicht gekränkt, aber ich vergesse eine Kränkung um so schwerer, und ich war jetzt auf mich selber und meinen Freund wütend.
    Den größten Teil der beiden ersten Reisetage blieb Alan gleichmäßig freundlich und stets hilfsbereit, wie ich sehr wohl merkte, wahrscheinlich in der Erwartung, meine Mißstimmung werde sich legen. Aber ich war die ganze Zeit in mich gekehrt, nährte meinen Zorn und lehnte seine Dienste unwirsch ab. Ich sah gleichgültig über ihn hinweg, wie über Gestrüpp und Geröll.
    In der zweiten Nacht oder, richtiger, in der Frühe des dritten Tages, befanden wir uns auf einem freiliegenden Hügelkamm, so daß wir unsere Gewohnheiten, uns dort sofort niederzulassen, um zu essen und dann zu schlafen, nicht durchführen konnten. Ehe wir zu einem geschützten Winkel gelangt waren, dämmerte der Morgen herauf, und obwohl es noch immer regnete, hingen die Wolken nicht so tief wie sonst. Alan blickte mir mit den Anzeichen einer gewissen Besorgnis ins Gesicht.
    »Du solltest mir lieber dein Bündel zum Tragen geben«, sagte er mindestens zum zehntenmal, seitdem wir uns am Loch Rannoch von unserem Führer getrennt hatten.
    »Danke, es geht ganz gut«, erwiderte ich mit eiskalter Stimme.
    Alan wurde dunkelrot.
    »Noch einmal biete ich dir meine Hilfe nicht an, David, ich bin kein sehr geduldiger Mensch«, versetzte er.
    »Das habe ich auch nie behauptet«, entgegnete ich so ungezogen und töricht wie ein zehnjähriger Lausbub.
    Alan antwortete nicht gleich, aber sein Benehmen war ebensogut wie eine Antwort. Er schien sich den Vorfall bei Cluny nun verziehen zu haben, denn er schob seinen Hut aufs Ohr, schritt rüstig aus und pfiff ein Liedchen. Dabei sah er mich mit herausforderndem Lächeln von der Seite an.
    In der kommenden dritten Nacht mußten wir den westlichen Teil der Landschaft Balquidder durchwandern.
    Die Nacht brach klar und kalt an; es lag so etwas wie Frost in der Luft. Der Nordwind blies die Wolken weg und funkelnde Sterne kamen zum Vorschein.
    Die angeschwollenen Ströme lärmten natürlich noch immer zwischen den Bergwänden, aber ich bemerkte, daß Alan keine Angst mehr vor dem Flußgeist hatte, sondern bester Laune war. Für mich war der Witterungswechsel zu spät gekommen; ich hatte wohl zu lange im Morast gelegen, so daß, wie es in der Bibel heißt, »sogar meine Kleider mich verabscheuten«. Ich war zu Tode erschöpft, mir war sterbensübel, alle Glieder schmerzten, und ich zitterte am ganzen Leibe. Der kalte Wind blies durch mich hindurch und brauste mir in den Ohren. In dieser armseligen Verfassung mußte ich mir gefallen lassen, daß mein Gefährte mich drangsalierte. Er schwatzte andauernd und immer mit einer Spitze gegen mich. Whig-Anhänger war der mildeste Name, mit dem er mich belegte. »Hier kommt eine Pfütze, Whiggie, über die du springen sollst. Ich weiß ja, was für ein geschickter Springer du bist ...«
    So ging das in einem fort weiter, immer mit spöttischer Stimme und begleitet von einer herausfordernden Miene.
    Ich wußte, daß ich allein daran schuld war, ich und kein anderer; aber ich fühlte mich zu elend, es zu bereuen. Auch wußte ich, daß ich mich nicht mehr lange weiterschleppen konnte, sondern mich hinlegen und verrecken müßte wie ein Schaf oder ein Fuchs, und daß meine Gebeine in der Heide bleichen würden wie die eines verendeten Tieres. Ich war wohl nicht mehr ganz klar im Kopf, denn ich freute mich auf diese Aussicht und fand den Gedanken an einen solchen Tod in der Einsamkeit der Einöde, mit den wilden Adlern über mir, die meine letzten Atemzüge belauern würden, gar nicht so übel. Dann würde es Alan leid tun, dachte ich, er würde sich, wenn ich nicht mehr da war, erinnern, was er mir alles verdankte, und diese Erinnerung würde zu einer Qual für ihn werden.
    So

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