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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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sagen: Du bist in großer Gefahr, ich nicht so sehr; deine Freundschaft bedeutet für mich eine Belastung. Geh, stelle dich dem Schicksal, aber trage die Mühsal allein ... Nein, das ging nicht. Ja, so etwas auch nur zu denken trieb mir das Blut in die Wangen.
    Und dennoch hatte sich Alan wie ein Kind benommen und, was schlimmer war, wie ein Kind, das Verrat geübt hatte. Mir mein Geld abzulocken, während ich halb benommen dagelegen, war fast schlimmer, als wenn er mich bestohlen hätte. Und dennoch schritt er unbekümmert neben mir her, nicht einen Penny in der Tasche, aber so, wie ich ihn kannte, durchaus geneigt, mir das Geld, das ich mir erbettelt hatte, jederzeit abzulisten. Gewiß, ich wäre immer bereit gewesen, alles mit ihm zu teilen, aber daß er damit rechnete, machte mich wütend.
    Diese beiden Überlegungen herrschten bei mir vor; doch wenn ich den Mund geöffnet hätte, um sie auszusprechen, so wäre das schwarzer Undank gewesen. Nun tat ich etwas, was fast noch schlimmer war: Ich schwieg und sah meinem Gefährten nicht ein einziges Mal direkt ins Gesicht, sondern schielte ihn nur aus den Augenwinkeln an.
    Als wir schließlich schon an der gegenüberliegenden Seite des Loch Errocht über eine flache binsenbewachsene Strecke gingen, wo es nicht mehr so beschwerlich war, hielt Alan es nicht länger aus; er kam näher zu mir heran und sagte: »David, das ist nicht die Art, wie sich wirkliche Freunde in einer so nebensächlichen Angelegenheit zueinander verhalten sollten. Es ist an mir, dir zu sagen, daß mir der Vorfall leid tut. Das tue ich hiermit. Wenn du noch etwas auf dem Herzen hast, dann heraus mit der Sprache.«
    »Ach«, sagte ich, »ich habe nichts auf dem Herzen.«
    Meine Antwort schien ihn zu verwirren, worüber ich eine niederträchtige Genugtuung empfand.
    »Also nicht«, sagte er, und seine Stimme zitterte. »Wenn ich dir aber sage, daß ich deinen Tadel verdiene ...«
    »Natürlich verdient Ihr ihn«, bemerkte ich kühl, »aber Ihr werdet zugeben, daß ich Euch keine Vorwürfe gemacht habe.«
    »Nie«, sagte er, »aber du weißt auch genau, daß du viel Schlimmeres getan hast. Sollen wir uns trennen? Du hast das früher schon einmal erwogen. Willst du es noch einmal sagen? Hügel und Heideland gibt es genug zwischen diesem Ort und den beiden Meeresarmen, und ich muß dir gestehen, David, ich bleibe nicht gern dort, wo man mich nicht haben will.«
    Diese Worte trafen mich wie spitze Pfeile und brachten meinen geheimen Verrat ans Tageslicht.
    »Alan Breck«, rief ich, »glaubt Ihr denn, ich könnte Euch den Rücken kehren, gerade wenn Ihr in der größten Not seid? Das dürft Ihr mir nicht ins Gesicht sagen. Mein ganzes Benehmen würde Euch Lügen strafen. Gewiß, ich bin damals im Moor eingeschlafen, aber daran war meine schreckliche Abspannung schuld, und es wäre unrecht von Euch, mir das vorzuwerfen.«
    »Was ich auch nie getan habe, David.«
    »Aber ganz abgesehen davon, was habe ich verbrochen, daß Ihr mich wie einen Hund behandelt und mir so etwas unterstellt? Ich habe noch nie einen Freund im Stich gelassen, und es ist nicht anzunehmen, daß ich in Eurem Fall damit anfangen werde. Zwischen uns gibt es Dinge, die ich nie vergessen kann, selbst wenn Ihr es könntet.«
    »Ich will dir nur das eine sagen, David«, bemerkte Alan sehr ruhig, »ich schulde dir seit langem mein Leben, und jetzt schulde ich dir außerdem noch Geld. Du solltest versuchen, mir das nicht noch schwerer zu machen.«
    Das hätte mich rühren sollen und tat es in gewisser Weise auch, aber nicht in der richtigen. Ich fühlte, daß ich mich schlecht benommen hatte, und war jetzt nicht nur auf Alan wütend, sondern auch auf mich selber, und das machte mich noch grausamer.
    »Ihr habt mich aufgefordet, zu sprechen», sagte ich, »gut, ich werde sprechen. Ihr gebt selber zu, daß Ihr mir einen schlechten Dienst erwiesen habt. Ich mußte eine Kränkung hinnehmen. Nie habe ich Euch Vorwürfe gemacht oder die Sache auch nur erwähnt, bis Ihr es selber tatet, und jetzt tadelt Ihr mich, weil ich über diese Kränkung nicht lachen kann, als freute ich mich darüber. Das nächste wird sein, daß ich Euch auf den Knien dafür danken soll! Ihr solltet mehr an die Gefühle anderer denken, Alan Breck! Wenn Ihr das tätet, würdet Ihr vielleicht weniger von Euch selber reden; und wenn ein Freund, der Euch ehrlich zugetan ist, eine Kränkung wortlos übergeht, tätet Ihr klug daran, es dabei zu belassen, anstatt einen Prügel daraus

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