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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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stimmt. Aber habt Ihr je gehört, daß hierzulande die Taschen der Edelleute voller Geld stecken?«
    Sie seufzte bei diesen Worten, als sei sie selber eine große Dame, die man um ihr Erbteil betrogen hätte.
    »Nein«, sagte sie, »da habt Ihr wohl recht.«
    Ich war während dieser ganzen Zeit ärgerlich über die klägliche Rolle, war ich belustigt. Aber jetzt konnte ich wirklich nicht länger an mich halten und sagte zu Alan, er solle mich in Ruhe lassen, mir sei schon ein wenig besser. Diese Worte blieben mir beinah im Halse stecken, denn ich habe die Lüge immer verabscheut, aber meine Verwirrung förderte Alans Vorhaben, denn das Mädchen führte zweifellos meine heisere zögernde Stimme auf die Übermüdung und die Krankheit zurück.
    »Hat er denn keine Freunde?« fragte sie mit tränenerstickter Stimme.
    »Und ob er Freunde hat«, rief Alan, »wenn er nur zu ihnen könnte, reiche Freunde, Betten, in denen wir schlafen könnten, Nahrung, um unseren Hunger zu stillen, Ärzte, die ihn gesund machen könnten. Statt dessen muß er hier im Sumpf umherpatschen und wie ein Landstreicher im Heidekraut schlafen.«
    »Ja, warum denn das?« fragte das Mädchen.
    »Mein gutes Kind«, erwiderte Alan, »das möchte ich lieber nicht sagen. Aber ich will dir verraten, was ich an dieser Stelle tun kann. Ich werde ein kleines Lied pfeifen.«
    Nachdem er das gesagt hatte, beugte er sich ziemlich weit über den Tisch und hauchte mehr, als daß er pfiff, ein paar Takte des Liedes: »Charlie ist mein Liebling ...«
    »Pscht«, sagte das Mädchen und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter zur Tür.
    »Das ist es«, sagte Alan.
    »Und er ist noch so jung!« rief das Mädchen.
    »Aber alt genug, um ...«
    Und Alan fuhr sich mit dem Zeigefinger auf unmißverständliche Weise um den Hals. Damit wollte er andeuten, daß ich alt genug sei, meinen Kopf verlieren zu können.
    »Das wäre wahrhaftig eine Schande!« rief das Mädchen und bekam zornrote Wangen.
    »Es wird aber so kommen, wenn uns nicht rechtzeitig etwas einfällt, was ihn retten kann.«
    Als er das gesagt hatte, wandte sich das Mädchen um, lief aus dem Haus und ließ uns beide allein zurück Alan in gehobener Stimmung über das offensichtliche Gelingen seiner List, mich hingegen heftig erbittert, als Jakobite bezeichnet und wie ein unmündiges Kind behandelt zu werden.
    »Alan«, rief ich, »hör auf, dieses falsche Spiel kann ich nicht ausstehen!«
    »Dann mußt du es eben aussitzen, Davie, denn wenn du jetzt Scherben machst, kannst du mit ihnen dein eigenes zerbrochenes Leben aufsammeln, und Alan Breck ist ein toter Mann.«
    Das war allerdings allzu richtig, und ich konnte nur aufstöhnen. Aber auch das trug zum Gelingen des von Alan ausgeheckten Planes bei, denn es wurde von dem Mädchen gehört, das gerade in fliegender Hast zurückkam; es trug eine Schüssel mit Fleischpudding und eine Flasche Starkbier herein.
    »Der arme Junge!« rief die Kleine, und sobald sie die Fleischplatte vor uns hingestellt hatte, tippte sie mir behntsam auf die Schulter, wohl um mich aufzumuntern. Dann forderte sie uns auf, ungeniert zuzulangen. Wir brauchten nichts dafür zu bezahlen, sagte sie, denn das Gasthaus gehöre ihr oder, richtiger, ihrem Vater, der nach Pittencrieff gegangen sei und tagsüber fortbleiben werde.
    Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, denn Brot und Käse wären doch nur ein Notbehelf gewesen, und der Fleischpudding roch sehr appetitlich. Während wir dasaßen und unseren Hunger stillten, hatte das Mädchen am Nebentisch Platz genommen und schaute uns zu. Dabei schien es über etwas nachzugrübeln, denn es runzelte die Stirn und ließ das Schürzenband immer wieder durch die Finger gleiten.
    Nach einer Weile sagte das Mädchen zu Alan: »Mir will scheinen, Ihr seid recht offenherzig gewesen.«
    »Stimmt«, sagte Alan, »aber siehst du, ich sehe mir die Leute an, mit denen ich spreche.«
    »Ich würde Euch nie verraten«, sagte die Kleine, »falls Ihr das im Sinn habt.«
    »Nein«, sagte er, »so siehst du nicht aus. Aber soll ich dir sagen, was du bestimmt tun würdest? Du würdest uns helfen, wenn du könntest.«
    »Das kann ich ja nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »nein, das kann ich ja nicht.«
    »Richtig«, sagte Alan, »aber wenn du es könntest ...«
    Darauf antwortete das Mädchen nicht.
    »Schau her, Kleine«, fuhr Alan fort, »es gibt hierzulande doch gewiß Boote. Als wir vorhin am Ufer entlanggingen, habe ich mindestens zwei am

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