Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
Vom Netzwerk:
Hörweite waren, richtete er sich wieder auf und schlug einen Weg ein, der nach Osten führte.
    Ich konnte nicht begreifen, was er vorhatte, und ich war auch so bitter enttäuscht, daß mir in diesem Augenblick alles gegen den Strich ging. Noch vor kurzem hatte ich davon geträumt, wie ich bei Mr. Rankeillor anpochen und, gleich dem Helden in einem Epos, mein Erbteil fordern würde. Und jetzt war ich wieder zu einem verfolgten Landstreicher, einem Verbrecher geworden, der am falschen Ufer des Forth umherirrte.
    »Was nun?« fragte ich.
    »Ja, was nun?« wiederholte Alan. »Sie sind doch nicht so dumm, wie ich angenommen hatte. Wir müssen über den Forthfluß, Davie, und der ist angeschwollen von dem vielen Regen, der in den Bergen gefallen ist.«
    »Weshalb gehen wir jetzt nach Osten?« fragte ich.
    »Ach, auf gut Glück«, antwortete Alan, »wenn wir nicht über den Fluß können, müssen wir sehen, wie wir an der Bucht weiterkommen.«
    »Im Fluß gibt es Furten«, sagte ich, »in der Bucht aber nicht.«
    »Richtig, es gibt Furten, sagte Alan, »es gibt sogar eine Brücke, aber was nützt uns das, wenn die Übergänge bewacht werden?«
    »Schön«, sagte ich, »aber durch den Fluß kann man schwimmen.«
    »Ja, wenn man schwimmen kann«, gab er zurück. »Ich weiß aber. nicht, ob einer von uns beiden dazu imstande ist. Was mich anbelangt, ich benehme mich im Wasser wie ein Stein.«
    »Ich weiß Euch darauf nicht viel zu antworten, Alan«, sagte ich, »aber soviel ich sehen kann, würden wir an der Bucht sozusagen vom Regen in die Traufe kommen. Wenn es schon schwer ist, einen Fluß zu überqueren, wieviel schwerer wird es sein, über das Meer zu kommen.«
    »Aber wenn ich mich nicht sehr irre, gibt es doch so etwas wie Boote«, sagte Alan.
    »Ja, und es gibt auch so etwas wie Geld«, sagte ich, »da wir aber weder das eine noch das andere besitzen, brauchte beides für uns nicht erfunden zu sein.«
    »Meinst du?« sagte Alan.
    »Ja, das meine ich«; sagte ich.
    »David«, sagte Alan, »dir fallt auch gar nichts ein, und kleinmütig bist du auch. Laß mich nur ordentlich nachdenken. Wenn ich kein Geld erbetteln und auch keins borgen oder ein Boot stehlen kann, dann werde ich uns eben eins bauen.«
    »Ich sehe schon, was Ihr vorhabt«, antwortete ich, »aber ich sehe noch mehr: Wenn wir über eine Brücke gehen, die kann hinterher nichts verraten, wenn wir aber in einem Boot die Bucht überqueren, dann ist das Boot nachher drüben, an der falschen Seite jemand muß es da hingebracht haben, und die ganze Gegend gerät in Aufregung.«
    »Junge«, schrie Alan, »wenn ich uns ein Boot baue, dann werde ich auch jemand finden, der es zurückrudert. Laß mich also mit dem Gerede in Frieden und geh jetzt weiter, das ist alles, was du tun sollst; das Nachdenken überlasse getrost deinem Freund Alan Breck.«
    So wanderten wir die ganze Nacht durch den nördlichen Teil des Marschlandes, unterhalb der hohen OchilBergkette, an den Ortschaften Alloa, Clackmannan und Culross vorbei, die wir wohlweislich umgingen. Gegen zehn Uhr morgens langten wir, sehr hungrig und müde, in dem kleinen Flecken Limekilns an. Die Ortschaft liegt dicht am Strande, und man kann von dort aus über die HopeBucht nach der Stadt Queensferry hinübersehen. Aus den Schornsteinen der beiden Orte, diesseits und jenseits, stieg Rauch auf, ebenso aus den abgelegenen Weilern und Gehöften. Auf den Feldern wurde die Ernte eingebracht. Zwei Schiffe lagen vor Anker, und auf dem Hope glitten Boote hin und her.
    Alles in allem war das ein erfreulicher Anblick. Gar nicht satt sehen konnte ich mich an den anmutigen, wohlbestellten grünen Hängen und an den fleißigen Menschen auf den Feldern und auf dem Wasser.
    Vor allen Dingen aber stand gegenüber, an der Südküste, Mr. Rankeillors Haus, in dem zweifellos Reichtümer für mich bereitlagen. Doch ich saß hier, an der Nordküste, war äußerst ärmlich und wunderlich gekleidet, hatte von meinem ganzen Vermögen noch drei Silbermünzen in der Tasche, auf meinen Kopf war ein Preis ausgesetzt, und mein einziger Freund und Begleiter war vogelfrei, war ein geächteter Mann.
    »Ach, Alan«, rief ich, »stellt Euch nur vor, da drüben erwartet uns alles, was unser Herz begehrt. Die Vögel des Himmels überfliegen die Bucht, Boote fahren hinüber, wer Lust hat, kann auf die andere Seite, nur ich darf es nicht. Ist das nicht zum Weinen?«
    In Limekilns gingen wir in einen kleinen Gasthof, der als solcher nur an der Inschrift

Weitere Kostenlose Bücher