Entfuehrt von einem Prinzen
Ram sie wieder auf. „Okay, wie wär’s mit einem Picknick? Ich verspreche, alles zu erzählen.“
Er hatte eine Decke und alle Utensilien für ein Picknick mitgebracht. Aus den Satteltaschen zauberte er die herrlichsten Köstlichkeiten hervor, die er und Mia sich auf einer Bank schmecken ließen. Dabei erzählte er von der kleinen Leila, mit der er seine ansonsten einsame Kindheit verbracht hatte. Die Familien hatten ihre Heirat beschlossen, doch bevor es dazu kommen konnte, starb Leila auf tragische Weise.
„Ich hatte Leila seit meiner Kindheit nur zweimal gesehen.“
„Nur zweimal?“, fragte Mia erstaunt nach.
„Ja. Als Westeuropäerin erscheint dir das System arrangierter Ehen wahrscheinlich seltsam, aber hier in Ramprakesh ist es noch immer weit verbreitet. Unsere Eltern hatten schon früh vereinbart, uns miteinander zu vermählen, wenn wir erwachsen wären.“
„Du hast dir das einfach gefallen lassen?“
„Ich kannte es ja nicht anders“, erklärte er.
„Und was hielt Leila davon?“
„Sie hielt sich natürlich für das glücklichste Mädchen der Welt …“
Ram verschluckte sich, als Mia ihm einen Klaps gab. Sie wartete, bis er sich wieder erholt hatte, bevor sie fragte: „Und welche Gefühle bringst du Leila mittlerweile entgegen?“
„Ich bin traurig, weil sie so jung sterben musste.“
Verständnisvoll nickte sie. Auch ihr tat das Mädchen leid, dass dazu erzogen worden war, einmal Königin zu werden. Leila hatte ganz sicher nicht die Freiheiten gehabt, die Mia als selbstverständlich erachtete. In diesem Moment wurde ihr bewusst, wie glücklich sie sich schätzen konnte. Sie beschloss, ihre Karriere als Innenarchitektin definitiv wieder aufzunehmen, auch wenn sie die Ausschreibung für Rams Projekte nicht für sich entscheiden konnte.
Sie konnte auch ohne Ram leben …
„Sag mal, wie denkst du denn inzwischen über arrangierte Ehen?“, fragte sie schließlich.
„Ich werde das System abschaffen. Schließlich habe ich mir vorgenommen, Ramprakesh ins einundzwanzigste Jahrhundert zu führen. Viele alte Zöpfe werden dran glauben müssen.“
„Klingt gut.“ Mia schwieg eine Weile lang nachdenklich. „Eins verstehe ich noch nicht: Wieso hat Leilas Tod dich so verbittert? Natürlich war es tragisch, dass sie so jung sterben musste, aber es war doch nicht deine Schuld.“
„Sie ist an einer tückischen Krankheit gestorben. Ganz plötzlich. Der Mann, den du am Kai kennengelernt hast, ist Leilas Vater. Er führt die Regierungsgeschäfte, bis ich eine demokratisch gewählte Regierung einführe. Schon bald nach Leilas Tod hat er mir andere mögliche Heiratskandidatinnen vorgeschlagen.“
„Wahrscheinlich wollte er verhindern, dass du das Land verlässt.“
„Nein, er war nur daran interessiert, Mädchen vorzuschlagen, deren Familien er manipulieren konnte.“
„Dann wäre es hier immer so weitergegangen mit der Korruption.“
„Du hast es erfasst, Mia.“ Zärtlich streichelte er ihre Wange.
„Um das zu verhindern, hast du Ramprakesh verlassen. Und als Leilas Vater mich mit dir gesehen hat, hielt er mich für die neue Königin. Vielleicht hat er sich schon überlegt, wie er mich manipulieren könnte.“
Ram lachte herzlich. „Bei dir würde er auf Granit beißen. Das geschähe ihm ganz recht.“
Mia lächelte trocken, wurde aber gleich wieder ernst. „Es gibt hier aber auch noch andere Menschen, Ram. Hast du nicht gemerkt, wie sehr sie an dir hängen? Du darfst sie nicht enttäuschen. Und das eine oder andere Fest musst du ihnen auch gestatten. Sie können ja nichts dafür, dass dieser Mann den Empfang nur organisiert hat, um ihnen Sand in die Augen zu streuen.“ Herausfordernd blickte sie ihn an.
„Kluge Mia.“
„Ich glaube, wir sind beide erwachsen geworden.“ Sie lehnte sich zurück. Wenigstens wusste sie jetzt, dass Rams Herz keiner anderen Frau gehörte. Also konnte sie doch hoffen, oder? Sie schloss die Augen.
Neben ihr streckte Ram die Beine aus. „Da du schon einmal hier bist, könnte ich eine Hochzeit für dich arrangieren“, schlug er leise vor.
Sofort richtete sie sich wieder auf und sah ihn an. Sexy lächelnd wartete er auf ihre Reaktion. „Mich kannst du aber nicht vorschicken, damit die hohen Herren nicht merken, dass du demokratische Parlamentswahlen durchführen lässt. Ich suche mir meinen Mann selbst aus.“ Für sie kam nur ein Mann infrage, doch daraus konnte nichts werden. „Vielleicht heirate ich auch gar nicht.“
Ram stieß einen
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